Читать книгу Der Tod lauert im Internet - Jutta Pietryga - Страница 21
ОглавлениеKapitel 12 Veronika
Gehetzt wirft Veronika einen Blick zur Uhr. Wieder einmal hatte sie die Zeit falsch eingeschätzt. Sie hatte zu lange gechattet. Jetzt muss sie dafür hetzen, um rechtzeitig zum Spätdienst zu kommen. Ungeduldig zwängt sie ihre füllige Figur in einen Minirock. Das dazugehörige Top zu knapp. Sie rennt ins Bad, um sich die Haare zu föhnen.
Der Typ aus dem Chatroom spukt in ihrem Kopf, lässt ihre Fantasie Purzelbäume schlagen. Leider war er nicht online, dafür andere. Gestern, mit den Freunden im Biergarten, fühlte sie sich, wie so oft, als das fünfte Rad am Wagen. Die Anderen schmusten unentwegt, und sie saß wie blöd daneben, wusste schon gar nicht mehr, wohin sie gucken sollte. Sie hatte den Eindruck, dass jeder sie mitleidig ansah. Jeder? Auf alle Fälle der gutaussehende dunkle Typ vom Nachbartisch. Verstohlen musterte sie ihn. Fand, er sah dem Mann aus dem Chatroom verblüffend ähnlich. Doch so einen Schönling konnte sie sich abschminken.
Sie wollte den Freunden nicht beim Knutschen zusehen und blickte umher. Ihre Stimmung kam der Nulllinie gefährlich nahe. Überall Pärchen! Keiner solo. Außer sie und der Typ am Nachbartisch. Doch der schien zufrieden. Zum xten Mal hatte sie sich die Frage gestellt, warum ausgerechnet sie allein ist? Die anderen Frauen sahen keineswegs besser aus. Die paar Gramm zuviel! Außerdem manche Männer mögen das.
Veronika schreit auf! Sie hatte zu sehr an der Bürste gezehrt. Ungeduldig, weil sie frustriert ist, bekommt sie diese nicht heraus. Die Haare haben sich in der Rundbürste verheddert.
Die Freunde bemitleideten sie, rieten ihr zum Chat. Veronika sagt ihnen nicht, dass sie das längst tat, schämt sich deswegen. Seit einiger Zeit chattet sie regelmäßig mit jemanden, der nett zu sein scheint. Er drängelt, will sie kennenlernen. Veronika ist unschlüssig. Misstrauisch wie sie ist, findet sie, dass er für sie einfach zu gut aussieht. Der kann doch an jedem Finger eine haben!
Sie zehrt an den Haaren, sieht sich schon zur Schere greifen. Dann aber befreit sie, sich zur Geduld zwingend, Strähne für Strähne das Haar aus der Rundbürste. Was muss ich mir bei dieser Hitze auch die Haare föhnen. Weil du gut aussehen willst du Mauerblümchen. Heißer als heiß geht nicht mehr, da ist die zusätzliche Wärme des Föns auch egal. Aber der Rest muss jetzt so trocknen. Sie schnappt ihre Tasche und im Vorbeigehen ein Stück Schokolade. Ein Song von Trude Herr fällt ihr ein:“Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann. Ich will einen, den ich küssen und um den Finger wickeln kann....“ Veronika wird wütend, hätte die Schokolade fast wieder ausgespuckt. Bisher traute sie sich nicht; aber heute Abend wird sie ein Date festmachen. Mal schauen, ob er dann online ist.