Читать книгу Der Segen der Einwanderer - Jürgen Feder - Страница 12
ОглавлениеDort, wo fast nichts gedeiht, wächst der Tataren-Lattich mit seinen herrlichen blauen Blüten.
Tataren-Lattich
Lactuca tatarica
Familie der Korbblütler
(Asteraceae)
Von unseren sieben Lattich-Arten ist der tadellose Tataren-Lattich (Lactuca tatarica) einziger Neuling und dies seit 1900. Im Sport so erfolgreich, würde man »Rookie« zu ihm sagen. Ein »Rookie« (aus dem Englischen = Neuling, Anfänger) ist ein im Profisport noch unerfahrener, aber talentierter Sportler. Denn wie seine Namen schon verraten, ist der Tataren-Lattich auf Wanderschaft aus Richtung Osten und deshalb aktuell in Deutschland auf Usedom, auf Rügen und längs der vorpommerschen Küste am häufigsten. Er hat es in sich, weniger aufgrund seines bis einen Meter hohen Wuchses, vielmehr von Juli bis Anfang September wegen zahlreicher blauer bis violettblauer Zungenblüten. Für mich wie eine Wegwarte im Pudersand, im lebhaften Kontrast an den Stränden von Nord- und Ostsee. Auch er hat kaum einen Angstgegner, denn er wächst da, wo fast nichts gedeiht, sieht man mal vom Strandroggen ab.
Halt geben dieser intensiven, aber keineswegs drängeligen Pflanze kräftige Rhizome, die im lockeren, angesalzenen Boden bis einen Meter tief hinabsteigen können. Etwas Tritt scheint dieser Pflanze nicht zu schaden, wie ich an der Unterweser bei Dedesdorf, auf Harriersand und auf der Strohauser Plate sowie mehrfach auf Usedom sehen konnte.
Da wächst diese kahle Pflanze mit ihren blaugrünen, unten grob eingeschnittenen Blättern auch mal zwischen Liegedecken unbedachter Badegäste. Ganz nach Lattichart, übrigens zählt auch unser Kopfsalat zu dieser Gattung, enthalten die Blätter dieses Neophyten stark flüssigen Milchsaft. Er ist scharf, aber wie die gesamte Pflanze nutzbar als Würzpflanze. Aber vorsichtig, nicht zu viel davon verwenden: bitter, bitterer, am bittersten, Tataren-Lattich muss man sagen …
Auch an der Flensburger Förde, an der Schlei, in Hamburg und in großem Bestand an der Bremer Getreidemühle ist der Tataren-Lattich zu finden. Und in Bremen habe ich mal nachgefragt, hier wurde jahrzehntelang Getreide aus Russland umgeschlagen, passt also, ein Boatpeople also. Selbst im Binnenland gibt es erste Nachweise, etwa an der Spree und im Süden von Sachsen-Anhalt. Hier wohl eher unbeständig, bestimmt auf Bahngelände oder in Abbaugebieten, bei Importen aus dem Osten weiß man das nämlich nie so genau.