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2.1.4.2. Griechisches Sizilien

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Im 6. Jh. v. Chr. verließen viele geistige Größen der Griechen und Griechinnen ihre Heimat Kleinasien, weil dieses erst die Lyder und dann die Perser besetzten und dort Tyrannen einsetzten, die jede freie geistige Aktivität stoppten. Die Gelehrten, die die Tyrannen nicht beweihräuchern wollten, konnten nicht unter einer Diktatur leben, lehren und forschen und fuhren Richtung Westen und Norden. So verbreiteten sich Künste und Wissenschaft auch auf dem griechischen Festland und in Italien, wo Westgriechenland (Unteritalien und Sizilien) entstand, so dass ganz Griechenland an den Kulturereignissen teilhaben konnte. Eine der frühen philosophisch-wissenschaftlichen Schulen war die bereits im 6. Jh. entstandene Hochschule der Pythagoreer, gegründet von Pythagoras aus Samos in der Griechenstadt Unteritaliens Kroton (heute Crotone). Dort wurde Mathematik, Geometrie, Medizin, Musikwissenschaft, Religion, Astronomie und Ethik gelehrt. Pythagoras und seine Frau Theano predigten außer den Wissenschaften nicht nur die Gleichberechtigung, sondern auch die Gleichstellung aller Menschen. Er nahm Frauen nicht nur als Studentinnen auf, sondern bildete sie in seinem engeren Kreis zu Philosophinnen aus. Der britische Althistoriker Michael Grant schreibt, dass „Pythagoras unter seinen Schülern siebzehn Frauen zählte“.[1] Auch im Originaltext von Iamblichos, der die Biographie seines Meisters verfasste, steht, dass sich unter den Schülern 17 Frauen befanden, die aus ganz Griechenland stammten und die allerberühmtesten (epiphanestatai) pythagoreischen Philosophinnen waren, was bedeutet, dass zu seinen Schülerinnen auch nicht bekannte Philosophinnen und einfache Studierende gehörten, die keine Philosophinnen wurden, sondern andere Berufe ergriffen und sich dort lediglich bildeten. Die Anzahl der Studentinnen muss demnach viel höher gewesen sein. Dazu kamen die Studentinnen anderer pythagoreischer Lehrer. Wahrscheinlich belief sich ihre Zahl insgesamt auf mehrere hundert.

In den Staaten, in denen die Pythagoreer herrschten: Kroton, Taras/Tarent und Metapontion war die Frau gegenüber den Männern gleichberechtigt und konnte sich entfalten wie sie wollte. Ehebruch der Männer wurde bestraft und Misshandlungen von Frauen mit Ausschluss aus der Gemeinschaft. Die Mädchen konnten sich frei auf dem Markt bewegen und den Mann ihrer Wahl heiraten. Und es gab viele weitere Vergünstigungen für Frauen. Pythagoreer hatten aber auch strenge Lebensvorschriften. Man duldete keine sexuellen oder andere leibliche Exzesse, auch keine vor- oder außerehelichen Beziehungen. Luxus war nicht erlaubt, und alle sollten ein einfaches Leben führen. Auch Essvorschriften gab es mit einem Verbot von Saubohnen bzw. braunen Bohnen (κύαμος), die eigentlich keine Bohnen sind und bei Menschen, denen ein bestimmtes Ferment im Körper fehlt, schwere Reaktionen hervorrufen können, den Κyamismus, der sogar tödlich verlaufen kann. Pythagoras verbot, nicht alle Bohnen zu essen (Weiße Bohne=φάσηλος oder φασίολος), wie mancher heutige Autor behauptet.

[1] Grant, Von Alexander.., S. 281

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