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1. Begrifflichkeit

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Gegenstand und Forschungsfeld der Erziehungswissenschaft sind die Erziehung und die Bildung des Menschen als Subjektindividuum im sozialen Kontext und mittels gesellschaftlicher Institutionen (Familie, Kindergarten, Schule, sozial-/heilpädagogische Einrichtungen).

ErziehungErziehung wird heute als eine notwendige und absichtsvolle Hilfe der Erwachsenengeneration bei der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu mündigen, d.h. selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und kritisch/selbstkritisch reflektierenden Persönlichkeiten definiert. Als soziale Interaktion zwischen selbstständig handelnden Subjekten entzieht sich Erziehung jeder Machbarkeit. Ihr normativer Orientierungspunkt sind das Wohl des Kindes oder Jugendlichen, seine Würde und seine Grundrechte. BildungBildungvs. Erziehung wird seit der klassisch-idealistischen Epoche (v. Humboldt, Hegel) im deutschen Sprachgebrauch von Erziehung unterschieden. Zur Bildung kommt es, wenn sich der Mensch mit anderen Menschen und mit den geistigen, kulturellen und dinglichen Inhalten seiner Lebenswelt auseinandersetzt und dabei Kenntnisse und Einsichten erwirbt, die es ihm erlauben, das „Funktionieren“ der Welt zu verstehen, zu durchschauen und daraus Anforderungen an sein Handeln abzuleiten (vgl. Klafki 1996). Wird Bildung nicht mit der Schulbildung, der Höhe des Schulabschlusses oder dem Erwerb von Kompetenzen gleichgesetzt, wie bei manchen Bildungspolitikern, dann besteht ihr besonderer Wert heute darin, den Menschen unter den Bedingungen der jeweiligen Gesellschaft mittels kritisch-distanzierender Reflexion gegenüber Abhängigkeiten, Mainstreamdenken und Fremdbestimmung resilientResilienz zu machen (Wiater 2013: 13-25, 86-109).

In der Erziehungswissenschaft gilt Kultur als HumanitätsentwurfKultur als Humanitätsentwurf, als historisch-geografisch-gesellschaftliche Interpretation von Menschlichkeit (relational zu den jeweiligen ökonomischen, sozialen, religiösen und politischen Lebensbedingungen), als spezifische Sinnbestimmtheit des Menschen (Ruhloff 1982). Sie ist das Fundament der gemeinsamen Kulturalität von Menschen, die einer bestimmten Gruppe, Gemeinschaft oder Gesellschaft angehören (↗ Art. 1). Mit der Kulturalität ist so etwas wie eine „kollektive Programmierung des Geistes“ dieser Menschen gemeint, die durch die frühkindliche Sozialisation und durch die SprachgemeinschaftSprachgemeinschaft, in die sie hineingeboren wurden, bewirkt wird (Hofstede & Hofstede 2006: 4ff.). Sie erleben so, was als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich anzusehen ist, und lernen, fremdes Verhalten auf der Grundlage der erworbenen Kulturstandards (↗ Art. 33, 34) zu beurteilen (Thomas 2005: 25).

Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik

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