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Erfahrung

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E. stellt die elementarste ↗ Form des Erkennens mit allen zur Verfügung stehenden physiologischen Sinnen dar. E.en sind Grundlage menschlicher (↗ Mensch) Wissensgenerierung und sozialen Verstehens (↗ Sozialraum), somit also aller Erlebniszusammenhänge, die je spezifische E.sräume (↗ Räume) konstituieren. Das Konzept des konjunktiven E.sraums geht auf den Soziologen Karl Mannheim (1893–1947) zurück, der damit an Überlegungen des Sinnesphysiologen (↗ Sinn) Victor von Weizsäcker (1886–1957) zum konjunktiven Erkennen und E.sraum anschließt. Es bezeichnet eine Gemeinschaft von Personen, die wesentliche Aspekte einer Weltanschauung (↗ Anschauung) aufgrund von E.en teilen. E.en sind als eine über ↗ Wahrnehmungen vermittelte existentielle (↗ Ekstase) Beziehung (↗ Relation) zwischen Subjekt und Objekt zu begreifen, die nicht nur begriffliches Erkennen bzw. theoretisches (↗ Theorie) ↗ Wissen, sondern die existentielle ↗ Aneignung des Objektes (sog. Kontagion) umfasst. Es handelt sich nach Mannheim (1980, 211) um ein konjunktives, also perspektivisches (↗ Perspektive), standortgebundenes Erkennen „auf Grund verwandter Ausgangspunkte“. Mit wachsender Teilnehmerzahl wird die ‚Wir-E.‘ eines konjunktiven E.sraums über ↗ Sprache objektiviert (↗ Verdinglichung), bleibt aber dennoch erfahrungsgebunden. Erstmals näher ausgeführt wird das Konzept in den 1920er Jahren im Rahmen konzeptioneller Überlegungen zu einer Kultursoziologie. In kritischer Abgrenzung zu historisch-soziologischen Perspektiven auf ↗ Kultur betont Mannheim eine Perspektive der Teilnahme (↗ Gemeinschaft) und fokussiert die ↗ Differenz zwischen subjektiv gemeintem Sinn und der kollektiven Sinnstruktur (↗ Struktur) des beobachteten ↗ Handelns, um den methodologischen Individualismus eines subjektiven Sinnverstehens nach Wilhelm Dilthey (1833–1911) und Max Weber (1864–1920) zu überwinden. Methodologisch ist die konjunktive Gebundenheit (von Forschenden und Beforschten) an E.sräume ein zentraler Aspekt rekonstruktiver Sozialforschung wie sie von Ralf Bohnsack (2010) für die dokumentarische Methode ausgearbeitet wird. Grundlagentheoretisch ist sie für die Perspektive auf E.sräume von Generationen zentral, etwa zur Erforschung erfahrungsraumgebundener Orientierungen von Wissenschaftsgenerationen (Sparschuh 2005) oder Medienpraxiskulturen jüngerer und älterer Generationen (Schäffer 2003).

Literatur: Barboza 2009.

Barboza, Amalia (2009): Karl Mannheim, Konstanz.

Bohnsack, Ralf (82010): Rekonstruktive Sozialforschung, Opladen [1991].

Mannheim, Karl (1980): Eine soziologische Theorie der Kultur und ihrer Erkennbarkeit, in: ders.: Strukturen des Denkens, Frankfurt a. M., 155–322 [1924].

Schäffer, Burkhard (2003): Generationen – Medien – Bildung, Opladen.

Sparschuh, Vera (2005): Von Karl Mannheim zur DDR-Soziologie, Hamburg.

Olaf Dörner

Lexikon Raumphilosophie

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