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Kapitel 6

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In der Abenddämmerung, als die grauen Wolken am Himmel nicht mehr sichtbar waren und aus den übrigen Hütten der Schein von Kerzen die heranrückende Nacht begrüßte, verabschiedete sich der Magier mit knappen Worten. Sein Gastgeber brummte zurück und wünschte damit viel Erfolg. Der Zauberer schlug die Tür hinter sich zu mit dem Wissen, dass sein Bekannter bald mit dem Kopf voran unter einem Berg von Folianten verschwand.

Der Fremde inmitten der Siedler legte seinen geliehenen Mantel an. Er benötigte ihn jetzt eigentlich nicht, die Nächte waren warm genug. Aber Coldwyn dachte weiter, er wollte seine Kleidung zum Teil wechseln, damit eine mögliche Beschreibung seines Äußeren ihn nicht vorschnell in Schwierigkeiten brachte. Pferdediebstahl, egal wo in den Kernlanden, bestrafte man mit dem Strick und noch mehr Ärger konnte er sich kaum leisten.

Roderik schloss ein wenig später das Tor zu seinem Gut ab und schaute dabei in die Nacht hinaus. Ob ihn nicht doch jemand mit dem Besucher zusammen beobachtet hatte? Er wurde auf seine alten Tage ein bisschen paranoid, allerdings auch nur, weil er stetig aus Erfahrung lernte.

Coldwyn hatte noch ein gutes Stück Weg vor sich. Er folgte einem Pfad, der ihn auf eine Brücke führte und einen schmalen Bach überbrückte. Bei der Überquerung knarrten die Dielen. Er gelangte auf einen gepflasterten Weg. Die wohlhabenden der Bauern wohnten hier, weiter weg vom Gestank des Moors und seinem Unheil. Roderik hatte ihm die Adresse eines Pächters genannt, der über Ställe verfügte - und schnelle Pferde. Nach der Aussage des Einsiedlers wurden diese sorgfältig bewacht. Der Reisende hätte sich umdrehen sollen, ebenfalls hätte er sich vergewissern müssen, ob ihn jemand verfolgte. Er tat es nicht. Sämtliche Jäger war er, seiner Überzeugung nach, vor Meilenlosgeworden.

Manchmal half es, misstrauisch zu sein.

Hier und da hörte er ein Rascheln im Unterholz, aber keine Schritte, keine Stimmen und erst recht sah er kein verhasstes Silber, das seine Feinde bereits aus der Ferne ausmachte.

So wichtig und bekannt durfte er nicht für den Orden sein, dass sie ihm bis in den Sumpf folgten. Er verschwand hinter einer Reihe Ulmen an der Wegkreuzung und konnte an dem Folgenden nichts mehr ändern.

Was geschah, war Pech, ein paar Atemzüge früher und ihn hätte es ebenso erwischen können, einige Minuten später und ihm wäre das Schlimmste erspart geblieben, wäre… hätte.

Es pochte heftig gegen die Tür des einsamen Bauern.

Der Besitzer versuchte es wie immer zuvor, einfach zu ignorieren, hatte aber bei dieser Angelegenheit ein wirklich übles Gefühl in der Magengegend.

Und dieses Mal war der Druck im Wanst berechtigt.

Es klopfte weiter lautstark und Roderik öffnete erst spät, als er sicher sein konnte, dass kein Nachbar ihn stören wollte. Sein Unbehagen sollte seine schlimmsten Ahnungen übertreffen.

Eine geballte Faust auf seiner Nase begrüßte ihn, er war total erschrocken und fiel ungebremst zu Boden.

Gleichzeitig stürzte sein ponygroßer Mischling durch den geöffneten Türspalt hinaus und flüchtete. Roderik hatte noch nie zuvor einen solchen Fall von Feigheit erlebt.

Und du Köter willst dich Wachhund nennen.

„Da staunst du, dein Freund hat uns nicht abhängen können und er ist später genauso dran wie du.“

Roderik fing sich rasch. Er schaute die drei Angreifer direkt an. Sie gehörten zum einfachen Fußvolk des Ordens und unterschieden sich durch ihre Abzeichen von Räubern und Wegelagerern, nicht aber durch ihr Benehmen.

„Wer soll mein Freund sein zum Teufel noch mal, außerdem weiß ich nicht, was die Kirche von mir will. Ich hatte einen Bekannten zu Gast. Was wollt ihr von mir?“

Einer der Burschen lächelte ihn boshaft an.

„Zu spät alter Hurenbock, der Orden klopft nie an die falsche Tür. Niemals.“

Er trat nach und Roderik ging wieder zu Boden. Seine einzige Hoffnung war, dass sich sein Fluch gegen die Kämpfer richten würde. Er packte einen am Fußgelenk, doch in keiner Weise geschah das, was er erhoffte. Die Magie, die auch Gegenstände aus Eisen zerstörte, sie war ausgerechnet in dieser Nacht nicht aktiv. Er hatte verloren und vor ihm schlossen sich die Türen. Die Soldaten wollten in Ruhe ihre Gefangenen befragen.

Mit ihren Fäusten.

Trugbild der Schatten

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