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Private Erinnerungen
ОглавлениеMehrere Autoren haben in ähnlicher Weise die Erinnerungen an die Zeit ihrer Gefangenschaft festgehalten. Die ehemaligen Sklaven pflegten eine kollektive Erinnerung, die sich in mündlichen, musikalischen, religiösen und künstlerischen Überlieferungen ausdrückte. Aufgrund der Rassensegregation, die vor allem in den Vereinigten Staaten herrschte, blieb dies alles aber oft in der Privatsphäre, insbesondere im Rahmen der Familie oder von relativ geschlossenen Gemeinschaften. In Gruppen, in denen die Transmission nicht völlig unterbrochen wurde, sind derartige Erinnerungen sehr lebendig geblieben. Das gilt etwa für die von afroamerikanischen Sklaven gesungenen spirituals, in denen die mit der Sklaverei verbundenen schmerzlichen Erfahrungen thematisiert wurden. Derartige Erinnerungen hinterließen auch ihre Spur in den afrobrasilianischen und afrokubanischen Religionen wie Candomblé und Santería. Die Erinnerung an die Sklaverei lebt beispielsweise auch in der Capoeira fort, dieser Mischung aus Tanz und Kampfkunst, die sich in Brasilien in der Zeit der Sklaverei entwickelte, heute aber weltweit präsent ist. Allerdings erfahren nicht all diese Erinnerungen und die auf ihnen beruhenden Traditionen öffentliche Anerkennung. In einem Land wie Brasilien sind die afrobrasilianischen Religionen und Phänomene wie die Capoeira bis in die 1930er-Jahre sogar kriminalisiert worden.