Читать книгу Unter Käfern und Schlangen - Hermine Stampa-Rabe - Страница 12
Let’s go east!
ОглавлениеIn aller Frühe stehe ich auf. Als Frühstück esse ich Blaubeeren, Bananen und den Saft einer riesigen Kokosnuss. Kurz nach 7.00 Uhr verlasse ich mit dem bepackten Fahrrad die Herberge. Am Startpunkt Ocean Beach Park habe ich Probleme, mein schweres Rad durch den weichen Sand zum Wassersaum zu schieben. Leichte Pazifik-Wellen rollen auf den weißen Sandstrand. Mein Startfoto steht an. Eine junge Frau nimmt mich mit meiner Kamera auf, während ich mit dem Hinterrad leicht in den anrollenden Wellen stehe. Gerade, als sie fertig ist, überspült mich eine hohe Welle bis zu den Knien und jagt mir einen gehörigen Schrecken ein. Während ich mein Fahrrad wieder zum Deich zurückschiebe, klebt der Sand an meinen nassen Laufrädern und verstopft die Bremsen.
Mit völlig nassen Füßen radle ich um 8.00 Uhr bei Sonnenschein, etwas kühler Luft und herrlichem Rückenwind abseits des Autoverkehrs auf dem mir von John gezeigten Fahrradweg parallel zum San Diego River Floodway gen Osten. So fahre ich auf nun schon vertrautem Weg an dem Naturschutz-Feuchtgebiet mit den vielen Wasser- und Watvögeln friedlich dahin. Eine Schlange sonnt sich mitten auf dem Teerweg und lässt mich an sich vorbei fahren. Ich halte und nehme sie aus respektvoller Entfernung auf. Es ist meines Erachtens so etwas wie eine Ringelnatter.
Da ich in diesem Jahr aufgrund der vier Schnee- und Eismonate nicht trainieren konnte, muss ich mich heute an mein schwer bepacktes Rad gewöhnen und alles gut auspendeln.
Nach längerer Zeit bringt mich mein Fahrradweg an die Friars Rd., die glücklicherweise einen Radfahrerstreifen aufweist. Der Straßenbelag ist gut. Meine Postkarten an mein zu Hause gebliebenes Kläuschen kann ich in einem Postkasten versenken. Leider kann ich noch immer nicht telefonieren. Aber irgendwann kriege ich das auch noch raus.
Nach 33 km beginnt sacht die Steigung auf die Rocky Mountains. Es fährt sich sehr gut. Mein Weg führt mich linkerhand auf dem Father Junipero Serra Trail in den Missions Trails Regional Park. Allerhand Wanderer sind darauf unterwegs. Eine kleine Rennfahrer-Gruppe kommt mir entgegen. Links neben mir fließt weit tief unten der San Diego River. Ich befinde mich jetzt schon auf einiger Höhe zwischen den Bergen.
Während ich durch Alpine radle, halte ich an, setze mich in ein spanisches Restaurant und lasse mir etwas zum Essen bringen. Meine Beine schreien nach einer Ruhepause. Und weiter geht es auf erheblich steilerer Straße. In einer steilen Rechtskurve stürze ich fast, weil ich noch zu schwach bin. So schiebe ich einige Zeit bergauf, steige wieder auf und kämpfe mich langsam weiter bergauf. Da passiert es. Im rechten Oberschenkel bekomme ich sehr schmerzhafte Krämpfe. Ich muss absteigen und schieben. Ohne Training solch ein bepacktes Rad die Berge hinaufzufahren, ist tatsächlich eine Zumutung für meinen Körper.
Ich sehne mich nach meinem Campingplatz. Um 16.30 Uhr sehe ich ihn linkerhand. Und um 17.00 Uhr stehe ich in der Anmeldung und erhalte meinen Zeltplatz. Mein Appetit ist mir vergangen.
Mein neues Zelt aufzustellen, bringt so einige neue Erfahrungen mit sich. Aber dann steht es und meine Packtaschen finden sogar auch noch darin Platz.
Als ich mich in meinen neuen schönen Daunenschlafsack setze, die Socken aber nicht ausziehe, bekomme ich sofort kalte Füße. Und sie werden einfach nicht warm. Da dämmert es mir: Ob wohl die Socken bis hierher noch immer nass sind? Und tatsächlich nicht nur nass, sondern auch noch kalt. Mit trockenen Socken habe ich bald kuschelig warme Füße.
Während in meiner Nähe die Frösche um die Wette quaken, sitze ich nun hier in meinen schönen und warmen Schlafsack eingewickelt und möchte nun schlafen. Hoffentlich haben sich meine Beine morgen erholt und tun die Arbeit, die ich von ihnen verlange.