Читать книгу Unter Käfern und Schlangen - Hermine Stampa-Rabe - Страница 8
Letzte Vorbereitungen
ОглавлениеFür diesen Flug darf ich zwei Gepäckstücke á 32 kg mitnehmen. Um alle meine Packtaschen als ein Gepäckstück in das Flugzeug zu bekommen, hole ich mir meinen alten Seesack vom Boden. Für meine Papiere und Brillen ist meine Lenkertasche zuständig. Und die warme Jacke und ein Buch kommen in eine Plastiktüte.
Aber mein Fahrrad muss in einen Karton gesteckt werden. Und dazu soll ich meinem Reisebüro die Maße des Kartons angeben. Meine Tochter ruft mich aus Spanien an und rät mir, einen kleineren Mountainbike-Karton zu nehmen. Der ist besser zu transportieren. Die Laufräder werden rechts und links des Fahrradrahmens in diesen etwas breiteren Karton gesteckt. Also hole ich ihn mir, messe ihn ab, telefoniere die Maße an das Reisebüro durch und stelle den Karton erst einmal in den Keller. Familiäre Unpässlichkeiten lassen mir keine Zeit, mein Rad schon frühzeitig in den Karton zu stecken. Das kommt erst am letzten Nachmittag vor dem Abflug an die Reihe.
Mein Fahrrad habe ich in dem Fahrradgeschäft meines Vertrauens vollkommen durchchecken und an die Vorderradgabel Lowrider für die kleineren Packtaschen montieren lassen.
Als ich nun zielsicher meinen großen Fahrradkarton geöffnet vor mir stehen habe, will ich mein Vorderrad aus der Gabel lösen. Das geht aber nicht mehr. Die Montage der Lowrider befindet sich so dicht an der Schraube der Achse, dass ich sie nicht bewegen kann. Dann sehe ich mir den Fall mal genauer an und beginne, meinen Verstand einzuschalten.
Wenn ich das Vorderrad herausbekomme, wäre aber mein Rad trotzdem nicht kürzer, weil die Lowrider-Montage an der Vorderradgabel weit nach vorn zeigt.
Und das Hinterrad kann ich sowieso gleich dran lassen, weil ich darüber einen Gepäckträger habe und dazwischen das Schutzblech. So bleibt das Rad hinten auch genauso lang, wenn das Laufrad herausgenommen wird.
Also, was nun? Langsam fange ich vor Aufregung an zu schwitzen. Die Zeit läuft mir davon.
Ich eile die Treppen bis in das zweite Stockwerk hinauf in meine Wohnung und rufe das Fahrradgeschäft in meiner Nähe an. Ganz aus der Puste frage ich, ob sie einen längeren und stabilen Karton für mein Rad haben.
Ja, haben sie. Ich soll man gleich mit dem anderen Karton kommen. Der wird umgetauscht.
So aste ich den Karton immer abwechselnd mal rechts mal links auf meiner Hüfte 500 m dorthin und erhalte einen langen, den ich nach Hause schleife. Er ist einfach zu lang und zu schwer. Den kann ich kleine Person nicht hochheben und tragen.
Den Fahrradlenker löse ich und stelle ihn in Längsrichtung. Ich schraube die Pedalen los, stecke sie in einen kleinen Plastikbeutel und befestige diesen am Rahmen. Endlich kann ich das Fahrrad von oben in ganzer Länge in den schräg vor mir von Klaus-Otto gehaltenen Karton hinein heben. Nun schneide ich nur noch den Karton von oben an den Ecken ca. 20 cm ein, verkürze ihn durch Umklappen und klebe ihn mit viel breitem Klebeband zu. Endlich bin ich damit fertig. Das hat mich ganz schön schwach gemacht. Aber Stolz und Glück erfüllen mich beim Anblick des vor mir stehenden Produktes.
In der Zwischenzeit ist es schon 20.00 Uhr geworden.
Alle mitzunehmenden anderen Teile hole ich nach meinem Spickzettel aus den Schränken und lege sie auf mein Bett. Die stecke ich noch in die vier Packtaschen, schließe sie bis auf eine, in die ich am nächsten Morgen die Waschutensilien und etwas Essbares stecken möchte.
Das Zelt und der Schlafsack liegen auf dem Fußboden. Eine Schlaf- und Zeltunterlage werde ich mir in San Diego neu kaufen.
Vollkommen vom Hetzen geschafft, lege ich mich um 23.40 Uhr schlafen. Das hat mich viel Schweiß gekostet. Mein Kläuschen schläft schon längst tief und fest den Schlaf der Gerechten. Er lässt sich von meinem Gewühl gar nicht stören.