Читать книгу Wem gehört die Zukunft? - Jaron Lanier - Страница 26

Das unsinnige Ideal eines vollkommenen Marktes

Оглавление

Aufgrund der historischen Situation, in der dieses Buch verfasst wird, muss ich auf etwas Offensichtliches hinweisen. Zukünftigen Lesern in vernünftigeren Zeiten wird dies hoffentlich als unnötige Abschweifung erscheinen. (Ja, ich bin ein unverbesserlicher Optimist!)

Derzeit gibt es eine ziemlich verrückte und deprimierende globale Debatte, die Regierungen gegen Märkte ausspielt oder Politik gegen Geld. Sollten in Europa finanzielle Überlegungen der deutschen Kreditgeber die politischen Erwägungen der griechischen Kreditnehmer ausstechen? In den USA wird auf breiter Front von populistischen Ideologen, oder was man dafür hält, verkündet: »Die Regierung ist das Problem, die Märkte sind die Lösung.«

Zu alldem sage ich: Ich bin Informatiker, für mich ergibt keine der beiden Positionen einen Sinn. Technologien sind nie vollkommen. Sie müssen unaufhörlich verbessert werden.

Beispielsweise könnte man den Wunsch haben, einen Tablet-Computer zu entwickeln, der nach außen hin völlig makellos und glatt ist, keine Schalter und Tasten hat, sondern nur einen Touchscreen. Wäre er nicht vollkommener und würde dem Ideal viel besser entsprechen? Aber man schafft es nie so ganz. Ein paar zusätzliche Schalter, etwa um das Gerät überhaupt anzuschalten, sind unverzichtbar. Mit absoluten Ansprüchen ist das Scheitern für einen Technologen quasi vorprogrammiert.

Märkte sind eine Informationstechnologie. Eine Technologie ist nutzlos, wenn man sie nicht verbessern und verändern kann. Wenn die Markttechnologie nicht völlig automatisiert werden kann, sondern noch immer ein paar »Knöpfe« benötigt, hat es keinen Sinn, so zu tun, als würde es auch anders gehen. Man jagt nicht schlechtfunktionierenden Idealen hinterher, sondern man behebt Fehler.

Und es gibt immer Fehler! Wir haben gerade erlebt, wie Finanzinstitute in der vernetzten Finanzwelt mit Steuergeldern gerettet werden mussten, und anscheinend genügt nicht einmal die strengste staatliche Sparpolitik, um dafür aufzukommen. Also muss die Technologie verändert werden. Der Wille, eine Technologie zu verbessern, zeigt, dass man sich auf sie einlässt, nicht, dass man sie ablehnt.

Wenden wir uns also wieder unserem vorliegenden Projekt zu, der Frage, ob die Netzwerktechnologie den Kapitalismus verbessern kann, anstatt ihn zu verschlechtern. Bitte tun Sie nicht so, als ob es eine Art »reine« Form des Kapitalismus gäbe, der wir treu bleiben sollten. Sie existiert nicht.

Wem gehört die Zukunft?

Подняться наверх