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02.02.2015 - München: Weg zum Flughafen - Die Wiedergutmachung

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Eine ganze Weile fuhren sie wortlos in Richtung Flughafen. Wenn Miriam über Rayans Bitte, dass sie diejenige sei, die ihn dorthin fahren sollte, überrascht gewesen war, so ließ sie sich das nicht anmerken.

Was Rayan aber durchaus merkte, war, dass sie verärgert war. Und auch ein wenig nervös, fast ängstlich. Er konnte beide Gefühle verstehen.

Plötzlich nahm Miriam ihren Mut zusammen und bemerkte mit ironischem Unterton: „Eigentlich ist es verwunderlich, dass Sie mir überhaupt zutrauen, dass ich einen Führerschein habe und zum Führen eines Fahrzeugs fähig bin.“ Und noch ein wenig bissiger fügte sie hinzu: „Oder haben Sie um mich als Fahrerin gebeten, weil Sie gehofft hatten, mich damit noch weiter bloßzustellen?“ Sie hatte bewusst mit ihm Arabisch gesprochen, obwohl sie inzwischen wusste, dass er durchaus auch Englisch sprach. Aber die Sprache ihrer Heimat war ihr geläufiger als ihr Schulenglisch.

Mit ihrer Bemerkung spielte sie auf die Tatsache an, dass es in Saudi Arabien Frauen nicht gestattet ist, Auto zu fahren. Geschweige denn, dass eine Frau der Arbeit als Polizistin hätte nachgehen dürfen.

Rayan schaute sie offen von der Seite her an. „Ich habe darum gebeten, dass Sie mich fahren, weil ich mich bei Ihnen entschuldigen wollte.“

Überrascht riss sie einen Moment den Blick vom Verkehr los und sah ihn zweifelnd an. Hatte sie soeben richtig gehört? Er hatte sich bei ihr entschuldigt?! Das konnte sie kaum glauben, so wie er sie bisher behandelt hatte. War es eine Finte von ihm? Ein weiterer perfider Versuch, sich über sie lustig zu machen? Da sie nicht wusste, was sie davon halten sollte, schwieg sie.

Als Rayan bemerkte, dass sie nichts sagen würde, fuhr er fort: „Das Ganze vorhin war ein Spiel, das überhaupt nichts mit Ihnen zu tun hatte. Ich musste meinem Sohn und meinen Männern Zeit verschaffen, das Land zu verlassen. Aus diesem Grund habe ich nicht nur Sie, sondern auch den guten Kommissar vorgeführt. Ich hätte ihm nur direkt im Park meinen Namen nennen müssen und schon hätte er mich gehen lassen müssen. Doch dann hätte man mir auch dort bereits die Fragen nach meinen Begleitern gestellt. Und womöglich wäre die Idee aufgekommen, meinem Jet den Abflug in München zu verbieten. So aber wusste niemand, dass ich nicht selbst an Bord bin …“, er beobachtete ihre Reaktion. An ihrem Blick konnte er sehen, dass sie daraufhin zwar den Zusammenhang verstand, doch noch immer ärgerlich war, über die Art, wie er sie behandelt hatte.

„Hören Sie Miriam – ich darf Sie doch Miriam nennen? – es tut mir wirklich leid! Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass ich normalerweise keiner dieser Männer bin, die Frauen unterdrücken?“

Er klang so aufrichtig, dass Miriams Blick bereits ein wenig sanfter wurde. Sie seufzte: „Also gut, ich glaube Ihnen.“

„Miriam, erlauben Sie mir als Wiedergutmachung, Sie zum Essen einzuladen! Das Restaurant im Hotel am Flughafen ist wirklich gut.“

Zweifelnd sah Miriam zu ihm hinüber – meinte er das ernst? Womit wollte er sie einladen? Wenn sie ihn so ansah, sah er derangiert aus und außerdem hatte er keinerlei Papiere, geschweige denn Geld oder Kreditkarten bei sich. Das wusste sie von Weber, der Rayan höchstpersönlich durchsucht hatte.

Als Rayan ihren zweifelnden Blick über seine Person gleiten sah, lachte er leise.

„Sie glauben doch nicht, dass ich so nach Hause reise? Und außerdem – wie sollte ich ohne jegliche Papiere fliegen?“, er lachte wieder, jetzt tatsächlich amüsiert. „Keine Angst. Ich habe alles durchdacht. Das ist alles im Hotel hinterlegt – Papiere, Kreditkarten, Kleidung.“

Nun musste auch Miriam lachen – dieser Mann schien ständig die Kontrolle zu haben und auf alles vorbereitet zu sein. Sie spürte, dass sie begann, sich für ihn zu interessieren. Und noch dazu sah er blendend aus. Was sprach also dagegen, dass sie mit ihm essen ging? Immerhin hatte sie sich das nach diesem bescheidenen Tag verdient. Sie würde sich auf seine Kosten so richtig kulinarisch verwöhnen lassen! Nachdem was sie über ihn erfahren hatte, würde es keinen Falschen treffen. Und wenn er darauf bestand, sein Verhalten auf diese Weise wieder gut zu machen? An ihr sollte es nicht liegen.

„Also gut. Ich komme mit. Aber wenn Sie mir noch mit einem einzigen sexistischen Wort kommen, gehe ich auf der Stelle“, willigte Miriam schließlich ein.

Rayan lächelte zufrieden: „Keine Angst – ganz fest versprochen, dass ich Sie gut behandeln werde. Es wird nur passieren, was Sie auch wollen.“

Einen Moment lang hatte Miriam wieder Zweifel. Hatte sie einen Unterton gehört? Was meinte er mit dieser Aussage? War das etwa zweideutig gemeint? Aber dann sagte sie sich, dass sie müde war und nur Gespenster hörte.

Rayan - Im Auge des Sturms

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