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Die Gespenster der Sklaverei

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Die Sklaverei und der Sklavenhandel über den Atlantik wurden lange totgeschwiegen. Inzwischen steht das Thema in Afrika, aber auch in den ehemaligen Sklavenhaltergesellschaften Europas und Amerikas auf der öffentlichen Tagesordnung. Dieses späte Erwachen verweist auf zweierlei, zum einen auf die Schwierigkeit, Verantwortung für den früheren Menschenhandel zu übernehmen, zum anderen aber auf die gesellschaftliche Marginalisierung, die das Schicksal zahlreicher Nachfahren von Sklaven blieb.

Porträt der in Antwerpen im Haus des portugiesischen Händlers João Brandão lebenden Sklavin Katherina. Silberstiftzeichnung auf Papier von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1521.

Vom 16. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden ungefähr zehn Millionen Menschen von europäischen und amerikanischen Sklavenhändlern aus subsaharischen afrikanischen Ländern nach Amerika verbracht. Mehr als drei Jahrhunderte lang verband der Sklavenhandel drei Kontinente miteinander: Die meisten Staaten Westeuropas sowie die einzelnen Staaten West- und Zentralafrikas waren daran beteiligt. Die verschiedenen Regionen des amerikanischen Kontinents haben von diesen leibeigenen Arbeitskräften afrikanischer Herkunft profitiert. Seit einigen Jahrzehnten spielen die Geschichte dieses transatlantischen Handels und zugleich die Erinnerung an ihn eine immer größere Rolle im öffentlichen Diskurs nicht nur in Europa, sondern auch in Afrika und Amerika.

Nach ihrer Ankunft in Amerika arbeiteten die Afrikaner und ihre Nachkommen auf den Zuckerrohr-, Kaffee-, Baumwoll-, Indigo- und Tabakplantagen oder aber in den Gold-, Silber- und Diamantenminen. Auf dem Land arbeiteten die Sklaven auch in der Viehzucht und auf Höfen, die getrocknetes Fleisch erzeugten, in der Stadt als Träger, Barbier, Verkäufer oder Schuster. In den Städten wie auf den Plantagen nahmen die Frauen häusliche Aufgaben wahr, wurden aber auch sexuell von ihren Herren ausgebeutet.

Die Abschaffung der Sklaverei zeichnete sich in den nordamerikanischen Kolonien ab dem Ende des 18. Jahrhunderts ab. Großbritannien untersagte 1807 den Sklavenhandel von Afrika in seine karibischen Kolonien. Im Jahr darauf erklärten die Vereinigten Staaten den Handel mit Sklaven aus Afrika für illegal. Der Binnenhandel auf dem amerikanischen Kontinent ging in den Folgejahren jedoch weiter. Mit Ausnahme von Haiti, das 1804 die Sklaverei abschaffte, blieben die meisten Länder Amerikas Sklavenhaltergesellschaften, auch nachdem sie die Unabhängigkeit erlangt hatten. Brasilien schaffte die Sklaverei erst 1888 als letztes Land des Kontinents ab. In Europa, Afrika und Amerika gibt es vielfältige Formen der Erinnerung an die Sklaverei und den transatlantischen Menschenhandel; jede von ihnen hat sich im Lauf der Zeit auf ihre Art entwickelt.

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