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1.2.2 Bearbeitung sozialer Probleme
ОглавлениеSoziale Arbeit kann dazu beitragen, dass soziale Probleme nicht (wieder neu) entstehen oder sich verschlimmern oder zu Folgeproblemen führen, sie kann sie aber insgesamt nicht verhindern. Gewalt in Familien, soziale Benachteiligung im Bildungssystem, die Auswirkungen von Globalisierung und technologischem Fortschritt (Niedriglöhne, Arbeitslosigkeit), Bezahlbarkeit von bedarfsgerechtem Wohnraum, die Auflösung von gesellschaftlichen Bindungen, zunehmende Trennungs- und Scheidungsraten etc. – all diese tief in der Gesellschaft und im Wirtschaftssystem verwurzelten Probleme lassen sich nicht durch Soziale Arbeit vermeiden.
Soziale Arbeit befasst sich an der Stelle mit Sozialen Problemen, wo sie den*die Einzelne*n oder Gruppen von Menschen konkret betreffen oder bedrohen und sich in Überlastung, Überforderung, in Zumutungen für Dritte, Benachteiligungen, sozialer Desintegration/Exklusion und unerfüllten Grundbedürfnissen präsentieren. Soziale Arbeit kann Menschen unterstützen, mit der Erfahrung des Ausgegrenztseins (z. B. Nichtteilhabe an Arbeit, Armut, Diskriminierung) so umzugehen, dass sich bietende Chancen genutzt werden können und Folgeprobleme unwahrscheinlicher werden.
Soziale Arbeit wirft – im Unterschied zu anderen Professionen – stets einen Blick auf die gesamte Situation eines Menschen: die Biografie als Folie für das Verständnis des Hier und Jetzt, die aktuell bestehenden Probleme und deren Verwobenheit, die vorhandenen und die fehlenden Ressourcen, z. B. die Tragfähigkeit des sozialen Netzes. Auf dieser diagnostischen Grundlage, die nur in intensivem Austausch mit den Adressat*innen erarbeitet werden kann, gilt es einen Handlungsplan zu entwerfen, der nicht starr sein darf, sondern immer wieder neu an die (oft fragile) Fallentwicklung anzupassen ist. Die Interventionsplanung erfolgt ganzheitlich, auch wenn nicht alle Probleme gleichzeitig angegangen werden können. Der ganzheitliche Blick auf den »Fall« verbietet aber, sich lediglich Teilproblemen zuzuwenden, wie es fachlich spezialisierte Helfer*innen tun, z. B. Psychiater*innen, die sich ausschließlich um psychische Störungen kümmern, aber nicht um die verschimmelte Wohnung, den fehlenden Kindergartenplatz oder die Konflikte von Betroffenen mit der Sozialbürokratie. Eine ganzheitliche Sicht bedeutet allerdings keine Exklusivzuständigkeit für die Umsetzung eines mehrdimensionalen Hilfekonzeptes ( Kap. 1.3).
Soziale Probleme, die durch die Soziale Arbeit bearbeitet werden, treten in unterschiedlicher Form auf, als
• belastende Lebensbedingungen (materielle Situation: Armut, Arbeits- und Ausbildungslosigkeit, schlechte Wohnverhältnisse; soziale Situation: fehlende oder konflikthafte Beziehungen zu anderen Menschen, soziale Ausgrenzung, fehlende lebensweltliche Unterstützung; Gesundheit: kognitive, psychische und körperliche Krankheit oder Behinderung). Auf den ersten Blick vergleichbare Lebensbedingungen können sich im Einzelfall als sehr unterschiedlich darstellen. Hinzu kommt, dass belastende Lebensbedingungen individuell sehr unterschiedlich erlebt werden können.