Читать книгу Unter Käfern und Schlangen - Hermine Stampa-Rabe - Страница 23
Gewitterstürme
ОглавлениеMorgenrot empfängt mich, als ich die Gardinen auseinander ziehe. Werde ich heute Regen bekommen? Dann möchte ich so früh wie möglich starten, um so weit wie möglich zu kommen.
Um 5.50 Uhr sitze ich am Frühstückstisch und starte um 6.10 Uhr bei Sonnenschein. Es ist nicht so warm wie an den Tagen vorher. So ziehe ich mir noch meine rote Windweste über. Los geht es. Es rollt auf der flachen Ebene gut.
In Salome will mich ein Hund beißen. Zu meinem Glück sehe ich, dass er angebunden ist. In San José werden alle Autofahrer mit Hilfe eines großen Plakats auf das Staatliche Gefängnis aufmerksam gemacht und dass hier niemand anhalten soll. Die Autofahrer dürfen keinen Anhalter mitnehmen.
Schleichen hier vielleicht entflohene Häftlinge herum? Also gebe ich Gas.
Langsam wird es etwas wellig. Und nach ca. 16 km teilt sich die Straße. Mir gehört die (191), auf der ich links gen Osten komme. Es überholt mich ein Auto und fährt vor mir rechts auf den Seitenstreifen. Niemand steigt aus. Das ist nicht normal. Ich mache, dass ich davon komme. Nach ca. 1 km sehe ich in meinem Rückspiegel, dass der Wagen noch immer dort steht.
Vor mir hat sich ein großer Gebirgszug erhoben. Dort hinüber geht mein Weg. Ich habe gut geschlafen und möchte möglichst schnell vorankommen. Eindrucksvolle Felsen stehen linkerhand, die Black Hills. Während meines langsamen Aufstiegs finde ich rechterhand wunderschön leuchtende orangefarbene und kleinblütige Orchideen am Straßenrand. Die nehme ich mit meiner Kamera auf.
Langsam aber sicher fahre ich den Berg Guthrie Peak mit 6.571 Fuß Höhe hinauf. Oben angekommen, erwartet mich eine Baustelle. Zum Glück brauche ich vor keiner Ampel zu warten. Der Verkehr wird davon nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Herrlich rase ich nach Three Way in die Tiefe. Dort trinke ich eine große Flasche Sprite aus und kaufe für den Abend ein. Wo ich schlafen werde, ist noch nicht sicher. Eigentlich wollte ich in Three Way zelten. Aber meine Uhr zeigt erst 11.15 Uhr. So entschließe ich mich, über den nächsten hohen Gebirgszug zu radeln und evtl. oben auf dem Berg auf einem der zwei angegebenen Campingplätze zu schlafen.
Die Gegend rundherum ist vollkommen von der Sonne verbrannt und mit ihr auch ganz viele Kakteen. Es sieht traurig aus. Aber mein Blick gilt dem Gebirge vor mir. Zwischen welchen hohen Gebirgszinnen führt wohl mein Weg hinüber?
Langsam komme ich den ersten Absatz hinauf. Es ist Mittagszeit und ich hungrig und durstig. So setze ich mich rechterhand der großen Straße ins Gras, esse und trinke und schaue mir ehrfürchtig das Gebirgsmassiv an, dem ich jetzt die Zähne zeigen werde. Aber so richtig mit Zähne zeigen ist da nichts. Ich hoffe nur im Stillen, fahrend hinaufzukommen.
Hier „unten“ ruhe ich beim Essen meine Knie aus. Dabei befinde ich mich schon auf halber Höhe. Selten kommt ein Auto an mir vorbei. Und dann nehme ich all meinen Mut zusammen, setze mich wieder in Bewegung und denke an alle die anderen Fahrradfahrer, die die „Southern Tier“ schon gefahren sind. Und alle haben es geschafft.
Es ist hart, geht aber. Um auf den Pass zu gelangen, sind die Serpentinen gleichmäßig steil angelegt worden. Ich hätte aber niemals zwischendurch absteigen dürfen. Aufgrund der Steigung wäre ich nicht mehr auf mein Rad und in Fahrt gekommen. Also hätte schieben müssen.
Oben angekommen, halte ich an, fotografiere und ruhe mich etwas aus. Es ist erst 14.30 Uhr. Also brauche ich hier oben nicht zu zelten. Dazu ist es noch viel zu früh. So nehme ich die Strecke nach Buckhorn unter die Räder. Es geht anfangs nach einer schönen Abfahrt wieder hoch, dann aber nach jedem Buckel weiter abwärts. Und dann erreiche ich meinen dritten Staat: