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2.8.3 Evolutionäre Ästhetik

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Ästhetik ist die Lehre vom Schönen (und vom Hässlichen) und von unserem Urteilen über Schönes. Im Gegensatz zu einer rein beschreibenden Ästhetik, die empirisch feststellt, was uns gefällt, sucht die Ästhetik als philosophische und damit auch normative Disziplin nach Maßstäben für das Schöne und nach Gründen, warum uns etwas gefällt und warum es uns gefallen sollte.

Die Evolutionäre Ästhetik untersucht die biologisch-evolutionären Wurzeln unseres Geschmacks, also unseres ästhetischen Urteilens, die sie über Sinnesphysiologie und Wahrnehmungspsychologie, über Genetik und Hirnforschung zu finden hofft. Natürlich spielen dabei auch Kunstwerke und ihre Geschichte eine große Rolle; doch geht es der Evolutionären Ästhetik nicht einfach um die Geschichte der Kunst. Vielmehr geht es um unser Kunstvermögen, um unsere künstlerischen Fähigkeiten, um unseren ästhetischen Sinn beim Gestalten und Genießen, und dabei insbesondere um die Herkunft dieses Vermögens. Insofern ist ein Buchtitel wie Die Herkunft des Schönen22 irreführend, wenn das Buch doch gar nicht die Evolution schöner Dinge, sondern unseres Schönheitssinnes behandelt. Treffender ist der Titel eines Aufsatzes von GÁBOR PAÁL: Woher kommt der Sinn für das Schöne?23 Er bietet die beste mir bekannte Einführung in die Evolutionäre Ästhetik.

Die Evolutionäre Ästhetik kann unsere Geschmacksurteile beschreiben und, soweit sie dabei erfolgreich ist, einige davon evolutionär erklären, jedoch nicht durch Verweis auf die Evolution rechtfertigen oder begründen. So kann sie auch nicht sagen, welche Geschmacksurteile letztlich berechtigt sind. Immerhin macht das Wissen darüber, was allgemein oder wenigstens zurzeit als schön empfunden wird und warum, allgemeine Ratschläge möglich, statt nur konkrete Objekte als schön zu bewerten. Und gerade evolutiv entstandene Präferenzen bieten die Aussicht, für viele Menschen zu gelten und vergleichsweise stabil zu sein (während Moden sich durch ihre Kurzlebigkeit auszeichnen). Wenn es also schon keinen objektiven Maßstab für Schönheit gibt, so gibt es doch intersubjektiv geltende Merkmale oder Kriterien, die für viele Menschen gelten.

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