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5 Brennivín: In Island ist der Tod schwarz, flüssig und hochprozentig

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 Name: Brennivín

 Region: Island

 Verzehr: Eiskalt getrunken


(c) Dennis Yang unter CC Lizenz

Schwarzer Tod – das klingt nach einem sehr hässlichen Lebensende und erinnert noch dazu an eine mittelalterliche Seuche, die Teile Europas nahezu leerfegte. Wenn es sich bei dem so Bezeichneten allerdings um Hochprozentiges handelt, scheinen andere Regeln zu gelten, ganz nach dem Motto: je krasser, desto besser. Jedenfalls ist der Plan gründlich gescheitert, dem isländischen Brennivín (Branntwein) ein so abschreckendes Label zu verpassen, dass sich die Leute auch nach Abschaffung der Prohibition in Island davon fernhalten würden. Das schlichte schwarze Etikett, auf dem sich zeitweise ein Totenschädel mit überkreuzten Knochen und das Logo der staatlichen isländischen Alkohol-Verkaufsgesellschaft ÁTVR befand und mittlerweile ein Umriss der Insel, wurde vielmehr zum Markenzeichen: Es verschaffte dem Kartoffel-Kümmel-Schnaps Kultstatus und eben jenen Spitznamen.

Brennivín ist mittlerweile das inoffizielle Nationalgetränk der Isländer und gehört untrennbar zum Verzehr von Hákarl – jenem fermentierten Haihappen, dessen Ammoniakaroma schneller die Nasennebenhöhlen durchfegt als man ihn herunterschlucken kann. Dankbar kippt man Brennivín hinterher, denn der schmeckt wenigstens nur intensiv nach Kümmel und brennt mit seinen 37,5 Prozent Alkohol alle Haiüberreste aus der Kehle. Auch beim Wikingerfest þorrablót (sprich: Thorrablot), das Island traditionell Ende Januar, Anfang Februar feiert, darf das Todesgesöff nicht fehlen, um Spezialitäten wie gekochten Schafskopf, eingelegte Widderhoden und fermentierte Seehundeflossen das letzte Geleit zu geben.

Trotzdem wird Brennivín von den Isländern nicht ständig und in großen Mengen getrunken: etwa 70.000 Liter werden pro Jahr verkauft, und zwar bereits inklusive der Exporte ins (überwiegend skandinavische) Ausland. Das änderte sich auch nicht, als in Tarantinos Kill Bill 2 Brennivín getrunken wurde und die Foo Fighters in Skin and Bones davon sangen. Auch die Nachfrage aus Deutschland, wohin Bestellungen seit Anfang 2011 geliefert werden (dem Jahr, in dem Island Gastland der Frankfurter Buchmesse war), hält sich in Grenzen.

Es ist noch gar nicht so lange her, da war Island eine arme Nation von Fischern und ihr Hauptexportartikel Lebertran. Das Leben am Polarkreis war und ist hart, mehrere Monate im Jahr dauert die Nacht auch beinahe den ganzen Tag. Der Sonnenmangel schlägt vielen aufs Gemüt. Dagegen helfen das im Lebertran enthaltene D-Vitamin – und Alkohol. Früher, so erzählt es ein alter Fischer auf der Insel, wurden daher die Lebertranfässer auf dem Rückweg nach Island mit Branntwein befüllt. Der praktische Import-Export-Kreislauf hatte nur einen Nachteil: Der Hochprozentige färbte sich schwarz und bekam einen merkwürdigen Beigeschmack. So mancher Isländer, der sich mit dem aromatisierten Branntwein den langen, dunklen Winter schöngetrunken hat, ist dabei wohl einen (kleinen) schwarzen Tod gestorben.

Delikatessen weltweit: 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten

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