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Schmutz in der Luft

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Luft ist unser Lebenselixier. Zu mehr als 99,9 Prozent besteht sie aus Stickstoff, Sauerstoff und dem Edelgas Argon. Im Promillebereich, der übrig bleibt, liegt der Teil, der bei der Schmutzerkundung interessiert: Es sind die sogenannten Aerosole, Schwebeteilchen, in denen sich Verunreinigungen in Form von Stäuben und Gasen verstecken. Sie umgeben uns ständig hautnah. Denn die sichtbaren Staubflusen, die sich im Licht zeigen und die wir mit Staubtüchern und Staubsaugern beherrschen wollen, sind nur der allergröbste Staubanteil im Cocktail der Atemluft. Die feineren Teilchen bilden ein unsichtbares Universum, das einem Miniaturchemiebaukasten ähnelt. Selbst wenn wir uns noch so eifrig um ihre Reduzierung bemühen, nehmen wir sie mit jedem Atemzug in uns auf. In einem Liter Luft finden sich Zigtausende Feinstaubpartikel, in Innenräumen häufig genauso viel wie in der Außenluft. Und ein Liter Luft entspricht gerade mal zwei Atemzügen.

Die gute Nachricht: Ein gesunder Körper toleriert eine Menge Staub. Eine ganze Kaskade von Schutzwällen sorgt dafür, dass er gar nicht erst dorthin kommt, wo er Schaden anrichten kann, oder dass er schnell wieder abtransportiert wird. Feine Härchen in der Nase. Die Schleimhäute im Rachenraum. Reflexe wie das Niesen und Husten. Dazu später mehr.

Zunächst ist es faszinierend, zu erfahren, woher all die Teilchen stammen, die unseren Nasen, unseren Lungen und unserer Haut im Haus und auf der Straße begegnen. Viele Partikel im Hausstaub produzieren wir unablässig selbst – weil wir leben und uns bewegen. Weil unsere Haut sich ständig erneuert, verlieren wir ziemlich unbemerkt ständig Hautschuppen. Und zwar reichlich viele: Schon beim normalen Gehen machen sich nach Schätzungen von Hygienekennern in jeder Minute 10 000 Hautschuppen selbstständig. Noch weit mehr sind es, wenn wir uns absichtlich vom Dreck befreien, beim Waschen, Duschen, Baden, Abtrocknen, Haarebürsten. Anderer Staub entsteht bei Luftverwirbelungen oder wenn bei Reibung von Feststoffen winzige Partikel abhandenkommen: Wenn wir ein Buch umblättern, ein Handy ans Ohr halten, einen Pullover ausschütteln, die Blumen in der Vase ordnen. Textilien sind ebenfalls begeisterte Staubproduzenten. Fasern aus der Kleidung, von Sofas, Sesseln und Teppichen steuern einen großen Teil in Innenräumen bei.

Draußen beleben vor allem Gewerbebetriebe und Verkehr die Luft – fast ein Fünftel des Gesamtstaubs in Städten stammt allein vom Reifenabrieb. Dafür sind nicht nur die Vollbremsungen verantwortlich, die sich sichtbar als schwarze Streifen auf dem Asphalt abzeichnen. Jede Beschleunigung, jede Unebenheit auf der Straße hinterlässt zierlichere unsichtbare Spuren.

Alle Verbrennungsprozesse setzen feste Stoffe wie Feinstaub, Ruß und Schwermetalle frei, dazu Partikel in Gasform: Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Stickoxide. Zu den Verursachern im Nahbereich gehören Automotoren und Heizungen, aber auch Zigarettenrauch oder Kerzen. Aus höheren Sphären mischen sich weiter gereiste Partikel ein. Sie kommen vom Winde verweht zu uns, aus Auspuffrohren und Abgasen hoher Schornsteine. Die Betriebe, die Rohstoffe mithilfe von Energie in Wirtschaftswachstum verwandeln, entlassen die Reste, die den Filteranlagen entgehen, in die Luft: Lösemittel, Weichmacher, Kraftstoffe, Treibgase. Kraftwerke und Müllverbrennungsanlagen steuern einen eigenen Anteil bei.

Partikel aus der Natur bereichern den Luftcocktail mit einer eigenen Note. Mit Blütenstaub, Sporen und Duftstoffmolekülen aus Parks und Wiesen. Die Landwirtschaft trägt dazu bei mit Ammoniak aus Düngemitteln und Staub, der beim Pflügen, Säen, Ausbringen von Gülle oder Verspritzen von Unkrautvernichtungsmitteln in Mais-, Raps- und Spargelfeldern entsteht. Mikroorganismen und Methan bilden sich bei der unablässigen Zersetzung von Böden in Wäldern. Auch Gischt aus dem Meer macht sich selbstständig und trägt Algen und Bakterien weit ins Land hinein. Und bei verrückten Wetterlagen schafft es sogar exotischer Staub aus der Sahara bis nach Deutschland. Staub, den man in Hamburg atmet – ein Gruß aus Afrika! Wer weiß, vielleicht verirrt sich auch mal eine Prise feinst zerkrümelter Elbsand an die Elfenbeinküste.

Sind wir noch ganz sauber?

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