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Ergodik

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E. ist ein Konzept der Rezeption und ↗ Performanz von ↗ Schrift, das 1997 von Espen Aarseth in dem Buch Cybertext. Perspectives on Ergodic Literature eingeführt wird und das sich auf die Tatsache bezieht, dass eine bestimmte Art von ↗ Text, die er ‚Cybertext‘ (↗ Cyberspace) nennt, vom Rezipienten eine nichttriviale ↗ Arbeit (gr. ergon) erfordert, um sich durch sie einen ↗ Weg (gr. hodos) zu bahnen oder zu schaffen. Aarseth (2008, 204) spricht davon, dass diese Texte „durchquer[t]“ werden. Der Begriff der E. ist der Physik entlehnt, wo Ergodizität eine Eigenschaft dynamischer Systeme ist, die sich auf das mittlere Verhalten dieser Systeme bezieht (Birkhoff 1931). Konzeptuell lässt sich der resultierende ergodische Raum allerdings eher als eine Erweiterung des hodologischen Raums ↗ Hodologie) verstehen, wenn dies auch bei Aarseth nicht explizit gemacht wird. Ergodische Texte zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht nur navigierbar (↗ Navigation) sind, sondern vom Rezipienten konkrete Entscheidungen zwingend erfordern. Anders als bei linearen (↗ Linie) Texten ist der dadurch zurückgelegte Weg nicht in jedem Fall identisch: „[T]he experienced sequence of signs does not emerge in a fixed, predetermined order decided by the instigator of the work, but is instead one actualization among many routes within what we may call the event space of semio-logical possibilities“ (Aarseth 1999, 33). Die Struktur ergodischer Texte entspricht damit weitgehend der eines multikursalen ↗ Labyrinthes. Primäre Beispiele für Texte, die eine E.struktur aufweisen, sind neben älteren Werken wie dem chinesischen I Ging, das in seiner heutigen Variante aus dem 7. Jh. stammt, v.a. Hypertextfiktionen, Multi-User-Dungeons und Computerspiele (↗ Ebene). Kritiker von Aarseths Konzept, wie James Newman (2008, 445), betrachten es allerdings als zu pauschal, da insbesondere Computerspiele auch aus einer großen Zahl nichtergodischer Elemente bestehen.

Literatur: Aarseth 1994; Walters 1982.

Aarseth, Espen J. (1994): Nonlinearity and Literary Theory, in: Hyper/Text/Theory, hg. v. G. P. Landow, Baltimore, 51–86.

Ders. (1999): The Temporality of Ergodic Art, in: Cyberspace Textuality, hg. v. M.-L. Ryan, Bloomington/Indianapolis, 31–41.

Ders. (2008): Cybertext, in: Reader Neue Medien, hg. v. K. Bruns u. R. Reichert, Bielefeld, 203–211 [engl. 1997].

Birkhoff, George D. (1931): Proof of the Ergodic Theorem, in: Proceedings National Academic Society 17, 656–660.

Newman, James (2008): Der Mythos des ergodischen Videospiels, in: Reader Neue Medien, hg. v. K. Bruns u. R. Reichert, Bielefeld, 442–457 [amerik. 1997].

Walters, Peter (1982): An Introduction to Ergodic Theory, New York.

Sebastian Domsch

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