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3 Frittierte Butter: Fettiger wird’s nimmer

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 Name: Deep-fried butter

 Region: USA

 Verzehr: Heiß und fettig


(c) David Nestor unter CC Lizenz

Dass man so ziemlich alles Essbare (und noch so manches mehr) frittieren kann, ist nichts Neues. Es gibt Menschen, die sich der Illusion hingeben, etwas in kochendes Fett zu werfen sei dasselbe wie kochen, und daher dieses weite Feld für den Rest der Menschheit experimentell erforschen. Ihren großen Auftritt haben sie auf nordamerikanischen Jahrmärkten, dem Himmel für Junk-Food-Jünger. Frittiertes Snickers? Selbst hierzulande schon ein alter Hut – aber einst vermutlich irgendwo in Iowa uraufgeführt. Neuere Kreationen der Heiß-und-Fettig-Fraktion, die europäische Besucher noch überraschen könnten: Käsekuchen und Cola aus der Fritteuse.

Wie um alles in der Welt frittiert man ein Getränk? Eigentlich egal. Die Frage müsste lauten: Warum?!

Die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Barbara J. Rolls von der Pennsylvania State University liefert nun eine überraschende Erklärung für das Essverhalten ihrer Landsleute: Sie seien alle unglaublich gestresst und wollten sich etwas gönnen, glaubt sie – erklärt jedoch nicht, warum gerade schlechtes Essen eine Belohnung darstellt. Das Zentrum im Gehirn, das bei zu viel Fett und Zucker Alarm schlägt, hat bei jenen Menschen vermutlich längst den Betrieb eingestellt. Derartige Reflexe in den Griff zu bekommen, sei schwierig, glaubt die Forscherin, denn heutzutage wüssten viele Menschen nicht, ob sie im nächsten Monat überhaupt noch einen Job haben. Da interessiere es natürlich weniger, ob das, was sie essen, für sie in fünf oder zehn Jahren schädlich sei.

Abel Gonzales Jr. aus Dallas gebührt die Ehre, das wohl öligste, zuckrigste Essen auf diesem Planeten erfunden zu haben: Frittierte Butter. Fett, das man in flüssigem Fett erhitzt? Darauf muss man erst mal kommen. Natürlich wäre es echt eklig, einfach so in ein Stück Butter zu beißen. Daher spießt man einen 60-Gramm-Brocken (gerne auch mehr) auf ein Stäbchen und taucht ihn in einen Teig, bevor er drei Minuten lang brutzelt. Das Ergebnis: Frittierter Teig, der nicht nur außen, sondern auch innen vor Fett trieft. Die Butter schmilzt natürlich und läuft einem beim Reinbeißen über Kinn und Hände. Mit seinem Originalrezept, für das der texanische Arterien-Killer vier Geschmacksrichtungen erdachte (Natur, Knoblauch, Kirsche und Traube), gewann er 2009 auf dem State Fair in Texas den 1. Preis in der Kategorie »Kreatives Essen«.

Auf Jahrmärkten quer durch die USA und auch in Kanada wurde das Rezept seitdem begeistert adaptiert. Eine Frittierbude auf der State Fair in Iowa (deren Maskottchen seit über 100 Jahren eine lebensgroße, aus Butter gearbeitete Kuh-Skulptur ist) verfeinerte den Herzinfarkt-Lutscher um einen Zimtteig, der nach dem Ölbad mit einer süßen Soße übergossen wird, Schoko zum Beispiel. Auf Wunsch gibt es Schlagsahne dazu.

Das Problem sei gar nicht die Butter, meinte eine Kundin aufklären zu müssen, sondern der Teig drum herum – wegen der Kohlenhydrate. Für diejenigen, die trotzdem ihren Fettkonsum reduzieren möchten, wird es bestimmt bald auch »diet«-deep-fried butter geben. Die hat dann pro Portion wahrscheinlich nur noch 500 statt 1.000 Kalorien.

Delikatessen weltweit: 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten

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