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Kapitel 6 Das Gespenst der perfekten Investition Unser kostenloses Mittagessen

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Im Silicon Valley geht das Gespenst der perfekten Investition um. Auch die Wall Street und andere Orte, wo digitale Netzwerke menschliche Tätigkeiten kanalisieren, werden davon heimgesucht.

Eine »perfekte Investition« in einen Sirenenserver ist schon mit einer geringen Summe möglich, jedenfalls in der Anfangszeit, die gigantische Renditen abwerfen kann, und das in kürzester Zeit. Sie erfordert zunächst bemerkenswert wenige Mitarbeiter oder Mitinvestoren, und auch die Entscheidungsgewalt muss kaum geteilt werden. Selbst wenn das Unternehmen später gigantische Ausmaße annimmt, hat es relativ wenig Mitarbeiter.

Man muss im Vorfeld nicht genau wissen, wie die perfekte Investition Geld einbringen wird, denn es geht ja um die Kanalisierung von Informationen. Informationen und Geld stecken gewissermaßen unter einer Decke, daher wird der Investor reich, ohne zu wissen, wie. (Tatsächlich geht es womöglich gar nicht ums Geld, doch selbst in dem Fall werden viele Menschen einen Teil ihrer wirtschaftlichen Perspektive aufgrund eines Sirenenservers verlieren,20 aber ihn dennoch unterstützen und seinen Einfluss und Vorsprung weiter ausbauen.)

Die perfekte Investition hält die reale Welt auf Abstand und hat daher praktisch keine Verpflichtungen. Idealerweise macht oder tut sie gar nichts. Der Plan besteht einfach darin, Informationen zu kanalisieren und zu denjenigen zu leiten, die in der Welt aktiv sind. Diese Aktiven gehen die Risiken ein, nicht die perfekte Investition.21

So zählt es beispielsweise nicht zur Aufgabe von YouTube, darauf zu achten, ob ein urheberrechtlich geschütztes Video eingestellt wurde. Falsch eingestufte Wertpapiere vergifteten zur Zeit der Finanzkrise die Fonds der Finanzinstitute, die dann vom Staat gerettet wurden, doch bisher mussten die Nutznießer dafür keine Nachteile in Kauf nehmen, die negativen Folgen wurden auf Steuerzahler und Kleinanleger abgewälzt. Die Verantwortung, die Probleme zu beheben, die durch die perfekte Investition entstehen, liegt bei den bedauernswerten Geschöpfen, die im benachteiligten Umfeld, das man auch Realität nennt, leben und handeln und Risiken eingehen müssen.

Die perfekte Investition wird bald eine unangreifbare Position erlangen und von Natur aus ein Monopol über ihren Bereich ausüben. Es kann durchaus Wettbewerb im traditionellen Sinn geben, aber er wird nie mehr als eine symbolische Funktion haben. (Ich verwende den Begriff »Monopol« nicht im rein rechtlichen Sinn, sondern wie er im Silicon Valley gebräuchlich ist. So riet beispielsweise Peter Thiel, der Gründer von PayPal und einer der ersten Investoren bei Facebook, seinen Studenten in einem Seminar zu Startup-Unternehmen in Stanford, sie sollten eine Möglichkeit finden, »Monopole« zu gründen.)

Wem gehört die Zukunft?

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