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Gangster-Jagd

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Es ist kaum zu glauben, aber ich habe einige Stunden gut geschlafen. Der Untergrund ist zwar nach rechts ein wenig abschüssig, aber da stehen ja meine Packtaschen alle aufgereiht. Als ich aufwache, ist der Mond verschwunden. Die leichten Schäfchenwolken haben sich glücklicherweise auch verkrümelt. Der Mann, der mich gestern auf den „Topp der Welt“ gefahren hat, erzählte mir, dass der Wetterbericht für die nächste Zeit Regen angesagt hat. Es wird heute aber wieder trocken bleiben. Ich möchte so schnell wie möglich aus diesem Gebiet raus.

Ungewaschen, aber mit neuer Fahrradgarderobe, starte ich um 6.00 Uhr, um noch allen Langschläfern – es ist Sonntag – aus dem Weg zu gehen.

Während ich so der Morgensonne entgegen radle, fängt plötzlich in einer meiner Packtaschen mein Wecker zu klingeln an.

„Komisch“, denke ich, „der sollte doch um 5.00 Uhr schon klingeln.“

Hier ist des Rätsels Lösung: Ich habe vergessen, meinen Wecker der einstündigen Zeitverschiebung anzupassen. Nun muss ich noch einmal anhalten, an beiden kleinen Lowrider-Packtaschen horchen, in welcher sich denn der Wecker befindet. Inzwischen klingelt er schon Sturm. Kurz darauf habe ich wütend das nervtötende und den ruhigen Morgen störende Geräusch abgestellt.

Der schlechte Straßenbelag, auf dem ich mich gestern schon vorankämpfte, setzt sich fort. Stellenweise muss ich sogar schieben. Ich fahre in bergigem Terrain. Für 40 km brauche ich 3 ½ Stunden, bin aber glücklich, die (70) wieder vor mir zu sehen.

Linkerhand liegt ein Anwesen von Apachen. Ist ja nicht weiter schlimm, wenn da nicht drei große und zwei kleine Hunde gewesen wären, die mich beißen wollten. Zum Glück ist schon eine Frau aufgestanden und zu sehen. Ich bitte sie, die Hunde doch zurückzurufen. Sie tut es auch. Aber drei entschwinden ihrer Gewalt und machen sich auf den Weg zu mir. Da erscheint glücklicherweise ein Mann mit einem großen und dicken Knüppel. Er ruft die Hunde zurück. Einer entzieht sich ihm und rast mit eingezogenem Schwanz vor mir über die Straße und nach rechts ins Gebüsch. Die anderen gehorchen und schleichen geduckt mit eingekniffenem Schwanz zurück auf das Grundstück und ins Haus.

Der schlechte Weg lässt keinen Geschwindigkeitsrausch aufkommen. Durch das dauernde Hoppeln mit dem schweren Gepäck auf dem Rad können evtl. die Laufräder Höhen- oder Seitenschläge bekommen und Speichen oder Schrauben brechen. Davon können höchstens Fahrradgeschäfte profitieren.

Über mir kreisen Geier. Aber bei mir hoffen sie vergebens.

Wie eine Erlösung kommt es mir vor, als meine Räder endlich auf dem heiß ersehnten, guten Straßenbelag der (70) dahinrollen. Trotz etwas Gegenwind kann ich schnell vorankommen und erreiche Bylas. Eigentlich möchte ich hier ein zweites Frühstück essen. Eine Gewürzgurke, Sprite und einen Kuchen verleibe ich mir ein. Was anderes gibt es hier nicht.

Mit diesem Geschäftsinhaber komme ich ins Gespräch. Er ist Apache. In fünf Tagen, so sagt er mir, findet in diesem Ort ein großes Apachen-Rodeo statt. Er erzählt mir auch ganz stolz, dass sein Stamm die alten Traditionen pflegt.

Während wir uns unterhalten, kommen weitere Apachen ins Geschäft, kaufen ein und gehen wieder. Den markanten Kopf des einen Indianers hätte ich gern fotografiert. Aber ich wage nicht, ihn danach zu fragen. Dem möchte ich nicht allein nachts begegnen! Ich verabschiede mich und radle weiter. Es fährt sich gut. Höhenmeter kommen kaum zusammen.

Da sehe ich rechterhand aus einem Nebenweg ein Sheriff-Auto kommen. Es fährt nicht auf dem Seitenweg bis auf die große Straße, sondern biegt auf den sehr breiten Grasstreifen in meine Richtung ab und bleibt stehen. Eine junge Frau in Sheriff-Garderobe steigt aus und gibt mir mit winkender Hand zu verstehen, dass ich zu ihr kommen soll. So halte ich an, bleibe stehen und sehe fragend zu ihr. Warum soll ich denn auf dem Gras fahren? Das ist mir unverständlich.

Sie kommt rasch zu mir und versucht, mich von der Straße die Böschung hinunterzuziehen. So schnell, wie sie das will, kann ich mein rechtes Bein nicht über die Stange zurückbekommen. Aber als ich nun endlich bei ihr unten bin, fragt sie mich, ob ich ein dunkelrotes und ein weiß-grünes Auto gesehen habe. Ich verneine und schaue sie mit großen und fragenden Augen an.

Da, plötzlich in diesem Augenblick, kommen von hinten Autos in großer Geschwindigkeit angebraust. Vorneweg ein dunkelrotes, kastenförmiges Kleinauto und dahinter drei Polizei-Autos mit Blaulicht und Martinshorn. Die Frau Sheriff zieht mich schnell noch weiter von der Straße weg. „Beeilen sie sich!“

Aus demselben Nebenweg, aus dem sie auch gekommen ist, erscheint noch ein Polizei-Auto. Der Sheriff lässt sich von ihr alles erklären und rast hinter den anderen hinterher Richtung Osten. Aus ihrem Handsprechgerät kommen Fragen und Anweisungen. Sie hört nicht weiter hin.

Eine Frage brennt auf meiner Zunge. Ich wage es, sie zu fragen: „Sitzt in dem dunkelroten Auto ein Gangster?“

Sie nickt zustimmend mit dem Kopf. Da erscheint von Westen noch ein Polizei-Auto mit Blaulicht und Martinshorn und rast hinter den anderen Autos hinterher.

Ich fragte sie: „Müssen sie nun auch noch hinterher fahren?“

„Nein“, sagt sie. „Bei mir liegt ein toter Mann.“

Ob er der Grund für die Verbrecherjagd ist? Ich weiß es nicht, sondern setze meine Fahrt Richtung Osten fort. Die Frau Sheriff gibt mir ihre besten Wünsche für eine sichere Fahrt mit.

Das war ja aufregend! Noch zweimal sausen Polizei-Autos an mir vorbei und den anderen hinterher.

So radle ich friedlich meines Weges und erreiche mittags Pima. Dort kaufe ich für den Abend und das Frühstück ein und esse den Inhalt von zwei kleinen Müsli-Päckchen, die ich mit einer Flasche Kakao vermische, auf. Es dauert nicht mehr lange, bis ich nach Safford einradle, wo ich mir vornehme, in einem Motel zu übernachten, um meine ganze schmutzige Wäsche zu waschen und mich ordentlich duschen zu können.

Das setze ich sofort in die Tat um. Bald ist alles gewaschen und aufgehängt, ich bin sauber geduscht und im Pyjama.

Unter Käfern und Schlangen

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