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2.1.5.5. Hetären, die emanzipierten Frauen der klassischen Antike

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Der Terminus Hetäre tauchte erst in dieser Zeit in Attika auf und bedeutet einfach „Freundin“. Genannt wurde so jede Frau, die mit einem Mann lebte, ohne verheiratet zu sein. Man darf sie nicht „Kurtisane“, nennen wie es heute getan wird.[1] Es waren die emanzipierten Frauen dieser Zeit, die sich die Freiheit nahmen, das zu tun, was sie wollten. Sie waren auch die intelligenteren unter den Frauen, die nicht das brave Püppchen spielen wollten. Allerdings gab es Verbote in Berufen und sportlichen Veranstaltungen. Ansonsten waren die gebildeten Hetären geachtet, und die Philosophinnen waren begehrte Diskussionspartner. Hetären konnten heiraten, wenn sie wollten, und das machten auch etliche und gründeten Familien. Sie konnten ihren Beruf weiterhin ausüben, wenn sie wollten, denn sie hatten meistens verständige Männer ausgewählt. Sie wurden von allen Bürgern ihrer Heimatstadt, ja sogar von ganz Griechenland verehrt, wenn sie auf künstlerischem, wissenschaftlichem oder sogar „militärischem“ Gebiet große Taten vollbracht hatten. Nicht wenige Städte haben für berühmte Hetären Statuen aufgestellt und Dichter ihre Errungenschaften besungen. Dies geschah mit einer „ewigen“ Ehefrau nie. Nur und meistens nach dem Tode auf Grabsteinen wurden ihre Treue zu ihrem Ehemann und ihre Tugend gelobt und hervorgehoben. Hetären waren trotz Verleumdungen der Konservativen, der Ewiggestrigen, die es immer schon gab, von der Gesellschaft voll anerkannt. Sie verhielten sich nicht anders als die heutigen jungen Frauen. Trotzdem sind die meisten Frauen Hausfrauen geworden und keine Hetären. Deren Zahl blieb klein, denn die erfolglosen Hetären drifteten langsam in die Prostitution als einzige Lebensmöglichkeit ab. Davor hatten wahrscheinlich die meisten Mädchen Angst, blieben „brav“ zu Hause und ließen den Familiendruck über sich ergehen. Sie heirateten meist einen ungeliebten Mann, nur um Kinder zu zeugen, denn oft sahen sie den Ehemann nicht, da er sich mit Prostituierten vergnügte oder auf der Agora diskutierte. Aber die Angst vor dem unbekannten Leben kann nicht der alleinige Grund dafür sein, weshalb nicht viele Mädchen Hetären wurden. Vielmehr kam der mächtige Druck der Familie hinzu, der ihnen keinen anderen Weg ließ als den der langweiligen Hausfrau. Die Töchter der Reichen lockte das weitere bequeme Leben, aber die Mädchen der Mittelschicht hatten die Wahl und die armen nur einen Weg, den einer Arbeiterin oder den einer Hetäre. In den Reinigungsdienst oder als Dienerinnen konnten sie wegen der vielen billigen Sklavinnen nicht leicht einsteigen. Sie wählten oft den Beruf einer Artistin, Tänzerin, Flötenspielerin, Sängerin, Akrobatin u.a., die ebenfalls den Ruf hatten, Prostitution zu betreiben. Einige wurden Kurtisanen oder offizielle Prostituierte (gr. Porne). In Kleinasien und Korinth gab es auch die „Hierodulen“, die Tempelprostituierten, die, wenn sie nicht mehr „arbeiten“ konnten, als Alterssitz den sicheren Aufenthalt in der Tempelanlage erhielten. Sie darf man nicht Hetären nennen, wie manche es tun.[2] Aristophanes, der als Quelle zitiert wird, nennt die Hierodulen nie Hetären.[3]

Es war kein leichtes Leben, Hetäre zu sein, und trotzdem haben es etliche auf Grund ihrer Intelligenz geschafft, sich zu bilden, gesellschaftlich aufzusteigen und berühmt zu werden.

[1] Paoli, Die Frau, S. 81

[2] Paoli, S. 80

[3] Strabon, Geographika, VIII, 378

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