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♦ Wissen über die Natur des Menschen

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Ein letzter, von seiner Funktion her unentbehrlicher und vom Umfang her gewichtiger Baustein für jede Ethik ist Faktenwissen. Wenn etwa Geschwisterehen gesetzlich verboten werden sollen, ist es hilfreich zu wissen, welche Gefahren mit Inzest verbunden sind, oder zu wissen, dass miteinander aufgewachsene Geschwister einander als Sexualpartner nicht attraktiv finden.

Was aber hat nun Ethik mit Evolution zu tun? Natürlich geht es hier nicht um die historische Entwicklung der Ethik als einer philosophischen Disziplin, sondern um die stammesgeschichtlichen Wurzeln unseres Sozialverhaltens, insbesondere unserer moralischen Maßstäbe, und um ihre Folgen für moralphilosophische Fragen. Die Disziplin, von der wir dabei am meisten lernen können, ist die Soziobiologie. Sie befasst sich mit dem Sozialverhalten von Tieren und Menschen, findet Gemeinsamkeiten und Unterschiede und sucht in beiden Fällen nach evolutionären Erklärungen. Wie die gesamte Verhaltensforschung stützt sie sich dabei gern auf den Artvergleich. Tatsächlich finden sich Ansätze zu moralischem Verhalten nicht nur bei unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, sondern auch bei anderen sozial lebenden Tieren, insbesondere bei den staatenbildenden („eusozialen“) Insekten. Das bestätigt die Vermutung, dass moralisches Verhalten in der biologischen Evolution entstanden ist, evolutionäre Vorteile bietet und teilweise genetisch verankert ist. Es liegt dann nahe, dasselbe auch für den Menschen anzunehmen. Dass diese Ansätze in der kulturellen Evolution stark ausgebaut wurden, versteht sich von selbst.

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