Читать книгу Praxishandbuch Altersmedizin - Группа авторов - Страница 35

3.3.2 Wo wirkt Gerontologie anwendungsbezogen?

Оглавление

Entsprechend ihrem umfassenden Verständnis von Alter und Altern und den sehr unterschiedlichen Grunddisziplinen hat die Gerontologie zahlreiche Anwendungsfelder. Erwähnt sei an dieser Stelle zunächst, dass gerontologische Erkenntnisse auf die einzelnen Grunddisziplinen zurückwirken und so zur Weiterentwicklung dieser Disziplinen und ihrer Anwendungsfelder beitragen. Hier sei exemplarisch verwiesen auf die Alterspsychotherapie, die Geriatrie, die Gerontopsychiatrie und die Gerontopsychosomatik ( Kap. 3.1 und Kap. 3.2), die sich unter ein umfassendes Verständnis von Gerontologie als Wissenschaft von Alter und Altern subsumieren lassen (auch wenn dies nicht in jedem Falle dem Selbstverständnis der diese Disziplinen vertretenden Forschungspersönlichkeiten entspricht). In diesem Sinne kann sowohl grundlagenwissenschaftliche als auch anwendungsbezogene Forschung in der Gerontologie wesentlich zu einer Verbesserung der Prävention, Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation altersmedizinisch relevanter Störungsbilder und bzw. Syndrome beitragen. Exemplarisch seien an dieser Stelle die im Teil II und III dieses Buches detailliert dargestellten Syndrome Demenz (und leichte kognitive Beeinträchtigung), Depression und Suizidalität, somatoforme Störungen, Störungen der Paar- und Familienbeziehungen und soziale Isolation genannt ( Kap. 1416, Kap. 21, Kap. 23 und Kap. 38).

Die in der Gerontologie gewonnenen Erkenntnisse über Potenziale des Alters und die Gestaltbarkeit von Entwicklungsprozessen im Alter sind für die Altenhilfe und geriatrische Pflege von grundlegender Bedeutung. Dies sowohl unter präventiven wie unter rehabilitativen Gesichtspunkten. Wenn gerontologische Untersuchungen etwa die Effektivität und Nachhaltigkeit von Interventionen zur Förderung geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit im Alter verdeutlichen, wenn etwa die Verwirklichung von Generativität, im Sinne eines Engagements für andere, als ein zentrales Bedürfnis alter Menschen nachgewiesen wird, wenn etwa gezeigt werden kann, dass auch bei weiter fortgeschrittener Demenz noch von einem differenzierten emotionalen Erleben auszugehen ist, dann hat dies unmittelbare Implikationen für die Sozialraumgestaltung und die Entwicklung von Betreuungs- und Versorgungsangeboten ( Kap. 5.8).

Die in der Gerontologie gewonnenen Erkenntnisse über den Verlauf und die Gestaltbarkeit von Alternsprozessen sind gerade auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels für die zukünftige Tragfähigkeit sozialer Sicherungssysteme, die Wahrung intergenerationeller Solidarität und die Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit der Volkswirtschaft von hoher Relevanz ( Kap. 2). Alternde Gesellschaften können es sich auf Dauer nicht leisten, bestehende Potenziale des Alters nicht zu nutzen und deren Entwicklung nicht zu fördern. Entsprechend ist in der Beratung von Unternehmen, die sich auf ältere Belegschaften einstellen müssen, wie auch in der Politikberatung – auf kommunaler Ebene wie auf Landes- und Bundesebene – ein zentrales Anwendungsfeld gerontologischer Forschung zu sehen. Der Gerontologie kommt hier insbesondere die Aufgabe zu, (Fehl-)Entwicklungen zu erkennen, Szenarien zu entwickeln und in Form von Handlungsempfehlungen Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

In einer alternden Gesellschaft beschränkt sich aber die Aufgabe der Gerontologie nicht allein darauf, zur Entwicklung und Nutzung von Potenzialen beizutragen. Eine anwendungsorientierte Gerontologie hat auch die Aufgabe, für die Verletzlichkeit (Vulnerabilität) des sehr hohen Alters zu sensibilisieren und zu einem angemessenen Umgang mit dieser beizutragen.

Praxishandbuch Altersmedizin

Подняться наверх