Читать книгу Europa - Группа авторов - Страница 43

Europäische Erinnerungen

Оглавление

Bereits seit dem 16. Jahrhundert spielt das Symboljahr 1492 eine zentrale Rolle im europäischen Erinnerungskanon. Die Landung von Kolumbus auf den Antillen steht paradigmatisch für den Drang nach Wissen und die Bereitschaft, eigene Wahrnehmungshorizonte zu überwinden. Denn Kolumbus erste Reise brachte im Lauf der Zeit die Sicherheit, dass der Atlantische Ozean befahrbar ist. So eignen sich das Jahr 1492 und die Person des Kolumbus besonders gut, um Europa als eine Wissensgemeinschaft zu inszenieren. Die Erinnerung an Vasco da Gama schreibt sich ebenfalls in diesen Diskurs ein, war doch die Bewältigung der Meere und besonders die Überwindung des Kaps der Guten Hoffnung nur dank der Wissensvermehrung auf nautischer, kartografischer und mathematischer Ebene möglich. Wie aber gelang es, die nationalen Mythen von Kolumbus und da Gama nach Europa zu exportieren?

Es waren dabei vor allem Schriftsteller wie Gonzalo Fernández de Oviedo in seiner Historia general y natural de las Indias, Bartolomé de las Casas in Historia de las Indias oder Petrus Martyr von Anghiera in De Orbe Novo Decades, die in ihren Werken die Bedeutung der Entdeckung Amerikas für Europa herausarbeiteten. Anghiera etwa schreibt in seinem Werk: „Spanien verdient in unserem Zeitalter besondere Anerkennung dafür, dass es so viele Tausend bislang unbekannter Antipoden für die europäischen Völker entdeckt und den Wissenschaftlern reichen Stoff zur Bearbeitung geliefert hat.“5 Als europäische Referenz steht Kolumbus also im Dienst der Wissenschaft: Seine bedeutendste Errungenschaft besteht in der Erfahrung neuer Welten, die europäische Wissenserweiterung ermöglichte.

Auch die Entdeckung des Seewegs nach Indien erlangte schon im 16. Jahrhundert europäische Brisanz. Exemplarisch hierfür ist die 1514 in Rom aufgeführte Komödie Trophea von Bartolomé de Torres Naharro. Das Stück war Teil des feierlichen Empfangs von König Manuel I. durch Papst Leo X. In diesem Stück kehrt Claudius Ptolemäus auf die Erde zurück, um die Tatsache zu bestreiten, König Manuel I. habe Länder entdeckt, die der Kosmograf in seinem Werk nicht erwähnt habe. Im ersten Teil erzählt Fama dem ungläubigen Ptolemäus von den Entdeckungen und Eroberungen im Dienst des portugiesischen Königs – vor allem die Eroberung Indiens – und wird dabei nur von den staunenden Ausrufen des Ptolemäus unterbrochen. Solch glorreiche Taten, schließt Fama, lassen die Erinnerung an frühere Herrscher im dunklen Schatten verschwinden.6

Europa

Подняться наверх