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Fotomodell

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Bis 4.30 Uhr habe ich voll durchgeschlafen, also acht Stunden. So stehe ich um 5.00 Uhr auf, nehme die Wäsche von der Leine und packe alles zusammen. Mein Frühstück besteht heute aus zwei großen Hefekuchen. Schmecken prima, mit Wasser wird nachgespült und alle Taschen aufs Rad gepackt. Es ist recht kühl.

Deshalb fahre ich in langer, warmer Hose und dem Fließ-pullover über dem Trikot. Es ist 5.45 Uhr, als ich die Tür von außen schließe. Die Sonne geht gerade am wolkenlosen Himmel auf, als ich meinen Weg auf dem Highway (10) gen Osten aufnehme.

Heute ist Montag. Trotzdem brausen recht wenige Autos oder Trucks an mir vorüber. Der Seitenstreifen des Highways ist neu geteert und weist keine Rillen mehr auf. So kann ich flott zutreten. Rechts und links stehen die riesigen Säulen-Kakteen. Sie geben der Wüstenlandschaft ein dekoratives Aussehen. Mit warmem Schiebewind fährt es sich gut. In Brenda mache ich Rast, trinke einen großen Becher Sprite und esse einen Muffin mit Blaubeeren.

Während ich so drinnen am Tisch sitze und esse, kommt eine Amerikanerin zu mir herein, grüßt mich freundlich und fragt, ob sie bitte mein Fahrrad fotografieren darf. Natürlich darf sie das. So gehe ich mit ihr hinaus. Sie erzählt mir bis dorthin, dass sie die verschiedensten Möglichkeiten, die amerikanische Flagge zu repräsentieren, sammelt. Und ein Fahrrad, das diese am Gepäck hinten befestigt hatte, war ihr noch nie begegnet. Ich fahre ganz fröhlich als Fotomodell vor ihr hin und her. Vollends glücklich, stolz und zufrieden bedankt sie sich noch einmal überschwänglich, setzt sich ins Auto zu ihrem Mann, winkt, lächelt und fährt davon. Ich esse anschließend mein Frühstück drinnen zu Ende und setze mich auch wieder auf mein Rad.

Kurz darauf komme ich an einem gigantischen Säulen-Kaktus vorbei. Mehrere größere Löcher weist er auf. Innen drin müssen sich Vogelnester befinden. Das kann nur der Specht sein, der sich diesen „weichen Baum“ zum Brüten ausgesucht hat. Intelligent!

Langsam geht es bergauf. Eigentlich möchte ich in Harcuvar zelten. Aber der Campingplatz hat draußen ein großes Schild mit dieser Aufschrift montiert:

Gäste mit USA-Paß sind herzlich willkommen.

Na, dann muss ich ja gleich weiter. Salome liegt nicht zu weit entfernt. Dort frage ich erst nach einer Bibliothek. Hat dieser kleine Ort tatsächlich. Es ist erst 14.00 Uhr. Der Weg dahin ist sehr verschlungen und schlecht zu finden. Aber ich lasse nicht locker, frage noch öfter nach und erreiche sie und drinnen im PC meine Emails, die ich wieder sofort beantwortete. Ganz glücklich gehe ich nach draußen und weiß nicht, ob ich hier ein Motel nehmen soll.

Draußen vor der Bibliothek sitzt ein Mann in seinem Auto bei geöffnetem Fenster. Den frage ich kurzerhand. Er gibt mir die gute Nachricht, dass südlich von Wenden, ca. 10 km entfernt, ein Campingplatz liegt. Dort soll ich man hinfahren. Ein Sheriff zeigt mir unterwegs auf meine Frage hin den Weg. Beinahe hätten mich drei Hunde gebissen. Aber ihr Frauchen ist in der Nähe und holt sie wieder zurück in den Caravan. Ich bin ihr sehr dankbar. Und bald finde ich meinen Übernachtungsplatz. 5$ sind sehr wenig, die ich bezahlen soll.

Nachdem ich mein Zelt aufgestellt und die Taschen darin verstaut habe, suche ich die Dusche auf. Die gibt es aber nicht. Dafür eine sehr saubere Toilette mit Waschbecken und kaltem Wasser. Na ja, geht auch mal.

Nun bereite ich mir mein Abendessen: Eine Dose mit Kartoffeln, Wurzeln und Beef wird in meinen Teller entleert, zwei Frühlingszwiebeln in kleine Ringe geschnitten und die Avocado aufgeschnitten. Leider ist sie schlecht. Ich musste sie vernichten. Hier draußen setzen sich Fliegen auf mein Essen. So verziehe ich mich damit in mein Zelt. Es schmeckte ganz gut. Glücklicherweise habe ich mir eine kleine Dose mit Ananas gekauft. Mein zu Hause noch schnell gekaufter Dosenöffner entpuppt sich als mein wichtigstes Werkzeug, um an meine Schätze zu gelangen.

So, nun noch abwaschen und die Zähne putzen. Draußen scheint noch die Sonne. Neben und über mir in den Bäumen zwitschern Vögel. Sonst herrscht paradiesische Stille. Bis 20.00 Uhr lese ich noch in meinem englischsprachigen Liebesroman und lege mich schlafen.

Unter Käfern und Schlangen

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