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2.1.5.4.Sparta und Kreta

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Die Dorer waren zwar sehr konservativ, was ihre Bräuche anbelangt, und führten ein anderes Leben als die Athener, aber anderseits war bei den Dorern die Stellung der Frau sehr hoch. Nach Fritz Baumgarten et al. war Sparta „das einzige Land des Altertums, wo der Gedanke verwirklicht wurde, den Frauen dieselbe Erziehung zuteil werden zu lassen wie den Männern“.[1] Diese hohe Stellung der Frau im Kerngebiet der Dorier, in Lakonien und Kreta, blieb seit dem 8. Jh. bis mindestens zum 2. Jh. v. Chr. die gleiche. Andere dorische Gebiete wie in Sizilien oder auf Inseln wie Rhodos änderten gewiss ihre Bräuche, denn sie standen unter dem Einfluss unterschiedlicher griechischer und ausländischer Strömungen.

In der alten dorischen Welt hatten die Frauen wie gesagt, die gleichen Rechte wie Männer. Frauen konnten die Männer beraten oder sogar tadeln. Frauen konnten erben und mit ihrem Erbteil machen, was sie wollten. Der Umgang zwischen den Geschlechtern war ungezwungen. Mädchen und Jungen verkehrten zusammen, auch wenn sie inzwischen erwachsen geworden waren. Es änderte sich nichts, unabhängig davon, ob sie verheiratet waren oder nicht. Tänze und Spiele führten sie seit der Kindheit zusammen. Allerdings war die Erziehung der Kinder Staatssache. Schulbildung war Pflicht für beide Geschlechter. In Athen nicht. Der Athener Xenophon, der das spartanische Gesellschaftssystem bewunderte und das der Athener kritisierte „So (wie in Athen) die Mädchen erzogen werden, wie sollen sie etwas Großartiges vollbringen?“[2] Ab dem 7. Lebensjahr wurden die Kinder in Sparta in Lagern untergebracht, wo sie gemeinsam lebten. Die Mädchen schliefen jedoch getrennt von den Jungen. Der Unterricht war aber der gleiche. Die Teilnahme an Sport für Knaben und Mädchen, auch für Jugendliche, war Pflicht. Die Mädchen kämpften in den gleichen Sportarten wie die Knaben, auch in Ringen, Lauf, Diskuswerfen, Speerwerfen u.a., gewiss unter sich und in Altersgruppen aufgeteilt. Auch gab es Wettspiele zu Ehren der Göttin Artemis. Die Mädchen nahmen an den Wettspielen aber leicht angezogen teil, wahrscheinlich weil sich unter den Zuschauern auch Männer befanden. Wie zwei Statuen zeigen, waren sie bekleidet mit einem kurzen Chiton, der die rechte Schulter und Brust frei ließ. Ähnliches geschah auch in anderen dorischen Orten und auch auf der ionischen Insel Chios.

Die Frauen bewegten sich in dorischen Städten ungezwungen, auch auf dem Markt, und diskutierten mit Männern. Da die Arbeit Periöken und Heloten verrichteten, hatten beide spartanische Geschlechter viel Freizeit. Sparta oder Kreta besaßen keine Hochschulen, da für die Männer die beste Kriegsführung das Ideal war und für Frauen, ihre Kinder zu den besten Soldaten zu erziehen. Ihr Gesprächsstoff war deshalb sehr mager. Politisieren war nicht möglich, denn das Land regierten zwei Könige unter der Aufsicht von 5 Ephoren, die zwar gewählt wurden, aber Parteien und politische Richtungen gab es nicht. Spartanische Frauen war es per Gesetz erlaubt, falls ihr Ehemann keine Kinder bekommen konnte, mit einem anderen Mann ihrer Wahl Kinder zu zeugen, die ihr Ehemann akzeptieren musste. Die anderen Griechen, vor allem die Athener, fanden das Benehmen der Spartanerinnen schändlich und sprachen von Sparta als einer „Weiberherrschaft“. Es ist nicht verwunderlich, dass es dorische Frauen waren, die das Frauenverbot der olympischen Spiele brachen. Kalipateira aus Rhodos und Kyniska aus Sparta mit ihrem Wagen. Jedoch gab es auch in Sparta Einschränkungen. Frauen durften nicht zum Militär, nicht für hohe Staatsämter kandidieren oder als Ephoren gewählt werden.

[1] Baumgarten et al, S. 93

[2] Xenophon, Λακεδαιμονίων Πολιτεία, Ι, 3

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