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2.8.5 Evolutionäre Metaphysik

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Die Metaphysik ist eine alte philosophische Disziplin. Sie hat mindestens zwei Seiten. Einerseits soll sie helfen, die Welt zu beschreiben und zu erklären; andererseits soll sie es ermöglichen, Normen – also Gebote, Verbote und Erlaubnisse – zu begründen. Wenn möglich, sollte es sich dabei um letzte Erklärungen und letzte Begründungen handeln, also um solche, die einer weiteren Erklärung oder Begründung nicht mehr bedürfen. Im Hinblick auf die Beschreibung und Erklärung der Welt beschäftigt sich die Metaphysik mit den ersten und den letzten Dingen, also mit Objekten, die es geben könnte und nach der Meinung vieler auch tatsächlich gibt; sie ist also zumindest dem Anspruch nach eine Wirklichkeitswissenschaft. Doch sind diese Objekte unserer Erfahrung nicht zugänglich; sie übersteigen alle menschliche Erfahrung, sind transzendent. Typische Themen der Metaphysik sind Gott, Freiheit, Unendlichkeit, Ewigkeit, Unsterblichkeit, der Ursprung alles Seienden oder sogar allen Seins, Anfang und Ende der Welt, der Sinn des Lebens oder der ganzen Welt, das Wesen aller Dinge. Sie sind zwar vielleicht definierbar, aber eben empirisch nicht erforschbar.

Evolution dagegen, ganz gleich, ob biologische, kulturelle oder universelle Evolution, ist zwar keine Tatsache, wie manche etwas voreilig versichern, wohl aber ein Geschehen, das in mehreren Erfahrungswissenschaften beschrieben wird; dieses Geschehen soll der Erfahrung also durchaus zugänglich sein. Kann es eine Evolutionäre Metaphysik dann überhaupt geben? Ist der Ausdruck Evolutionäre Metaphysik nicht ein Widerspruch in sich?

Nicht unbedingt: Erstens kann es eine Entwicklung oder „Evolution“ der Metaphysik geben. Das ist allerdings nicht unser Thema. Zweitens kann eine metaphysische Theorie evolutionäre Elemente enthalten. Als Beispiele nennen wir WHITEHEAD und POPPER. Drittens kann man fragen, ob unsere Neigung oder Fähigkeit, Metaphysik zu betreiben, evolutionäre Wurzeln hat. Viertens kann man untersuchen, ob der Evolutionsgedanke selbst schon ein Stück Metaphysik ist. Zu den letzten drei Möglichkeiten wollen wir uns einige Gedanken machen.

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