Читать книгу Thanats Welten 1 - Tauros - J. Reiph - Страница 20

Zurück in der Schule

System: 1654-Z65-7559-MM08-2884

Interner Systemname: Tauros

Zeitrechnung: Jahr 23 nach der Ankunft (n.d.A.), 38. Woche

Berichterstatterin: Eyra (nachgetragen)

Die neue Schulwoche beginnt. Mir ist mulmig zumute. Immerhin hat sich seit letzter Woche einiges an meinem Status geändert. Wird es Probleme mit der Schulverwaltung geben, weil meine Eltern nicht mehr in der Stadt leben und arbeiten? Oder weil ich einen neuen Pass habe?

Es stellt sich aber heraus, dass meine Sorgen unbegründet sind. Der Anwalt von Libertah hatte ja auch gesagt, dass meine Schulgebühren bezahlt seien. Ich kann mir vorstellen, dass Abert Conster zudem die anderen Steine aus dem Weg geräumt hat. Wieder einmal bin ich beeindruckt, wie reibungslos die Unterstützung durch Libertah funktioniert.

Als besonderes Bonbon fahre ich nun mit dem Galaxis zur Schule. Na, DIE Blicke meiner Mitschüler sind Weltklasse.

Bleiben noch Kurd und seine Kumpane.

Thanat und ich sitzen schon an unserem Tisch, als die Privaten herein kommen. Sie sind die Letzten, die die Klasse betreten. Die anderen Staatlichen sind alle in Gesprächen vertieft, als Kurd den Raum betritt. Dessen überhebliches Gesicht verwandelt sich in Sekundenbruchteilen in eine wütende Fratze, als er mich sieht. Geräuschvoll fällt seine Tasche auf den Boden. Ein hasserfülltes „Du...“ entschlüpft ihm. Die anderen Schüler werden aufmerksam, unterbrechen ihre Gespräche und sehen auf.

Kurd stürmt durch die Klasse zu unserem Tisch. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Frau Mondran am Lehrerpult steht und gerade etwas sagen will.

In dem Moment erreicht Kurd unseren Tisch. Er brüllt mich an.

„Was machst du hier noch? Deine Eltern sind doch gefeuert und aus der Wohnung geworfen. Du hast hier nichts mehr zu suchen!“

Thanat steht langsam auf. Er stellt sich dicht vor Kurd. Es stehen sich pubertärer Größenwahn und tödliche Gelassenheit gegenüber.

„Wenn du glaubst, mit solchen Machenschaften durchzukommen, bist du so etwas von auf dem Holzweg. Eyra wird ihre Schulausbildung hier beenden. Und du wirst das nicht verhindern können.“

„Ach was. Glaubst du, du könntest etwas dagegen unternehmen? Du, du, Monstrosität! Du kotzt mich an.“

Thanat lächelt nur verächtlich auf Kurd herunter. Macht er wieder seinen Blicktrick? Den er bei dem schmierigen Anwalt durchgezogen hat?

Er macht. Kurds Augen werden riesengroß, sie weiten sich vor Angst, dann macht er sich in die Hose. Ich möchte nie, nie erfahren, was er in Thanats Blick gesehen hat, dass er vor Angst die Kontrolle über seine Schließmuskeln verliert.

Als die anderen Schüler sehen, wie sich auf Kurds Hose ein feuchter Fleck breit macht, brechen sie in schallendes Gelächter aus. Nur nicht die Privaten. Zwei schmunzeln allerdings hinter vorgehaltener Hand. Sieh mal einer an. Hat der kleine Prinz in seiner Clique nicht nur Freunde?

Als Kurd realisiert, was gerade passiert ist, wird er rot wie eine Tomate. Er feuert noch einen Blick auf mich ab, der mich seiner Meinung nach hätte töten sollen, mich wegen der Situation aber nur amüsiert. Dann rennt er aus der Klasse, verfolgt vom Gelächter.

Frau Mondran schließt hinter Kurd die Tür. Sie droht Thanat mit dem Finger. Es fällt ihr aber sichtlich schwer, sich ein Lachen zu verkneifen.

In den folgenden Tagen werden unsere Projektarbeiten vorgestellt. Dani hat mit ihrem Kunstwerk die höchste Punktzahl in der Künstlerklasse erreicht. Mein Projekt beschert mir ebenfalls eine Bestnote.

Unsere Erfolge feiern wir ausgelassen im Gemeinschaftsraum des Gästehauses. Dani ist ganz erstaunt, dass sich andere Gäste vollkommen ungezwungen dazugesellen. Als sie erfährt, wer dabei ist, bekommt sie vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Es sind sehr namhafte Wirtschaftler und Wissenschaftler aktuell im Gästehaus. Ein berühmter Autor auf Lesereise ist ebenfalls dabei. Und alle sind lustig und ausgelassen und feiern mit uns. Mit zwei Schülerinnen!

Dani bekommt an diesem Abend einen winzigen Eindruck von der Geisteshaltung der Menschen auf Libertah. Und der Eindruck ist nicht der Schlechteste.