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Globalisierung

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Mit dieser, wenn man so will, Transportrevolution des 19. Jahrhunderts, die den schnelleren und kostengünstigeren Austausch von Waren, Tieren oder Menschen ermöglichte, trat der im Gefolge der europäischen Expansion ablaufende Columbian Exchange in eine weitere Stufe der Dynamik ein. Dieser von dem amerikanischen Historiker Alfred W. Crosby in den 1970er-Jahren geprägte Begriff beschreibt eine Art, wie er es nennt, „ökologischen Imperialismus“, einen Prozess, bei dem sich seit den Entdeckungsfahrten des Kolumbus bis dahin völlig getrennte Ökosysteme vermischt haben, sodass nun Pferde und Rinder, Äpfel und Tomaten oder Kartoffeln und Mais, aber auch Tuberkulose, Gelbfieber und Syphilis überall auf der Welt zu finden sind. Der Einfluss von zunächst jeweils für Eurasien und Amerika noch neuartigen Waren und Produkten, der Austausch auf dem Gebiet von Flora und Fauna bis hin zu Mikroben mit den daraus erwachsenden Konsequenzen, das alles waren Riesenschritte auf dem Weg zu einer globalen Welt. Da die Wechselwirkungen für den enormen interkontinentalen Austausch nach Cook und La Pérouse ebenso auf Australien und den pazifischen Raum wie überhaupt auf die ganze östliche und westliche Hemisphäre zutreffen, so könnte man in Analogie zu Crosby problemlos den zugegeben etwas schwer von der Zunge gehenden Begriff cook-pérousescher Austausch neben den des Columbian Exchange stellen. Denn diese Wechselwirkungen stellen Prozesse dar, deren Auswirkungen sich im Grunde keine Gesellschaft auf der Erde mehr zu entziehen vermag. Ihre Ursprünge jedoch liegen in den von den Europäern initiierten Ozeanfahrten, die erst durch ganz spezielle ökonomisch-technologische Rahmenbedingen ermöglicht wurden.

Da, wie vielleicht deutlich wurde, die Weltdurchdringung europäisch geprägt worden ist, hat die Benennung der Welt mit europäischen Begriffen und Namen zu einem klaren Ergebnis geführt: Es ist eine Welt entstanden, die zumindest aus europäischen Augen in einem europäischen Deutungshorizont verortet ist. Technologisch war es die Verbindung von Navigations-Know-how und transportabler Gewalt, konkret von Navigationswissen, Feinmechanik und Schiffskanonen, die Europas Dominanz für einen langen Zeitraum über die Welt ermöglichte. Das alles hat sich gewandelt und wird sich weiter wandeln. Dass die Exploration der Welt hauptsächlich zur See geschah, darauf sind die maritim geprägten Europäer bis heute stolz, was sich auch an vielfältigsten Erinnerungstechniken wie etwa der Segelromantisierung und Seefaszination oder den Marinemoden und Windjammerparaden ablesen lässt. Aber die Geschichte hat ja mitunter auch Alternativen zu bieten: Die Seeaktivitäten am Beginn der Ming-Dynastie sind bereits kurz angerissen worden. Was wäre wohl passiert, wenn die schiffsbautechnisch und nautisch enorm hoch entwickelten Seetraditionen des Reichs der Mitte nicht einfach abgebrochen wären und China seine Seeaktivitäten kontinuierlich weiterausgebaut hätte? Sicherlich hätte das Reich der Mitte die Welt aus seiner Sicht „entdeckt“ und bezeichnet. Wie hieße wohl heute Amerika? Der Zhèng-Hé-Kontinent oder Nord- und Süd-Ming? Wer weiß?

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