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3.3 Gerontologie Andreas Kruse 3.3.1 Aufgabengebiet

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Gerontologie kann allgemein definiert werden als Wissenschaft des Alters und Alterns ( Kap. 5.1). Ihr Gegenstand umfasst die Beschreibung, Erklärung und Gestaltung des Alters als Lebensabschnitt und Ergebnis des Älterwerdens, der Position der alten Menschen in der Gesellschaft, der Prozesse und Mechanismen, die zum Alter führen und diesem zugrunde liegen, wie auch der für das Alter und das Älterwerden relevanten Umwelten und Institutionen. Die Gerontologie ist von ihrem Grundverständnis her eine interdisziplinäre Wissenschaft, die Fragestellungen, Theorien, Konzepte und Methoden aus sehr unterschiedlichen Grunddisziplinen aufgreift und diese ihrem Gegenstand entsprechend spezifiziert und integriert. Entsprechend werden Alter und Altern als multidimensionale Phänomene aufgefasst, die jeweils nur in bestimmten Aspekten erfasst werden können, die zum Teil sehr unterschiedlichen Entwicklungsverläufen folgen.

Historisch ist die Entwicklung der Gerontologie zu einer gegenüber Medizin und Biologie eigenständigen Wissenschaft eng verknüpft mit der Kritik der in diesen Disziplinen lange Zeit dominanten globalen Defizitmodelle, die Altern auf (vermeintlich) universelle biologisch-physiologische Abbauprozesse reduzieren. Demgegenüber beschäftigt sich die Gerontologie sowohl mit Risiken und Schwächen als auch mit möglichen Chancen und Stärken des Alters, Alternsprozessen im Sinne von Entwicklungsverlusten wie Alternsprozessen im Sinne von Entwicklungsgewinnen, Altersschicksalen im Sinne von für die Betroffenen unabänderlichen Entwicklungsverläufen wie Alternsstilen im Sinne von Entwicklungsoptionen und intentional angestoßenen Veränderungsprozessen ( Kap. 5.6 und Kap. 5.7).

Gerontologie als Wissenschaft zielt weniger auf die Identifikation universeller und für ein Verständnis von Alter und Altern hinreichender Merkmalszusammenhänge, Mechanismen und Gestaltungsmöglichkeiten bzw. die Formulierung von Theorien mit entsprechendem Gültigkeitsanspruch, was vor dem Hintergrund ihres umfassenden Gegenstands und der vorliegenden Forschungsergebnisse als prinzipiell nicht möglich angesehen wird, charakteristisch für die Gerontologie ist vielmehr eine differenzielle Perspektive, die die Heterogenität des Alters und Alterns explizit in den Blick nimmt, nicht lediglich an Alter(n)snormen, sondern stärker an Alter(n)sformen interessiert ist.

Praxishandbuch Altersmedizin

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