Читать книгу Thanats Welten 1 - Tauros - J. Reiph - Страница 21
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System: 1654-Z65-7559-MM08-2884
Interner Systemname: Tauros
Zeitrechnung: Jahr 23 nach der Ankunft (n.d.A.), 39. Woche
Berichterstatter: Ein anonymer Informant (nachgetragen)
Irgendwo auf Tauros. In einem großen, beeindruckenden Haus, fast einem Palast. Dort tief verborgen in einem Kellerraum, der mit erlesenen Möbeln, teuren Kunstgegenständen und einer ausladenden Bar glänzt. Dieser Raum ist gut besucht. In kleinen Gruppen stehen viele Frauen und Männer verteilt. In ihren Händen halten sie Gläser mit edlen Getränken. Alleine der Gegenwert dieser Getränke könnte eine Familie lange ernähren. All diese Leute repräsentieren die mächtigsten Konzerne und Regierungen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Stimmt, es ist eine fast identische Situation.
Erneut treffen sich die Köpfe der größten Konzerne und ihre Handlanger aus den Regierungen. Wieder sind die Rohstoffe von Libertah Thema.
(T) erhebt seine Stimme: „Meine lieben Freunde!“ Genauso gelogen, wie beim letzten Mal. Beide Teile der Aussage. „Liebe“ und „Freunde“. In dieser Gruppe gibt es weder Zuneigung zueinander, noch Freundschaft. Alles was interessiert sind Macht und Geld. Dieses gemeinsame Interesse bringt die Gruppe dazu, ihm Aufmerksamkeit zu schenken. So ziemlich das Einzige, das sie kostenlos abgeben.
„Vor einigen Wochen besprachen wir, dass wir einen gewissen Thanat zu einem Gespräch wegen der Rohstoffe bitten wollten, die über Libertah auf den Markt geworfen werden. Ich habe ein Spitzenteam entsandt. Erstaunlicherweise kamen nur ihre Waffen zurück. Von den vier Personen haben weder ich noch meine Mitarbeiter seitdem etwas gehört oder gesehen. Dieser Thanat hat mit der Faust die Seitenscheibe des Wagens eingeschlagen, mit dem er abgeholt werden sollte. Eine Seitenscheibe aus Sicherheitsglas!“ Raunen erhebt sich, als die Leute sich klarmachen, dass jemand mit der blanken Faust eine solche Wagenscheibe einschlagen kann. „Er hat die Waffen in den Wagen geworfen und den Fahrer bedroht. Ich kann nur vermuten, dass dieser Thanat meine Leute überwältigen konnte. Das macht ihn gefährlicher, als ich bedacht habe. Aufgrund dessen habe ich weitere Nachforschungen über ihn angestellt. Was ich heraus bekommen habe ist sehr bruchstückhaft. Klar ist, dass er auf Libertah eine große Nummer ist und in Runoa einen gewissen Ruf genießt. Mir sind Gerüchte im Zusammenhang mit den Töchtern des Präsidenten zu Ohren gekommen.“
Diese Schilderung lassen die Zuhörer aufmerksam bleiben.
„Mein Jüngster hat mir berichtet, dass er auf seiner Schule gleich am zweiten Tag seiner Anwesenheit die Vorherrschaft an sich gerissen hat. Es gelingt keinem unserer Kinder mehr, dort die angebrachte Rangordnung aufrecht zu erhalten. Ein Skandal. Stellen Sie sich nur vor, staatliche werden UNSEREN Kindern gleich gestellt. Unerhört.“ Zustimmendes Schnaufen und Getuschel antwortet ihm. „Wobei … Ich weiß nicht so genau, warum der Kerl überhaupt auf der Schule ist. Er scheint eigentlich nicht mehr im typischen Alter eines Schülers zu sein. Wir werden aus den widersprüchlichen Informationen über ihn nicht schlau.“ Er verharrt einen Moment.
„Nun, ich konnte in Erfahrung bringen, dass er mit einer Mitschülerin viel Zeit verbringt. Diese Mitschülerin ist meinem Sohn ein Dorn im Auge, weil sie ihn in den schulischen Leistungen übertrumpft. Außerdem hat sie meinem älteren Sohn im letzten Jahr ein heftiges Unrecht zugefügt. Er hatte Interesse an ihr bekundet und sie hat ihn abgewiesen. Meinen Sohn, ein unglaublicher Affront! Sie ist sogar tätlich geworden. Ausgerechnet meinen Söhnen gegenüber. Die doch beide ein Ausbund an Höflichkeit, Herzensgüte und Rücksichtnahme sind.“ Einigen Zuhörern gelingt es nur ganz knapp, eine neutrale Miene zu wahren.
„Folgerichtig habe ich dieser jungen Frau, deren Name übrigens Eyra Dorba lautet, ...“ Einige horchen auf, ist der Name doch wegen der jüngsten Veröffentlichungen von Borde Koriat nicht unbekannt. „... meine Aufmerksamkeit geschenkt. Mein Ziel war es, sie zur Kooperation zu überreden, um ein Gespräch mit ihrem Schulkollegen Thanat zu vereinbaren. Nun leider hatte mein Jüngster wohl die Idee, diese Eyra Dorba als Gast für unseren ehemaligen Keller zu gewinnen. Das war kurz vor dem Einsturz unseres ersten Spielhauses. Wie es scheint, gelang es ihr, die Einladung auszuschlagen. Die Gruppe, die mein Sohn beauftragt hat, um die junge Dame zur Mitarbeit zu bewegen, ist ebenso verschwunden, wie das von mir geschickte Team. Höchst erstaunlich. Dieser Versuch macht sie bemerkenswert unzugänglich für Angebote meinerseits. Sie hört nicht einmal ansatzweise zu. Einfach frech.“ Er fährt sich mit der Hand um das Kinn.
„Leider habe ich erst vor Kurzem von dieser Entwicklung erfahren. Deswegen habe ich mich gleich daran gemacht, über diese Frau Dorba nähere Erkundigungen einzuziehen. Es erschien mir dann ein glücklicher Zufall zu sein, dass ihre Eltern in meinem Konzern arbeiten und in einer meiner Wohnungen wohnen. Das sind doch hervorragende Ansatzpunkte für etwas Überzeugungsarbeit.“ Zustimmendes Kopfnicken. Man ist sich einig, dass das vielversprechend ist.
„Ich bedaure es, sagen zu müssen, dass mein Jüngster erneut ein unglückliches Händchen bewiesen hat. Nicht etwa, weil er aus seiner Sicht falsch gehandelt hätte. Er hat diese Beziehung auch erfahren und wollte eine unbotmäßige Konkurrenz loswerden. Völlig zu Recht. Da werden Sie mir zustimmen. Einer meiner weniger wertvollen Anwälte, leider unerwartet verstorben, hatte sich bereit erklärt, meinen Sohn bei seinem Plan zu unterstützen. Der hatte den Eltern Dorba sowohl die fristlose Kündigung für ihre Arbeitsverhältnisse als auch für die Wohnung ausgesprochen. Sehr bedauerlich. Vor allem, weil dieser Thanat die Maßnahme des Anwaltes außerordentlich gestört hat. Zugleich erschien der Ihnen sicher bekannte Abert Conster auf der Bildfläche.“ Raunen im Raum.
„Conster hatte neue Arbeitsverträge in der Tasche und die Eltern nahmen sie an. Dummerweise befinden sich die Eltern nun außerhalb unserer Reichweite, denn sie sind nach Libertah übersiedelt. Ebenso dumm ist, dass diese Eyra Dorba jetzt in der Botschaft von Runoa wohnt. Wie ich hörte, hat sie bereits die Staatsbürgerschaft von Runoa angenommen. Irgendjemand muss sehr gute Kontakte zur Regierung von Runoa haben. Denn die junge Dorba hat einen Diplomatenpass bekommen. Das machte es meinen Mitarbeitern unmöglich, sie bei ihrer Rückkehr von Libertah abzufangen. Ausgesprochen missliche Lage.“
Betroffene Gesichter wegen all dieser Schwierigkeiten sind zu sehen.
„Sie werden erkennen, dass es im Moment ausgesprochen schwierig ist, diesen Thanat zur Zusammenarbeit zu bewegen. Die Eltern seiner Mitschülerin sind weit weg. Sie selbst ist entweder in der Botschaft oder mit ihm zusammen. Sie benutzen keine öffentlichen Verkehrsmittel, wo man sie abfangen könnte. Und dieser Thanat hat ein unheimliches Talent darin, unsere Mitarbeiter früh zu erkennen. Langsam gehen mir die Ideen aus. Deshalb wende ich mich vertrauensvoll an Sie. Haben Sie irgendwelche Vorschläge?“
Einen Moment herrscht Schweigen. Dann hebt eine Frau ihre Hand.