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Wendepunkte in der Wüste

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Halb im Sand vergraben, zugeweht von feinen Staubschleiern, grenzten schwarzrostige Autowracks unser Wüstenlager ein. Erst frühmorgens erlangten Anita beim Anblick des Blechfriedhofs unsere Ruhe wieder. Abends, während des Spaghettiessens, da wir, in Anoraks und Decken gehüllt, unter frostigen, den Sand und uns peitschenden Windböen gezittert hatten, war die Diskussion um die Fahrt nach Djanet wieder aufgekommen. Die teils besorgten, teils aufsässigen Stimmen waren nur allmählich in der Wüstennacht verklungen, und klamme Glieder hatten sich hinter lächerlich dünnen Zeltwänden wohl aufzuwärmen begonnen. Anita und ich waren plaudernd, in die Schlafsäcke gewickelt, auf unseren Isoliermatten im Zelt gelegen, ein wenig beengt, aber immerhin gemütlich. Wir teilten die Meinung, eine schwierige Route sollte allemal genommen werden, schließlich konnte nicht gewinnen, wer nichts wagte, ... und was würden wir zu Hause zu erzählen haben ... und plötzlich waren wir in Gelächter ausgebrochen, waren förmlich zu hilflosen Opfern vibrierender Heiterkeit geworden. Nebeneinander liegend waren wir an endlosem Lachreiz schier erstickt. Das Kichern war gleich drängenden Blasen in uns aufgestiegen, in der Kehle kitzelnd und das Zwerchfell blähend ...

... wir sahen Bert vor uns – in kurzen Hosen, wippenden Knies! Wie komisch, diese Haltung samt den Sommersprossen! Ständig hungrig zu sein, während die Hohlräume im Körper unaufhörlich durchgeschüttelt wurden – herrlich! Und die ständigen Reparaturen an den Wagen – köstlich! Fünfzig Dollar wollte Bert uns also zu den geplanten Gorillabesuchen in Rwanda beisteuern – na, überaus großmütig! Schließlich hatten wir ihm auch neuerlich Geld gegeben im Zuge des erzwungenen Geldwechselns an der Grenze, obwohl die Essenskasse längst ausreichend bestückt gewesen war. Falls unsere Versorgung mit Lebensmitteln weiterhin so unverhältnismäßig zur Bezahlung zu wünschen übrig lassen würde, könnte es angebracht sein, uns die Reise von Bert bezahlen zu lassen, nicht umgekehrt! Wir lachten und lachten ... hier gäbe es eben nicht viel zu kaufen, hatte Bert behauptet, nachdem wir schon in Gafsa durch überquellende Märkte gewandelt waren, ... wir hielten uns den Bauch vor Lachen. Sollten wir später etwa wie Gorillas Blattwerk verspeisen, oder gab es in den anderen Ländern so viel mehr, was europäische Bäuche füllen konnte, als Gemüse, Brot, Fleisch und Obst? Oh, wie würden wir in den Tropen völlen, ... falls wir nicht vorher elendiglich dem Hungertod erlegen waren ...

... und Brommel, ein hagerer Kobold, der wie ein Schatten an der Motorhaube klebte! Und die Ölflecken unter »Uhurus« Bauch, als leide er an einer Krankheit – wahnsinnig komisch! Und all die verzweifelten Gesichter unserer lieben Kameraden, als Bert an diesem Abend an unseren Pioniergeist appelliert hatte! Er würde an seinem Plan, die gefährliche Route nach Djanet zu nehmen, unwiderruflich festhalten ... Lebensgefahr voraus! Inga hatte sich hilfesuchend an ihren Rudi geklammert! Zu witzig!

»Ich fürchte den Tod nicht!« hatte Armin noch Öl ins Feuer gegossen, der schreckensbleichen Ilse zuzwinkernd ...

Ein Strom heißer Fröhlichkeit erschütterte Anita und mich bei unseren Retrospektiven, gezischtes »Psst!« und »Ruhe!« aus den umliegenden Zelten erheiterte uns nur noch mehr. Durch hohles Geheul neugierig geworden, streckten wir die Köpfe aus dem warmen Zelt in die kühle Wüstennacht hinaus und erlebten die Begegnung mit dem ersten Wüstenfuchs unseres Lebens. Japsend und nach Atem ringend vor Lachen fielen wir ins Zelt zurück. Das Heulen schien in der nächtlich kalten Wüstenluft Kreise zu ziehen, zu tanzen, zu vibrieren ...

Wir hatten ein gefährliches, schlaues Riesentier erwartet. Ein katzengroßer, zierlicher Winzling mit verschreckt riesigen Augen heulte mit in die Luft gestrecktem Köpfchen angestrengt auf einem überdimensionalen Sandhügel ...

... der Schlaf konnte nunmehr seine Chance, uns zu überwältigen, endlich wahrnehmen, weil das Lachen uns vollkommen erschöpft hatte.

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