Читать книгу Herz-Sammelband: Hedwig Courths-Mahler Liebesromane (Teil V) - Hedwig Courths-Mahler - Страница 13
10. Kapitel.
In der Pension.
ОглавлениеRose-Marie Gerhard schrieb an Hans Ramberg:
»Mein lieber Hans!
Wie ich Dir schon kurz meldete, hat Deine Großmutter Musch mit nach Schönrode genommen und mich in eine Pension gebracht.
Ich bin hier in Jena bei Frau Doktor Alvensleben, der Schwester unserer Frau Pastorin, und will Dir nun mitteilen, wie es mir in dieser Zeit ergangen ist.
Seit fast drei Wochen bin ich nun schon hier, doch stürmte soviel Neues auf mich ein, daß ich Dir nicht eher schreiben konnte. Also Frau Doktor ist Witwe und in ihrem hübschen Hause sind außer mir noch sieben junge Mädchen in Pension.
An diesem Briefe werde ich wohl ein paar Tage schreiben müssen, denn ich will Dir doch alles erzählen und habe nicht viel Zeit. Auch geht es ja leider mit meinem Krikelkrakel noch etwas langsam.
Unsere Reise ging durch wunderschöne Gegenden. Was ist Thüringen für ein herrliches Land!
Ich freue mich, daß Du auch in Thüringen bist, und gar nicht sehr weit von mir. Das gibt mir viel Ruhe und Sicherheit, ich denke immer: wenn Du es hier nicht aushältst läufst Du auf und davon zu Deinem lieben Hans. Aber ich tue es nicht, hab’ keine Angst, nur ruhig macht mich der Gedanke.
Musch schlief vor Erschöpfung fast auf der ganzen Fahrt, und mir gegenüber saß Frau Marianne Heydebrecht und sah mich fast immer an.
Ach, Hans, Du kannst Dir nicht denken, was für sonderbare Augen sie hat.
Man meint, sie seien hart und kalt, und so scharf, daß sie durch und durch dringen, aber dann mit einem Male zuckt es darinnen auf wie ein heißes, furchtbares Weh, ganz kalt läuft es einem dann den Rücken herunter, man möchte die Hand nach ihr ausstrecken und sie streicheln. Aber in demselben Moment blicken ihre Augen schon wieder so kalt, daß Du denkst, Du hast geträumt.
Es ist ganz seltsam.
Aber nun will ich Dir nicht weiter von ihr schreiben sonst bist Du mir böse. —
Als wir in Jena ankamen, brachten mich Musch und, Großtante — so muß ich sie nennen — zu Frau Doktor, hielten sich aber gar nicht lange auf.
Musch, meine Herzensmusch, weinte entsetzlich, als sie fortgingen von mir. Aber ich biß die Zähne zusammen und dachte an Vati: »Stark sein, Rose-Mariel«
Ach, es ist manchmal schrecklich schwer, stark zu sein, das kannst Du mir glauben.
Frau Doktor ist eine kleine, dicke Frau, mit einem sehr würdevollen Gesicht. Sie reckt sich immer in den Schultern und trägt hohe Absätze, um größer auszusehen, wahrscheinlich, damit wir mehr Respekt vor ihr haben sollen. Gewöhnlich spricht sie so ein bißchen salbungsvoll, wie unser Herr Pastor, aber wenn sie erregt ist, fliegen die Worte nur so heraus.
Gleich nachdem Musch und Großtante fort waren, wurden die anderen Pensionärinnen ins Sprechzimmer gerufen und mir vorgestellt.
Ich will sie Dir gleich nennen und beschreiben.
Es hat freilich einige Zeit gedauert, bis ich sie so auseinanderhalten konnte, aber jetzt kann ich sie Dir gut schildern.
Da ist zuerst Grete Martin, ein hübsches, frisches großes Mädel mit blauen Augen und braunem Haar. Sie ist aus Breslau und hat keinen Vater mehr. Aber trotzdem ist sie lustig und vergnügt Ihr Spitzname ist »Distel« — sie haben hier alle Spitznamen — wohl weil sie manchmal ein bißchen scharf ist und sticht.
Zweitens: Else Dittrich. Das ist ein kleines Persönchen mit wunderschönen dunklen Haar, großen dunkelblauen Augen und schönen Zähnen. Ihr Vater ist Arzt in Brandenburg. Sie spricht so schnell und lebhaft, daß man sie kaum verstehen kann und die Lehrer sie alles langsam wiederholen lassen. Ihr Spitzname ist »Moppel«.
Nun kommt Nummer drei — Fifi Kurz aus Halle. ihr Spitzname ist »Pfiffikus« und das ist sie auch. Dabei ist sie aber sehr gutmütig und tröstet mich immer sehr lieb. Gleich ihrer ebenfalls hier weilenden Schwester Marga ist sie blond, hübsch und blauäugig, singt sehr gut und ist immer guter Laune.
Ihre Schwester Marga, genannt »Mimosa« wegen ihrer Empfindlichkeit, ist sehr klug und kennt fast die ganzen Klassiker auswendig. Sie macht sehr schöne Gedichte und möchte gern Schauspielerin oder Schriftstellerin werden. Sehr schwärmerisch ist sie auch veranlagt, kann aber trotzdem energisch sein, und wir alle ordnen uns ihr unter, wenn sie etwas angibt.
Jetzt kommt Trude Behnisch, meine Zimmerkollegin, an die Reihe. Wir bewohnen hier immer zwei und zwei ein Zimmer.
Und es ist so gut, daß ich mit Trude zusammengekommen bin. Sie ist sehr ordnungsliebend und nimmt mich streng in die Lehre: ach, bei mir ist es damit noch sehr im argen.
Sie legt und stellt immer alles gleich an den richtigen Platz, näht sich jeden Aufhänger, jeden Knopf sofort wieder an, hat nie einen Riß in ihren Kleidern, und ihr schwarzes Haar ist von früh bis spät gleich glatt und ordentlich.
Sie duldet kein Stäubchen in unserem Zimmer, wo wir selbst Staub wischen und Ordnung schaffen müssen. Wenn ich nicht gleich alles in Ordnung bringe, schilt sie mich aus. Aber das ist sehr gut.
Auch auf mich selbst und meinen Anzug achtet sie, weil ich sie darum gebeten habe, und mit viel Geduld hilft sie mir wieder und wieder mein Haar in Ordnung bringen.
Meine Zöpfe sind nämlich immer noch so widerspenstig, die Locken ringeln sich immer wieder wild um die Stirn. Aber denke nur, sie beneiden mich hier alle um dieses rabiate Haar und machen viel Aufhebens von der Farbe.
Übrigens, Deine Großmutter mußte auch irgend etwas an meinem Haar finden, sie blickte oft so sonderbar auf meine Zöpfe, wahrscheinlich, weil sie ruschelig waren.
Also ja, es ist ein Glück, daß Trude Behnisch meine Zimmerkollegin ist.
Du glaubst nicht, wie nett und zierlich sie immer aussieht mit ihrem feingeschnittenen Gesicht und ihren großen, dunklen Augen. Sie macht übrigens auch Gedichte, aber nur scherzhafte, die viel belacht werden.
Nun ist da noch Lisa Roemelt, die wir »Wonnebummel« nennen, weil sie so rund und mollig und bequem ist, wie ein solcher, und zuletzt Helma Weitzner, eine Berlinerin, die sehr elegant ist und sehr von sich eingenommen.
Sie trägt viel Schmuck und pudert sich heimlich, wenn es Frau Doktor nicht merkt.
Daß sie durchbrochene Strümpfe und Lackschuhe trägt, will Frau Doktor auch nicht leiden, aber sie tut es doch und behauptet, andere nicht tragen zu können. Sie ist gar nicht beliebt und ich mag sie auch nicht, warum, weiß ich eigentlich selbst nicht.
Gleich am ersten Tage fragte sie mich, ob ich eine »Flamme« hätte. Als ich ihr sagte, ich wüßte nicht, was sie damit meine, tippte sie auf ihre Stirn und sagte verächtlich: »Du bist aber schrecklich dumm!«
Die anderen lachten dazu und ich wagte nicht zu fragen, was eine Flamme ist. Es scheint sehr lächerlich zu sein, daß man das nicht weiß. Mit Feuer und Lampe hat es nichts gemein, das habe ich schon herausgebracht.
Kannst Du es mir vielleicht sagen?
Bitte, schreib es mir mit, daß ich nicht wieder ausgelacht werde. — —
Gestern mußte ich aufhören, zu schreiben, weil wir zu Bett gehen mußten. Nun will ich Dir heute von unseren Lehrern berichten.
Rechnen, Geographie und Geschichte haben wir bei Dr. Bäßler. Er ist ein alter und sehr unangenehmer Herr, und haßt die frische Luft.
Sprach- und Klavierunterricht haben wir bei Fräulein Adolfine Winzer, die ebenfalls schon ziemlich alt ist und sehr viel Strafarbeiten ausgibt.
Dafür haben wir einen sehr netten Literaturlehrer, der uns auch in Kunstgeschichte unterrichtet.
Morgens stehen wir um sieben Uhr auf, halb acht Uhr wird gemeinsam gefrühstückt, und dann fangen die Stunden an.
Jede dritte Woche haben wir Küchendienst, und abwechselnd müssen wir den Tisch decken und im Schulzimmer aufräumen. Das machen wir auch zwei und zwei, und ich habe dann immer Trude bei mir, die mich geduldig alles lehrt, was ich brauche.
Außerdem haben wir bei Frau Doktor selbst Handarbeits-Unterricht. Ach, Hans, dabei leide ich direkt Höllenqualen. Stillsitzen und nähen, das ist mir noch immer das Schrecklichste.
Jeden Tag gehen wir spazieren, aber in Reih’ und Glied, wie Soldaten.
Frau Doktor oder Fräulein Winzer sind immer dabei.
Nie darf man einmal Vorauseilen, oder nachbleiben. Ich hasse diese Spaziergänge und es kribbelt mir dabei in den Fußspitzen.
Wie ganz anders war es, wenn ich mit Vati und Dir in Burgau umherstreifte! Doch daran darf ich gar nicht denken; überhaupt, ich habe oft eine so heiße Sehnsucht nach Vati, nach Musch, nach Dir! Aber still, Rose-Marie!
Musch gefällt es in Schönrode sehr und sie freut sich auf die Zeit, wenn ich auch dort sein werde. Ich aber fürchte mich vor Schönrode — und vor Deiner Großmutter.
Nun aber will ich schließen.
Grüße den lieben Böllermann, ich freue mich, daß er bei Dir ist. Und schreib’ mir recht oft, wie es Dir in Ronach geh!.
Nun »Gute Nacht«, mein lieber Hans. Ich sende Dir Grüße und Küsse. Vergiß nicht Deine
Rose-Marie.«
Die Pensionärinnen saßen im Schulzimmer.
Weit standen die Fenster offen, um die würzige Frühsommerluft einzulassen.
Da trat Dr. Bäßler ein. Ängstlich schlug er den Rockkragen hoch und zappelte mit Händen und Füßen.
»Wie oft soll ich Ihnen sagen, meine Damen, wenn ich zum Fenster hereinkomme, müssen die Türen geschlossen sein!« sagte er mürrisch.
Die jungen Mädchen kicherten und schlossen die Fenster.
Er sah sie strafend an.
»Merkwürdig, was haben Sie zu lachen?«
Grete Martin antwortete keck:
»Ach, Herr Doktor, Sie haben sich versprochen!«
»Hm —- so, so! Und das finden Sie so lächerlich? Merkwürdig! Doch wir wollen beginnen. Wann war die Seeschlacht von Salamis, Fräulein Trude?«
»580 vor Christi!«
»Falsch — sagen Sie es richtig, Fräulein Else!«
»480 vor Christi!«
»Gut, aber vollständig antworten. Zwischen wem wurde diese Schlacht geschlagen, Fräulein Rose-Marie?«
»Zwischen den Persern und Griechen!«
»Wer siegte? Sagen Sie das, Fräulein Marga!«
»Die Griechen besiegten die Perser!«
»Hm, gut!«
» Herr Dr. Bäßler examinierte und fragte weiter. So ging es eine Stunde lang.
Dann war zehn Minuten Pause.
Auch die nächste Geographiestunde hielt Dr. Bäßler, zum großen Leidwesen der jungen Damen.
Else Dittrich hatte für diese Stunde eine Strafarbeit aufbekommen, die sie vergessen hatte.
Es war ihr erst am Morgen beim Frühstück eingefallen. Sie wußte sich aber zu helfen und lief heimlich vor der Stunde in die Küche, wo gerade Fische geschlachtet wurden. Unbemerkt tauchte sie ihr Taschentuch in das Blut, dann steckte sie es zu sich.
Als nun Dr. Bäßler sein Notizbuch hervorzog, in dem er alle Strafen vermerkte, bekam Else plötzlich Nasenbluten.
Kurz meldete das, freudestrahlend über die Unterbrechung.
Dr. Bäßler sah auf, schob die Brille von der Nase auf die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Es ist merkwürdig wie oft die jungen Damen Nasenbluten haben. Gehen Sie auf Ihr Zimmer, Fräulein Elfe, und machen Sie Umschläge, bis es vorüber ist!«
Else preßte das blutgefärbte Tuch an ihre Nase und eilte hinaus.
Draußen verschwand das Tuch sofort und Else machte in ihrem Zimmer eiligst die vergessene Strafarbeit.
Auch Rose-Marie war dieses Rezept für alle Fälle empfohlen worden, aber ihrem ehrlichen Charakter widerstrebten solche Manöver; lieber gestand sie ein Unrecht ein.
Ihre Pensionsschwestern nahmen ihr diese gerade Ehrlichkeit etwas übel und nannten sie erst einen »Tugendbonzen«.
Helma Weitzner mokierte sich außerdem über ihre »derben Manieren«, und ihre Unfähigkeit, sich zu verstellen, machte sie im Anfang direkt unbeliebt.
Aber da trat ein Ereignis ein, welches Rose-Marie aus der »geduldeten Neuen« zum gefeierten Mittelpunkt der Pension machte.
Eines Nachmittags gingen die Pensionärinnen wieder in Reih’ und Glied mit Frau Doktor spazieren.
Als sie um eine Straßenecke bogen, hörten sie plötzlich lautes Rufen und Schreien.
Ein scheu gewordenes Pferd kam mit einem leeren Rollwagen die Straße herabgestürmt.
Der Kutscher war beim Aufsteigen durch das Scheuen des Tieres zu Fall gekommen und lag in einer sehr gefährlichen Stellung über dem hinteren Teil der Deichsel, wo er sich krampfhaft anklammerte und jämmerlich um Hilfe schrie.
Aber alles rannte angstvoll zur Seite; es waren fast nur Frauen und Kinder auf der Straße.
Die Pensionärinnen retteten sich in einen Torweg, und Frau Doktor sprang, alle Würde vergessend, wie ein Gummiball auf und nieder, bis sie in Sicherheit war.
Nur Rose-Marie behielt ihre Ruhe und Besinnung.
Niemand als sie hatte bemerkt, daß mitten auf der Straße ein kleines Mädchen bei der Flucht zu Fall gekommen war, das sich aus irgend einem Grunde nicht erheben konnte.
Aus dem Fenster eines Hauses erscholl ein Entsetzensschrei, den die Mutter des Kindes in hilfloser Angst ausstieß. Rose-Marie hatte das alles mit einem Blick überflogen.
Schneller als man es beschreiben kann, warf sie sich plötzlich dem scheuen Tiere entgegen, faßte es mit energischem, geschickten Griff kurz am Zügel und riß es noch im letzten Augenblick jäh zur Seite, so daß das Kind unverletzt blieb und nur mit dem Schrecken davonkam.
Rose-Marie wurde freilich ein Stück mit fortgeschleift.
Frau Doktor und ihre Schützlinge schrien laut auf, aber sie verlor nicht einen Moment die Besinnung und kam schnell wieder auf die Füße.
Mit eigentümlichen, beschwichtigenden Lauten sprach sie auf das scheue Tier ein, dann noch ein rascher, geschickter Griff, den sie ihrem Vater abgelauscht hatte, und das Tier blieb zitternd und schnaubend stehen.
Der Kutscher konnte sich aus seiner gefährlichen Lage befreien und kam nun Rose-Marie zu Hilfe, indem er ihr mit ungelenken Worten seinen Dank ausdrückte.
Auch die Mutter mit ihrem geretteten Kinde kam herbei und dankte Rose-Marie mit tränenden Augen.
Von allen Seiten wurde das junge Mädchen umringt und bewundert.
Frau Doktor wollte eine salbungsvolle Rede halten, aber niemand hörte auf sie.
Die Pensionärinnen nahmen Rose-Marie triumphierend in ihre Mitte und waren sehr stolz aus sie.
Mit einem Male hatte sich Rose-Marie die Zuneigung der jungen, begeisterungsfähigen Herzen gewonnen.
Sie war ganz benommen von diesem allgemeinen Beifall und wehrte verwirrt allen Dank ab.
»Da war doch wirklich nichts dabei,« sagte sie, »ich verstehe doch mit Pferden umzugehen und hab’ schon manchen renitenten Gaul zur Vernunft gebracht!«
Frau Doktor kam nun endlich wieder zu Worte und ließ ihr Häuflein antreten zum Weitermarsch.
Zu Hause hielt sie dann doch noch ihre schöne Rede und lobte Rose-Marie wegen ihres Mutes.
Als am anderen Tage ein Artikel in der Zeitung stand mit der Überschrift: »Eure heldenmütige Tat«, war das ganze Pensionat aus dem Häuschen, denn es stand schwarz auf weiß in diesem Artikel, daß eine junge Pensionärin der Frau Doktor Alvensleben diese Tat vollbracht hatte.
Fräulein Marga dichtete eine Ballade darüber, die alle zu Tränen rührte, und alle jungen Mädchen erkoren sich Rose-Marie zur »besten Freundin«.
Nur Helma Weitzner, die sehr neidisch war, sprach abfällig von »Manieren eines Pferdeknechtes«, was sie noch unbeliebter machte als zuvor.
Rose-Marie war jedenfalls jetzt die Heldin der Pension, und ein wahres Begeisterungsfieber für sie brach sich Bahn, Sie erhielt den Spitznamen »Amazone« und sogar Dr. Bäßler sagte ihr einige anerkennende Worte, worin er es wieder »sehr merkwürdig« fand, daß eine junge Dame soviel Mut hatte.
Grete Martin aber sagte:
»Kinder, durch Rose-Marie hat unsere Pension in der ganzen Stadt einen heldenhaften Nimbus bekommen, schade, daß nicht alle Tage ein Pferd durchgeht, wir würden, durch Rose-Marie begeistert, Wunderdinge vollbringen!«
Jedenfalls gefiel es Rose-Marie nun, da man sie liebte, viel besser in der Pension, wenn nur die Sehnsucht nach Musch nicht gewesen wäre und die Furcht vor der Zukunft in Schönrode bei der strengen, hatten, alten Frau. —
Hans hatte ihr manchen lieben Brief geschrieben. Zunächst war er außer sich, daß sie nun von seiner Großmutter abhängig war.
»Wie soll ich Dich wiedersehen, wenn Du in Schönrode bist, meine liebe, kleine Rose-Marie? Schönrode ist mir verschlossen, und ich habe doch schon jetzt so große Sehnsucht nach Dir!« So schrieb er.
Sie tröstete ihn im nächsten Briefe.
»Das wird sich schon alles finden, mein lieber Hans. Musch und ich treffen dann eben an einem anderen Ort mit Dir zusammen, wenn Du Urlaub hast, vielleicht in Eisenach, das liegt ja nahe bei Schönrode.«