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Schreck auf dem Flughafen

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Am nächsten Morgen teilt mir mein Kläuschen mit, dass ich nicht, wie geplant, mit der Bahn mit meinen zwei großen sperrigen Gepäckstücken fahren soll, weil das Umsteigen am Hamburger Hauptbahnhof in einen entfernt stehenden Flughafen-Bus einfach zu umständlich ist. Auch der Weg von unserer Wohnung bis zum Bahnhof lässt sich nur mit einem Großraum-Taxi durchführen. Es ist bestellt.

Kläuschen, mein Mann, will mitkommen, um mir zu helfen, aber nur, wenn ich ein Taxi bestelle, das mein Gepäck und mich direkt zum Flugplatz Hamburg-Fuhlsbüttel bringt. Den anderen Zirkus will er nicht mitmachen. Er bietet mir an, alles zu bezahlen. Er erklärt mir, dass ich auf diese Weise auch noch eine Stunde früher am Flughafen ankomme, um das Einchecken in aller Ruhe abwickeln zu können. Ansonsten steht mir dazu nur eine kurze Zeit zur Verfügung. Gesagt, getan. Das eine Taxi wird ab- und das neue bestellt.

Dann stecke ich alle Teile in meinen großen Seesack, verschließe ihn und will gerade den Fahrradkarton aus dem Keller holen, als mein Taxifahrer klingelt. Pünktlich liegen kurz darauf mein verpacktes Fahrrad und der stramme Seesack im Kofferraum. Klaus-Otto und ich steigen ein. Der Taxifahrer bringt uns bis zum Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel.

Dort frage ich mich nach meinem Schalter durch und sage, dass ich mein Fahrrad und meinen Seesack schon einchecken lassen möchte. Ein Mann wird für diese Zwecke an mich abkommandiert. Er sieht sich den Fahrradkarton an und sagt mir gleich ins Gesicht:

„Der Karton ist viel zu groß. Der kann nicht mit.“

„Was? Der kann nicht mit? Darin befindet sich mein Fahrrad. Und das brauche ich für meine USA-Durchquerung. Auf einem anderen kann ich nicht fahren. Es ist für mich speziell angefertigt.“

„Na, dann wollen wir mal im Computer nachsehen, welche Maße Sie dort angegeben haben. Denn unser Flugzeug bis London ist nur klein. Das hat keinen so großen Laderaum.“

Er geht zum Schalter, sieht in den PC und kommt wieder.

„Sie haben aber ganz andere Maße angegeben, als sie dieser Karton vorweist.“

„Ja, damals hatte ich auch einen viel kleineren Karton. Aber als ich gestern Nachmittag mein Fahrrad darin verstauen wollte, ging es nicht. Ich musste mir vom Fahrradgeschäft diesen Karton holen und bin glücklich, dass ich es überhaupt verpacken konnte.“

Er guckt mich von oben bis unten an und sagt mit einem unbestechlichen Gesichtsausdruck:

„Das kann aber nicht mit. Das muss hier bleiben.“

„Nein, das geht nicht. Nur mit diesem Rad kann ich fahren. Ich kann mir in keinem Geschäft in Amerika ein neues Rad kaufen. Ich brauche dieses. Es muss irgendwie mit. Bitte, bitte, versuchen Sie doch, ob es geht.“

Ich sehe ihn ganz flehentlich an. Mir stehen schon die Tränen in den Augen. Hieran soll meine Tour schon scheitern? Nein, so leicht gebe ich nicht auf.

Während er mich so ansieht, werden seine Gesichtszüge menschlich und weich. Mitleid mit mir steht ihm ins Gesicht geschrieben.

„Warten Sie einen Moment. Ich gehe mal zur Fluggesellschaft.“ Er sieht mich beruhigend an.

Nach längerer Zeit kommt er wieder und meint: „Wir versuchen, Ihr Fahrrad mit in das Flugzeug zu quetschen. Wenn es aber deshalb beschädigt wird, haben wir keine Schuld. Sind Sie damit einverstanden?“

Ein riesiger Felsblock rollt mir von der Seele. Meine Mundwinkel beginnen langsam, sich rechts und links in die Höhe zu ziehen. Trotz der Tränen und der Verzweiflung kann ich wieder lächeln. Ein Lächeln der Erleichterung.

Dann erklärt er mir noch:

„Wenn Sie an dem Schalter dort drüben Ihr Fahrrad und den Seesack eingecheckt haben, dann schieben sie beide Teile nach ganz hinten links. Dort wird das Sperrgut abgefertigt. Der Mann weiß schon Bescheid und lässt Ihr Fahrrad auf das Flugzeug bringen.“

Ich hätte ihn beinahe vor Glück gedrückt, will aber nicht zudringlich werden.

Und so geschieht alles, wie er es mir gesagt hat. Mein Fahrradkarton wird mitsamt Seesack auf das Flugzeug nach London transportiert und ich setze mich vollkommen erleichtert in das Flugzeug. Es bringt mich nach

Unter Käfern und Schlangen

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