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Naturschönes

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In einer Evolutionären Ästhetik sollten wir zwei Arten von Geschmacksurteilen unterscheiden: solche, bei denen der evolutive Ursprung offensichtlich oder wenigstens plausibel ist, und solche, bei denen er weniger augenfällig ist. Wen ich als Partner, insbesondere als Sexualpartner attraktiv finde, das hat unzweifelhaft Einfluss auf den Erhalt und die Verbreitung meiner Gene. So ist empirisch belegt, dass in diesem Bereich schön meist mit gesund gleichzusetzen ist. Kulturübergreifende Studien zeigen, dass Männer bei Frauen sowohl kindliche als auch Erwachsenenmerkmale bevorzugen, Frauen bei Männern dagegen vor allem Erwachsenenmerkmale. Hier spielt die sexuelle Auslese eine Rolle: Männer suchen die gesunde, gebärfähige und deshalb eher junge Frau, Frauen den zuverlässigen Versorger für sich und die Kinder, der dann auch etwas älter sein darf. In diesen Fällen steckt also hinter dem ästhetischen immer auch ein funktioneller Aspekt: Unsere Gene bringen uns dazu, das attraktiv zu finden, was ihrer Verbreitung dient.

Dem Schönen im philosophischen Sinne sind wir damit allerdings noch nicht auf der Spur. Nach IMMANUEL KANT setzt diese Art von Schönheit nämlich „interesseloses Wohlgefallen“ voraus. Und unser Urteil über die Schönheit eines möglichen Sexualpartners ist natürlich alles andere als interesselos. Es ist auch verständlich, dass wir versuchen, unsere natürlichen Vorzüge sichtbar zu machen und sogar künstlich zu verstärken, wobei der gekünstelte Anteil wiederum nicht als künstlich auffallen sollte.

Zum Naturschönen gehören natürlich nicht nur Artgenossen und Artgenossinnen, sondern auch Landschaften, Wiesen und Wälder, Flüsse und Seen, Berge und Täler, Tulpen und Schmetterlinge. Biologen nehmen an, dass unsere emotionale Verbundenheit mit der Natur bereits in den Genen angelegt ist. Aber nicht nur mit der Natur allgemein, sondern sogar mit einer bestimmten Landschaft! Von unterschiedlichen Landschaftsbildern bevorzugen wir nahezu einhellig die Savanne, eine Landschaft, in der sich unsere Ahnen vor knapp zwei Millionen Jahren entwickelt haben; Gebirge, Wüsten und Dschungel sind dagegen weniger beliebt.

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