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Eros

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E. (vom gr. Namen des Gottes der ‚begehrlichen Liebe‘) bezeichnet die ↗ Liebe in Akzentuierung von ↗ Leib und ↗ Ekstase sowie das in ihr angelegte schöpferische Streben der Seele zur Idee des Schönen. E. als Gottheit des griechischen ↗ Mythos entsteht nach Hesiods Theogonie des frühen 6. Jh.s v. Chr. aus dem ↗ Chaos, einer der Raumlosigkeit analogen ↗ Chora. Die Geburt ↗ Geworfenheit) von E. bildet damit die ↗ Übertragung einer ↗ Kraft in den ↗ Raum. Mit Platons (427–347 v. Chr.) Symposion (189c2–193d5) findet E. als Begriff Eingang in die Philosophie: Die in Platons Dialog gegebene Begriffsbreite wird vom philosophisch orientierten Anthropologen Ludwig Klages (1872–1956) als ‚kosmogonischer E.‘ zusammengefasst und dabei in seiner räumlichen Dimension akzentuiert: Nach Klages (1922) umfasst dies die Verein(ig)ung des Getrennten und das Nähern aus ↗ Ferne. Durch seine ↗ Richtung übersteigt der E. einen reinen Sexualtrieb, insofern er nicht auf sich selbst gerichtet ist, sondern einem Gegenüber entgegenstrebt und damit nach Klages zum E. der Nähe wird. Aus dieser Nähe heraus vollzieht sich die Aufhebung der ↗ Grenze von Entitäten unmittelbar gegenwärtiger ↗ Anwesenheit gegenüber einer universalen ↗ Ordnung. In der frühen Triebtheorie von Sigmund Freud (1856–1939), wie er sie 1915 in Triebe und Triebschicksale darlegt, fungiert E. als dem Todestrieb (↗ Tod) entgegengesetzte, formende Größe des Seelenlebens. Ähnlich bestimmt der Religionsphilosoph Paul Tillich (1886–1965) den E.- und Machttrieb ↗ Macht) als vorantreibende Kraft der ↗ Geschichte. Seine für den theistischen Glauben postulierte Verknüpfung von griechischem E. und neutestamentarisch geprägter Agape (von gr. agapao, für ‚lieben‘, ‚schätzen‘ oder ‚mit etwas zufrieden sein‘) konstatiert eine Ganzheit, die ebenso für die Formung geschichtlicher Wirklichkeit geboten ist. Die einseitige Betonung des E. sowie die Behandlung des Endlichen als Unendliches (↗ All) bedingt dessen destruktives Potential, das Tillich (1926) das ‚Dämonische‘ (von gr. daimon, für ‚das personifizierte, auch positive Schicksal‘) nennt und in christlicher Negativkonnotation außerhalb des ↗ heiligen Raums lokalisiert sei. Nicht E. selbst manifestiert das Unbegrenzte, sondern in ihm vollzieht sich das Streben ins Unbegrenzte. So stößt E. als geschichtlicher ↗ Vektor in dem Moment an seine Grenzen, in dem er sein Telos verliert und dabei zum Selbstzweck, zum in diesem Sinne dämonischen Machttrieb wird. Die schöpferische Dimension des E. dagegen begründet die Transzendenz von Gegenwärtigem in Raum und ↗ Zeit zur Ideen- und Vorstellungswelt platonischer Lesart.

Literatur: Clemens/Schabert 2001; Frost 2008.

Clemens, Detlev/Schabert Tilo [Hg.] (2001): Kulturen des Eros, München.

Frost, Bettina von der (2008): Eros im sakralen Raum, Bamberg.

Klages, Ludwig (1922): Vom kosmogonischen Eros, München.

Tillich, Paul (1926): Das Dämonische, Tübingen.

Lars Straehler-Pohl

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