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Kapitel 9

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Coldwyn schlug die Augen auf, er horchte auf sein schwächliches Röcheln, sah Fußstapfen von der Uferböschung auswärts gehend, dort, wo er ursprünglich zusammengebrochen war.

Er hatte sich vollkommen entkräftet gerade so ans Ufer gerettet.

Sein Verstand hatte unter einem Aussetzer gelitten. Er wollte nicht die Zeit opfern, um darüber nachzugrübeln, wieso es geschehen war.

Plötzlich riss er sich in heller Aufregung los, rutschte aus und landete erneut im kühlen Wasser. Er stieß untergetaucht gegen sämtliche Hindernisse, die auftraten, badete aber ungehindert weiter.

Mit viel Glück schaffte er es, aufwärts und vorwärts zu treiben.

Am Ufer angelangt zog er sich mit allen verbliebenen Kräften heraus. Platschend setzte er auf einem Kiesbett auf und erbrach sofort das verschluckte Nass, bis sich sein Magen verkrampfte und die Übelkeit langsam abebbte.

Es dauerte lange, bis er ruhig durchatmen konnte. Zuerst versuchte er, sich zu orientieren. Er war leider nicht so weit von den letzten Häusern der Siedler entfernt wie erhofft. Obwohl er stundenlang bis zur Besinnungslosigkeit durchgerannt war, hatte er das Land der Farmer noch immer nicht hinter sich gelassen.

Was für ein verdammter Morgen. Ein heiterer, warmer Spätsommertag, den der Magier jetzt schon zum Kotzen fand.

Fast ersoffen, nicht der beste Morgen für mich.

Dann überlegte er kurz und kam zu dem Schluss, dass Weiterleben auch Vorteile hatte.

Aber der Morgen ist nicht der Schlechteste, wenn ich so darüber nachdenke.

Der Magier ruhte sich einige Minuten am Ufer sitzend aus, seine Augen folgten dem schmalen Pfad. Man konnte sich denken, was sich in den folgenden Tagen bei Roderiks Leuten für ein Drama anbahnte. Jedoch hatte er weder die nötigen Mittel, um das Übel zu verhindern, noch die Laune dafür.

Der Orden hätte sich eine solche Demütigung niemals gefallen lassen und die aufkommende Wut der stolzen Ritter würde in diesem Fall nur die Unschuldigen treffen.

Sie würden jedes Haus im Umkreis vieler Meilen durchsuchen, bis sie etwas fänden und wenn es sich nur um einen unscheinbaren Talisman handelte. Und dann gäbe es eine Ladung mehr, die man zur Befragung nach Thetyr verfrachtete mit keiner Aussicht auf Wiederkehr.

So lauteten die Regeln des Ordens.

Hinter einigen Gewächsen entdeckte er die vom Teichwasser größtenteils verschonte Reisetasche. Er hatte sie bei seiner Flucht über dem Rücken getragen, sein Wanderbeutel war darin, mittlerweile rattenfrei.

Er zog den Mantel seines Freundes heraus, graubrauner Stoff, fast nicht auffällig, wichtig für den Fortgang der Reise. Er seufzte, weil er den ganzen Weg zu Fuß laufen musste und die Zeit drängte. Er hatte immer nur wenige Worte mit Roderik gewechselt, hatte ihn selten zu Hause angetroffen, meistens einen abgelegenen Treffpunkt ausgemacht. Der Magier hatte gute Gründe für sein Handeln gehabt. Der Mann war eine der einflussreichsten Personen der Gemeinschaft der Ausgestoßenen, dieses Bindeglied war kaum zu ersetzen. Dieser ganze Wahnsinn hatte allein damit angefangen, dass er einen verschlüsselten Brief empfangen hatte, der ihn zum sofortigen Aufbruch getrieben hatte. Es schien so, als wäre seine Mission seit Beginn vom Pech verfolgt.

Falls alles stimmte, wenn Venya richtiglag, durfte er sich jetzt nicht ausruhen. Sorgfältig nahm er den Rest seiner Habseligkeiten auf und untersuchte das Bachbett auf zurückgelassene Spuren - und davon gab es viele. Von dort aus würde man ihn gut bis in die Wälder verfolgen können. Also ein weiterer Grund, sich zu sputen.

Grob den Weg kennend, schritt er voran. Er müsste die ganze Nacht hindurch streifen und den nächsten Tag und mit ein bisschen Glück würde der Wanderer am Ende der Reise die Burg Sturmfels über den Baumkronen erspähen.

Er begann zu rennen, seine nasse Kleidung, kaum angezogen, trocknete in Sonne und Wind, über die Schulter geworfen.

Trugbild der Schatten

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