Читать книгу Li - Isabella Maria Kern - Страница 12

Einsamkeit

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Klara saß mit ihrem Mann an einem Schreibtisch. Er tippte eifrig einen Text in seinen Laptop. Klara schob ihren Drehsessel etwas näher und berührte ihn sanft am Unterarm. „Theo, darf ich dich etwas fragen?“ Theo machte einen Grunzlaut. Er war sehr konzentriert. Warum konnte ihn Klara jetzt nicht in Ruhe arbeiten lassen? Sie wusste doch, dass er das nicht mochte.

„Theo. Es ist wichtig“, sagte sie eindringlich.

Theo hörte auf zu schreiben, weil er wusste, dass er keine Chance gegen seine Frau hatte. Wenn sie seine Aufmerksamkeit brauchte, dann brauchte sie sie in diesem Augenblick. Er seufzte.

„Was?“, fragte er kurz angebunden. Er hatte seine Brille abgenommen und sah sie gespannt an. Es musste tatsächlich etwas Wichtiges sein, denn sie wusste genau, dass sie ihn sonst nicht stören durfte.

„Sag, kann Peter wegen seines Bordellbesuchs Schwierigkeiten bekommen? Ich mache mir Sorgen.“ Theo hatte sich darüber bereits Gedanken gemacht und antwortete deshalb sehr schnell.

„Nein, Liebes. Es gibt Zeugen, dass Li noch gelebt hat, als er das Haus verließ. Dann gibt es diesen Brief, den sie persönlich an ihn geschrieben hat und abgesehen davon würde die Gerichtsmedizin keine Spermaspuren von ihm bei Li finden, falls er die Wahrheit gesagt, und sie nicht berührt hat.“

Wie immer sagte er es in einem geschäftlichen, rechtlichen Ton. Nicht so, als spräche er über den Bruder seiner Frau. Abgesehen davon hatte er noch nie viel von Peter gehalten. In seinen Augen war Peter ein egoistisches, sarkastisches und penibles Arschloch, der in seinem ganzen Leben noch nie jemand geholfen hatte. Irgendwie konnte ihm Theo nicht glauben. Es sah Peter nicht ähnlich, dass er für sein Geld die Leistung nicht gefordert hatte. Aber seltsamerweise hatte er das Gefühl, als wäre Peter in diesem Falle tatsächlich unschuldig. Er verhielt sich anders als sonst. Etwas milder fügte er deswegen hinzu: „Wir werden ihm schon helfen. Es kann gar nichts passieren, Klara.“ Klara nickte etwas beruhigt. Sie würde Peter anrufen. Vielleicht hatte er Lust am Abend mit ihr essen zu gehen. Vielleicht brauchte er jemanden zum Reden. Warum war er überhaupt in ein Bordell gegangen? War er wirklich so einsam? Als sie gegen sechs Uhr die Nummer von Peter wählte, war er noch immer nicht zu Hause. Er war aber bereits auf dem Weg zu seiner Wohnung, in Gedanken bei den Erzählungen von Beatrice. Gegessen hatte er schon und er wollte nicht mehr weggehen, da am nächsten Morgen ein anstrengender Arbeitstag auf ihn wartete. Abgesehen davon hatte er keine Ahnung, ob sein Besuch im Bordell publik werden würde und wie sich diese Sache auf seinen Job ausüben könnte. Peter hatte Angst und machte sich berechtigte Sorgen. Zu Klara meinte er, dass er sich lieber am nächsten Tag mit ihr zum Mittagessen treffen möchte. Außerdem würde er es begrüßen, die Mittagspause nicht mit seinen Kollegen verbringen zu müssen. Er fürchtete, sie würden ihn nach seinem Wochenende fragen. Lügen konnte er zwar perfekt, aber abgesehen davon interessierte es nicht wirklich ernsthaft jemanden, wie er seine Wochenenden verbrachte. Egal. Er wollte lieber mit Klara essen gehen. Sie war im Moment sein einziger Lichtblick. Peter freute sich wirklich auf seine kleine Schwester. Seltsam. Das war noch nie so gewesen. Es war ein völlig neues Gefühl.

Li

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