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San Diego-Rundfahrt

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Am nächsten Morgen steht John pünktlich um 8.00 Uhr mit seinem Fahrrad vor der Herberge und holt mich zu einer San Diego-Rundfahrt ab. Bei seinem Anblick hüpft mein Herz vor Freude. Unsere 1998 gemeinsam durchgeführte TransAmerika-Durchquerung per Fahrrad und Zelt steht wieder lebendig vor meinem inneren Auge. Und nun darf ich mit ihm eine Tagestour unternehmen. Ich bin glücklich, mich von ihm durch seine Heimatstadt, auf die er sehr stolz ist und die er mir erklärt, führen zu lassen.

Wir radeln bei strahlendem Sonnenschein, aber noch kühlem Wetter durch die recht hügelige Stadt. Es geht durch ruhige Bezirke mit herrlichen Blumengärten vor den Häusern. Überall stehen Palmen. Nach längerer Zeit erreichen wir die Küste. Aber wir halten uns dort nicht auf und nehmen die Strecke gen Süden auf die Halbinsel in Angriff. Hier hat John früher immer gearbeitet. Rechts und links der Teerstraße sehe ich ein unendliches Meer von weißen Kriegsgefallenen-Kreuzen. Hier wurden und werden sämtliche Kriegsgefallenen begraben. Daneben glänzt in der Sonne der blaue Pazifik. Links der Halbinsel sehe ich die Bucht mit dem Hafen von San Diego.


In der Nähe des Leuchtturms legen wir beim Erinnerungshaus an den ersten spanischen Seefahrer eine Pause ein. Es war der Spanier Juan Rodriquez Cabrillo, der im Jahr 1542 diese einmalig schöne und geschützte Bucht entdeckte.

Da John dieses große und imposante Gebäude schon kennt, gehe ich allein hinein und schaue mir alles an. Auf einer großen Bodenvase sehe ich einen kleinen Plüsch-Vogel und frage, ob er käuflich ist. Ist er. So komme ich damit hinaus und zeige ihn John. Er schmunzelt über mich und den Vogel, nimmt ihn in die Hand und zeigt mir den aufgeklebten roten Punkt hinten zwischen den Flügelspitzen und fordert mich lächelnd auf, dort mal zu drücken. Das tue ich neugierig. Und siehe da: Der kleine Vogel gibt piepsende Geräusche von sich. Wir beide lächeln. Ich stecke ihn als Andenken ein. Er ist nur klein und wiegt fast nichts. Also eignet er sich für meine Tour als Maskottchen.

Zurück in der Stadt kaufe ich mir in einem Geschäft noch passende Abendgarderobe für unterwegs. John begutachtet alles und sucht für mich aus. Ich bezahle. Dann rollen wir auf unseren Rädern weiter durch die Straßen.

John hat schon vor vielen Jahren die jetzt vor mir stehende USA-Durchquerung gefahren. Deshalb kennt er den Startpunkt und radelt mit mir dorthin. Er fährt mit mir auch noch die ersten Kilometer auf dem Fahrradweg, der mich morgen gen Osten bringen wird. Vor der Herberge trennen wir uns beide und verabreden uns zu einem gemeinsamen Abendessen.

Aufgrund der großen Hitze öffne ich in meinem Zimmer die Fenster. Die Jalousien sind heruntergezogen. Fliegengitter schützen vor Ungeziefer. Die Sonne steht auf dieser Seite. Ich möchte etwas vorschlafen und lege ich mich bei großer Hitze hin.

Um 18.00 Uhr reißt mich mein Wecker aus tiefstem Schlaf. In einer halben Stunde will mich John mit dem Auto abholen. In Windeseile dusche ich, ziehe mich um und stehe kurz darauf freudig wartend vor der Herbergstür.

Pünktlich fährt John vor, nimmt mich lächelnd in Empfang und fährt mit mir zu einem in der Nähe liegenden Italienischen Restaurant. Er meint, dass ich mich darin mehr Zuhause fühle als in einem amerikanischen. Er denkt auch an alles!

Nach unserem Abschiedsessen bringt er mich wieder zurück zur Herberge. Er weiß, dass ich morgen einen schweren Tag vor mir habe und meinen Schlaf brauche. Auch hat sich mein Körper noch nicht an die neunstündige Zeitverschiebung gewöhnt. Ich bin ihm dafür sehr dankbar. Ein letztes Winken dem enteilenden Freund nach – und ich bin wieder allein.

Unter Käfern und Schlangen

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