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17 Kvas: Russisch Cola, die schäumende Limo aus Brot

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 Name: Kvas

 Region: Russland, Ukraine, Belarus, baltische Staaten

 Verzehr: Als Getränk

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Welches ist das russische Nationalgetränk? Natürlich Wodka, das weiß doch jeder. Oder? Zumindest im Sommer wird mindestens ebenso viel Kvas getrunken: Eine Limo, die traditionell aus dunklem, altbackenem Brot hergestellt wird, das man in reichlich Wasser einlegt und mit Zucker und Hefe vergärt. Weil sich dabei nur etwa 1 % Alkohol entwickelt, gilt es in Russland als alkoholfreies Getränk, das auch schon kleinen Kindern gut schmeckt.

Manche sagen, Kvas werde bereits seit mehreren tausend Jahren in dieser Region getrunken. Fest steht, dass die Straßenverkäufer mit ihren kleinen Tankwagen hinter dem Eisernen Vorhang etwa so weit verbreitet waren wie hierzulande der an heißen Sommertagen durch die Straßen bimmelnde Eismann. Durstige Menschen standen Schlange, um sich das leicht bizzelnde, Blasen werfende Gebräu direkt in ihre mitgebrachten Krüge und Kanister füllen zu lassen. Je nach Reifegrad ist der Geschmack süßlich, würzig, säuerlich und/oder herb und Kvas in jedem Fall ein idealer Durstlöscher. Es wird im Sommer aber nicht nur getrunken, sondern auch gegessen: Findige Hausfrauen geben kleingeschnittenes Gemüse, Kräuter, Senf und saure Sahne zu und fertig ist die kalt genossene Okroshka-Suppe.

Glaubt man dem Volksmund, ist Kvas außerdem so etwas wie ein Allheilmittel. Tatsächlich enthält es lebendige Milchsäurebakterien, Aminosäuren, Vitamine und Mineralien. Je nachdem, wen man fragt, hilft die Gärbrause gegen Verdauungs-, Herz- und Augenprobleme, beim Abnehmen und gegen Müdigkeit, stärkt das Immunsystem und den Zahnschmelz, und wenn man genug davon trinkt, kann man bestimmt auch durch Wände gehen oder zumindest fliegen. Wahrscheinlich bekommt man vom übermäßigen Verzehr aber einfach Dünnpfiff oder Blähungen.

Mit dem Zerfall der Sowjetunion schien Kvas auszusterben. In Litauen beispielsweise wurden die Hygienebestimmungen verschärft und die unpasteurisierte und daher potenziell verkeimte Limo durfte auf einmal nicht mehr verkauft werden. Stattdessen überschwemmte zuckrige Westbrause den Markt. Der Niedergang dauerte etwa zehn, 15 Jahre an, dann schlug der Patriotismus zurück. An der Spitze der »Anti-Colanizierungs«-Bewegung: Ein russisches Unternehmen, dessen Name übersetzt etwa so viel heißt wie »Nicht Cola«. Die Marketingkampagne war erfolgreich, bald floss wieder Kvas durch russische Kehlen. Und, Ironie der Geschichte, bald darauf auch durch amerikanische. »Dank Kvas konnte ich mein Geschäft vergrößern und vier neue Läden eröffnen. In ein paar Jahren wird es mich zum Millionär machen!«, zitiert ein 2010 veröffentlichter Artikel einen Ladeninhaber aus New York, dem die Kunden wegen der erfrischenden Limo förmlich die Bude einrennen. 20 oder 30 Jahre früher hätte ihm sein flottes Werbesprüchlein »ein tolles Produkt aus Russland« vermutlich den Bankrott beschert. In deutschen Reformhäusern wird seit Anfang der 1980er ein ähnliches Getränk verkauft, das allerdings aus Biozutaten und Quellwasser hergestellt wird und tatsächlich alkoholfrei ist. Massentauglich ist der Gesundheits-Drink damit hierzulande nicht geworden. Vielleicht ändert sich das mit Kvass. Russian Soda, das seit Kurzem in Hessen gebraut wird: Es hat laut Hersteller eine hohe »Mixability« und ist auch »mit Wodka oder Jägermeister ein echter Bringer«. Das wird sich das hippe Partyvolk nicht zwei Mal sagen lassen. Russen werden darüber nur den Kopf schütteln: Entweder Kvas oder Wodka.

Delikatessen weltweit: 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten

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