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2. Problemaufriss

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Seit mehr als einem halben Jahrhundert entwickeln sich die europäischen Nationalstaaten mehr und mehr zu multikulturellen Gesellschaftenmultikulturelle Gesellschaft (↗ Art. 2, 3). In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich diese Entwicklung durch Kriege, Flucht, Vertreibung, Armut und Berufsmobilität deutlich verstärkt. Daraus ergeben sich zahlreiche Probleme, die auch in erzieherischer und bildender Hinsicht relevant sind:

1 Die multikulturelle Gesellschaft führt zur Multilingualität in den NationalstaatenNationalstaaten. Auch bei grundsätzlicher Wertschätzung aller Immigrantensprachen kommt der NationalstaatNationalstaaten nicht umhin, von allen Bürgern zum Zwecke einer alle verbindenden Kommunikation die Sprache des Immigrationslandes verpflichtend abzuverlangen. Erziehungswissenschaftlich betrachtet gehen aber Bildungspotenziale der Mehrsprachigkeit verloren, wenn die Erst- oder Muttersprachen der Kinder und Jugendlichen gesellschaftlich ohne Belang sind (↗ Art. 52).

2 Die multikulturelle Gesellschaft bringt kulturell bedingte Diversifikationen bei der Sozialisation, der Lebenspraxis und den WertvorstellungenWertvorstellungen ihrer Mitglieder mit sich. Diese Unterschiede bestehen nicht in jedem Falle konfliktfrei nebeneinander und entsprechen auch nicht immer dem demokratischen Ethos der Staaten Europas (↗ Art. 9, 11). Aus erziehungswissenschaftlicher Sicht ist bei den Betroffenen eine Verhaltensentwicklung anzuregen, die in den gesellschaftlichen Einrichtungen (vor allem in den Schulen) zielorientiert betrieben werden muss.

3 Die multikulturelle Gesellschaft steht vor dem Problem des Verstehens von kulturell FremdemFremdheitkulturelle und damit zusammenhängend des Miteinander-VerstehensVerstehen. Pädagogisches Verstehen muss um die kulturellen Zusammenhänge wissen. Offene Dialoge und gegenseitiger Austausch der differenten Sichtweisen sind dafür unabdingbar (Wiater & Manschke 2012).

4 Die multikulturelle Gesellschaft birgt die Gefahr in sich, alles Denken, Fühlen und Verhalten von Menschen mit MigrationshintergrundMigrationshintergrund ausschließlich aus der Kulturperspektive zu erklären und sie kollektiv national oder ethnisch zuzuschreiben. Die Erziehungswissenschaft stellt demgegenüber das Individuum – ganz gleich, aus welcher Herkunftskultur – in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung und bemüht sich um dessen Entwicklung zu Mündigkeit und Selbstbestimmung.

Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik

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