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2.1.7. Frühchristliche und Frühbyzantinische Epoche ( 1. Jh. bis 500 n.Chr.)

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Im ersten christlichen Jahrhundert war die Lage der Frau nicht schlecht. Es herrschte der von Jesus propagierte Spruch der Gleichheit der Menschen. Mann und Frau waren gleich. (Jesus hatte mit der orientalischen Tradition gebrochen und die griechische angenommen.) Das Neue Testament zählt zu seinen Jüngerinnen Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus, Maria, die Schwester von Lazarus, Johanna, Salome u.a.). Der Bruch mit der jüdischen Tradition glich einer Revolution, da Frauen mit Männern mitzogen und die Lehren Jesu hörten. So verlief es in der ersten Kirche. Was haben ihre nichtchristlichen jüdischen Landsleute gedacht? Sie hielten es für eine Schande, eine schwere Sünde u.a. So waren die Christen den konservativen Hebräern ein Dorn im Auge.

Der Umgang der beiden Geschlechter war bei den Griechen in Kleinasien und Europa ungezwungen wie in hellenistischer Zeit. Die Christen lebten genauso wie die noch in großer Zahl existierenden Anhänger der alten Religion, allerdings ohne Ausschweifungen und rauschende Feste und ohne Opferung von Tieren für ihre Gottesdienste. Die Frauen waren auch in der Kirche und in der Gemeinde als Predigerinnen, Priesterinnen und Bischöfinnen gleichberechtigt.

Ab dem 2. Jh. begann durch die vielen christlichen Sekten, die damals auftauchten die Zerrüttung in der Kirche, und die christlichen Gemeinden spalteten sich. Nicht wenige davon waren von sehr strengen Asketen gegründet, und ihre Anhänger lebten nach den alten orientalischen Bräuchen, bei denen die Frau keine Rolle in der Gesellschaft spielte, sondern fast Sklavin und lediglich Gebärmaschine war. Geschlechtsverkehr war verpönt und in manchen Gemeinden selbst unter Eheleuten verboten. Die Hauptkirche in Ost und West versuchte, die Spaltungen zu vermeiden oder die entstandenen Risse wieder zu kitten. Sie schlossen Kompromisse, und asketische „Kirchenväter“ wurden mehr gehört als die Worte Jesu. Auch das Alte Testament kam zu Hilfe. Die Frau war nicht mehr gleichberechtigt, musste dem Manne gehorchen, hatte zu schweigen und durfte keine eigene Meinung haben. Sie verschwand aus der Verwaltung der Kirche und durfte in der Kirche nur putzen oder beten. Liebe wurde zu einer Sünde abgestempelt, und sogar die Ehe wurde wie bei den asketischen Gemeinden als Verstoß gegen das Keuschheitsgelübde angesehen, das „höchste Gut“ ders Christen! An allen Verstößen gegen die Keuschheit sollte die Frau schuld gewesen sein, die die „keuschen“ Männer verführen wollte. Frauen wurden zu Tieren degradiert oder als Personifikation des Teufels angesehen. Die Männer projizierten gewiss ihre eigenen abnormen sexuellen Wünsche, die sie nicht ausleben dürften, auf die Frau. Für den großen katholischen Kirchenvater Tertullian war „die Frau die Tür des Teufels, sie soll in schwarze Lumpen gekleidet sein“. Der orthodoxe Kirchenvater Gregor von Nyssa war nicht nur gegen die Liebe, sondern auch gegen die Ehe. Die „Sünde“ der Eva lastete vielen Kirchenvätern nach, und die Frau sollte deswegen „ewig Buße tun“. Der berühmte und sonst aufgeklärte orthodoxe Patriarch Johannes Chrysostomos predigte: „Unter allen wilden Raubtieren gibt es kein schädlicheres Tier als die Frau“.[1] Frauen sollten für jedes Übertreten der von der Kirche aufgestellten Regeln bestraft werden, sogar mit Prügeln. Für die Frau gab es keine ausreichende Bildung, und für Leute, die um ihr „Seelenheil“ besorgt waren, las ihr der Mann die rigorosen Regeln des Basilios aus Caesarea vor, betete mit seiner Frau mehrmals am Tag und verbot ihr, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Als „gleichberechtigt“ war die Frau nur angesehen, wenn sie in strenger Askese lebte.[2] Dennoch gab es tapfere Frauen, die sowohl Bildung erhalten hatten als auch die Stufen des öffentlichen oder des geistigen Lebens emporgestiegen waren. Sie waren, was Bildung anbelangt, keine Mädchen aus dem Volke, sondern Kinder aus reichen Familien oder Töchter und Ehefrauen aufgeklärter oder mächtiger Männer, die den Wert ihrer Frau oder Tochter erkannt hatten und sie förderten, ohne auf die Asketen Rücksicht zu nehmen. Deswegen gibt es in dieser Zeit auch schriftstellernde, dichtende und philosophierende Frauenpersönlichkeiten, wenngleich nicht in großer Zahl. Einige Ärztinnen und Naturwissenschaftlerinnen sind bekannt, aber keine Malerinnen, vielleicht deshalb nicht, weil es im sog. Byzantinischen Reich der Griechen und im Westen keine profane Malerei bei den Christen gab, zumindest nicht vor dem 5.-6. Jh.

[1] Kordatos, Geschichte Bd.VIII, S.431

[2] Beck, Erotikon, Fußnote 45

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