Читать книгу Schneeflöckchen Weißröckchen - K. Spitschka - Страница 12
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“Bremen hat gegen den HSV 2:1 gewonnen!“
„Toll!“
„Was genau ist dieses Wochenende dein Problem? Bekommst du deine Tage?“
Mick lag in seinem Karateanzug auf dem Sofa mit der Fernbedienung in der Hand. Er trug seinen ‚Kampfanzug‘ gern zum chillen. Sein Sport war Karate. Er liebte asiatisches Essen, sammelt alte Teekannen und besaß etwa 50 verschiedene Teesorten. Ganz neu im Programm hatten wir den Kendo Kurs. In unserem Freundeskreis versuchten alle krampfhaft, Micks Lieblingsthema Kampfsport zu umgehen, denn dann bekam derjenige einen langen abendfüllenden Vortrag aufs Auge gedrückt und den entsprechenden Ernährungsplan dazu.
„Oh, ich hatte meine Tage letzte Woche. Keine Panik, mit mir ist alles okay!“
„Gestern bist du vorm Fernseher eingeschlafen. Heute Mittag bei deinen Eltern hast du dich aus jedem Gespräch rausgehalten und jetzt liest du auf einmal ein Buch!“, motzte es aus dem Sofa.
„Halt mal die Luft an! Hallo? Was genau möchtest du mir sagen? Dass ich gefälligst meine gesamte Aufmerksamkeit dir zu widmen habe, wenn du zu Hause bist? Ich gehe die ganze Woche arbeiten und schlafe wegen des Schichtdienstes ziemlich unregelmäßig. Ich kann mich auch nur am Wochenende entspannen, sollte ich frei haben! Ja! Und man höre und staune: Lisa liest ein Buch!“
„Aber du entspannst dich nicht mit mir!“
Kotz! Wie ich diesen Gesichtsausdruck hasste! Wie ein kleiner Junge der gleich anfängt zu flennen!
„Was bedeutet für dich entspannen?“
„Zum Beispiel könnten wir zusammen in die Wanne“.
„Nach der Sportschau?“
„Meine Güte! Ich schalte schon aus!“ Er drückte auf den Knopf und warf die Fernbedienung trotzig auf den Tisch. Schon hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich so zickig war. Sonst lagen wir zusammen auf dem Sofa und guckten gemeinsam fern. Sogar die Sportschau! Aber ich musste ständig an Ben denken und ärgerte mich, weil ich keine Telefonnummer von ihm hatte. Oder vielleicht noch mehr, weil ihn meine anscheinend nicht interessierte. Wenn ich mit solchen Gedanken im Kopf Mick ansah, dachte ich, ich sei im falschen Film! Darum stand ich auf, ging ins Bad und ließ Wasser in die Wanne laufen. Na, das würde wieder dauern! Eigentlich handelte es sich eher um einen Minipool, denn man konnte locker zu dritt darin sitzen. Ich wollte diese Wanne unbedingt! Dabei stehe ich meistens unter der Dusche!
Ich hing meinen traurigen Gedanken nach und gab etwas Öl ins Wasser als Mick nackt und erregt die Bühne betrat, sich hinter mich stellte und sofort anfing, sich an mir zu reiben. „Hör auf, verdammt!“ Ich drückte mich von ihm weg. Mick ging mir nur noch auf die Nerven. „Blöde Zicke!“, schnauzte er mich an. „Ich bin keine Zicke! Ich will nur nicht ständig Sex haben! Ich glaube du solltest dich therapieren lassen! Sobald ich in deiner Nähe bin, fängst du an rumzufummeln! Merkst du das denn nicht mehr? Ich kann dir nichts erzählen, weil es dich sowieso nicht interessiert und von dem was andere Pärchen machen sind wir Meilen weit entfernt. Irgendwie hast du ständig die Hand in meinem Höschen oder knetest meine Titten. Denkst du an nichts anderes mehr?“
„Schnuffel, ich denke die ganze Woche an nichts anderes“.
„Siehst du! Das ist krank!“
„Ist es nicht! Klar denke ich in erster Linie an dich, aber natürlich auch an den Sex mit dir. Das tun ja wohl alle Männer! Wenn ich nach Hause komme und du mich vom Bahnhof abholst, könnte ich dich schon auf dem Bahnhof ficken. Das ist vollkommen normaaaaal!“
„Du tickst ja nicht mehr richtig! Das ist mir entschieden zu wenig mein Freund. Ich möchte einen Partner! Einen der alles mit mir teilt! Klar ist es schön begehrt zu werden, aber da muss noch mehr sein in einer Beziehung!“
„Krass! Hast du das aus der neuen BRIGITTE? Schau‘ mich doch an: ICH bin der absolute Hammer! Ein Traumtyp!“ Er lächelte und fing an, nackt vor mir zu posen. Plötzlich tat er mir furchtbar leid. Ich wusste, ich würde ihn verlassen. Ich hätte heulen können.
„Komm‘ her, …“ sagte ich vielleicht ein letztes mal. Ich drückte ihn an mich und liebte ihn gierig und voller Leidenschaft.
Danach stiegen wir zusammen in die Wanne. Nach zwei Glas Prosecco fing Mick an, von einem neuen Panzermodell zu erzählen und bestätigte damit meine Entscheidung.
Ich war froh dass morgen um 6Uhr sein Zug ging!
„Habt ihr euren Urlaub schon gebucht?“ riss er mich aus meinen Gedanken.
„Ja“, sagte ich und wurde puterrot.