Читать книгу Der Tod lauert im Internet - Jutta Pietryga - Страница 12

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Untergehakt, voller Vorfreude, streben Nele und Jule die Lister Meile herunter Richtung Baggi. Die Disco, zwischen Raschplatz und Hauptbahnhof gelegen, ist für die Mädchen, die in der List wohnen, fußnah zu erreichen. Ein paar Schritte noch, dann beginnt das Vergnügen. Jule bleibt stehen, fasst Nele am Arm.

„Siehst du den Typen da drüben?“

„Wen? Denn im Anzug?“

„Genau. Voll krass wie der aussieht?“

„Will der etwa in die Baggi!“

„Ich weiß nicht, so wie der ausschaut!“

„Auf alle Fälle erregt er damit Aufsehen, selbst in der Baggi.“

Ihr Kichern weckt die Aufmerksamkeit des steifen Anzugträgers. Abrupt bleibt der stehen und taxiert erschrocken die Mädchen.

„Blöder Einfall von mir. Wie konnte ich nur auf diese Idee kommen,“ denkt er und dreht bei.

Als die Girls die Disco betreten, schlägt ihnen sofort dröhnende Musik entgegen. Unwillkürlich fangen ihre Schultern an, zum Hämmern der Rhythmen zu zucken. Suchend spähen sie umher, ob vielleicht einer ihrer Freunde ebenfalls hier ist. Prompt entdecken sie in der Menge drei bekannte zuckende Leiber. Zwei Unbekannte steppen um die Freundinnen herum. Kreischend tänzeln Jule und Nele auf die Mädchen zu. Obligatorischen Küsschen reihum.

Die Boys mustern die Neuankömmlinge. Einer schiebt seine Schulter vor, was lässig aussehen soll, schaut Nele herausfordernd an. Die Girls schenken dem Gebalze null Beachtung. Nichts Umwerfendes stufen sie die Möchtegerne ein. Im Gegenteil! Einer trägt das Hemd bis zum Bauchnabel aufgeknöpft, glaubt wohl, das sähe sexy aus. Das Präsentieren seiner Hühnerbrust ist jedoch äußerst lächerlich. Zu viel Pickel der andere. Erst mal sehen, was noch im Angebot ist, denken sie.

„Ich geh mir eine Cola holen.“ Jule, verschwindet Richtung Bartresen, der wie stets von einer Traube Menschen umzingelt ist. Ihr graut vor dem Gedrängel und der Warterei.

„Bring mir bitte auch eine mit“, schreit ihr Nele hinterher.

Na klar, wie immer! Das nächste Mal kannst du dich da durchdrängeln!

Small Talk ist nicht möglich. Sie verstehen einander kaum, so laut wummert die Musik. Man verzichtet auf jedwede Konversation, wippt lediglich im Takt der Klänge rhythmisch mit den Beinen, die Schultern zucken, ab und an ist auch der Kopf beteiligt. Nebenbei nippen sie an ihrer Cola, die lange reichen muss.

Das Scheinwerferlicht an der Decke wechselt ständig, taucht die Tanzenden abwechselnd in rosa, rot, lila, blauem und grünem Licht, in vielerlei Schattierungen.

„Das sieht echt geil aus!“, schreit Jule der Busenfreundin ins Ohr.

„Find‘ ich auch! Am besten gefallen mir die Rottöne, irgendwie verrucht!“ Brüllt diese zurück.

„Los komm, wir pogen auch!“, forderte Nele, die nicht mehr nur mit den Füßen zappeln will.

Bevor sie losziehen können, steuert ein dunkelhaariger Mann, nicht ganz ihre Altersklasse, auf sie zu. Nele wartet ab. Gut sieht er aus, ein Touch südländisch. Aber zu alt. „Hast du Lust zu tanzen?“ „Klar! Deswegen bin ich hier.“ Sie musterte ihn weiter, wie sie meint, unauffällig. Der hat was! Diese Augen! Vorsicht Nele! Dreimal tanzt sie mit ihm.

Spät ist es geworden oder früh, je nachdem von welcher Perspektive man es sieht. Seufzend schaut Nele auf die Uhr, sagt bereits zum vierten Mal.

„Ich glaube, wir müssen.“

„Du hast recht. Schade! Könnte durchtanzen bis morgen.“

„Morgen haben wir längst, Süße. Los komm jetzt!“

Ungeduldig fasst Nele die Freundin am Arm und zieht sie Richtung Garderobe. Total aufgekratzt, schwatzend und gackernd, schlendern sie die Lister Meile entlang nach Hause und schwärmen, wie toll es mal wieder war.

Der Tod lauert im Internet

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