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Diejenigen, die nicht einverstanden waren

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Die andersdenkenden Stimmen waren erstaunlich selten. Erasmus von Rotterdam betonte gern, dass die Christen seiner Zeit schlimmer als die Türken und die von den christlichen Fürsten gegen den Sultan geführten Kriege nicht immer vorbildlich seien. Doch, wenn sich die christliche Welt endlich regenerieren könnte, dann würde es sich wirklich lohnen, meint auch Erasmus, allesamt nach Jerusalem aufzubrechen. Drei Jahrhunderte zuvor war Franz von Assisi noch weiter gegangen: Er hatte das Lager der Kreuzfahrer erreicht, die Damiette belagerten, um jedoch unbewaffnet vor den Sultan und dessen Gelehrte hinzutreten, um mit ihnen zu debattieren. Als Mann seiner Zeit war er natürlich überzeugt, dass wir recht und sie unrecht hatten, wie es in den Heldenliedern hieß, die Franz so sehr liebte. Aber seine Initiative bedeutete, dass man sie mit dem Wort und nicht mit dem Schwert bekehren müsse. Kaiser Friedrich II. dachte das auf seine Weise ebenfalls, er, der, vom Papst gezwungen, ins Heilige Land aufbrach, mit Sultan al-Kamil (eben dem, der Franz von Assisi höflich wieder weggeschickt und als „heiligen Mann“ bezeichnet hatte) sofort in Verhandlungen eintrat und erreichte, dass Jerusalem zur offenen Stadt unter christlicher Verwaltung erklärt wurde. Doch Friedrich II. und al-Kamil wurden öffentlich ge-schmäht, weil sie es gewagt hatten, ein Abkommen abzuschließen. Die Mehrheit der Öffentlichkeit sowohl in der Christenheit als auch in der muslimischen Welt verlangte von ihren Herrschern etwas anderes.

Mit einem Wort: Die kritischen Stimmen waren immer in der Minderheit. In Spanien konnte deshalb auch Johannes von Segovia (um 1395 – 1458), Doktor der Universität Salamanca und Übersetzer des Korans, erklären, dass es zwar den Muslimen gestattet sei, den Dschihad einzusetzen, die Christen jedoch einen anderen Weg aufzeigen und ein einseitiges Friedensangebot aussprechen sollten, gefolgt von einer Konferenz der Weisen. Doch die katholischen Könige waren mit dem Erfolg der Reconquista zu sehr beschäftigt, um ihm Gehör zu schenken. Granada, die letzte muslimische Stadt, fiel 1492, in dem verhängnisvollen Jahr, in dem die Juden aus Spanien vertrieben wurden und Christoph Kolumbus mit dem Traum in See stach, mit Schätzen beladen aus Indien zurückzukehren, um eine weitere Expedition ins Heilige Land zu finanzieren. Halten wir fest, dass es keine Kreuzzüge gegen die indigenen Bevölkerungen Amerikas gegeben hat. Denn die Kirche verfügte fast sofort, dass die Indios Menschen seien, die Rechte besaßen und nicht daran schuld waren, wenn sie keine Christen waren (die Bulle Veritas ipsa von Papst Paul III., 1537). Man darf nicht vergessen, dass die Christenheit schon an zwei Fronten mobilisiert war, im Mittelmeer und auf dem Balkan, gegen das Osmanische Reich, diesen imponierenden Feind, während eine dritte, von der Reformation eröffnete Front sie im Inneren zerriss: Das waren schon Kreuzzüge genug.

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