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Fünf

„Aber du bist ja angezogen!“ „Yes!“ „Wollten wir nicht im Bett frühstücken?“ Mick stand vor mir und zog ein Gesicht wie ein Rotzlöffel, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. „Weißt du, manchmal führst du dich auf wie ein Kleinkind! Wenn du Hunger hast, frühstücken wir, aber danach will ich raus. Das Wetter ist super! Ich sitze die ganze Woche im Büro! Heute möchte ich die Sonne genießen! Wir könnten in die Stadt gehen, uns vors ‚Alex‘ setzten, Prosecco schlabbern, and so on! Vielleicht treffen wir unsere Freunde? Soll ich gleich mal einen Rundruf starten?“ Ich hielt mein Handy in die Höhe.

„Hör‘ mal Baby! Ich platze gleich! Wir haben vor neun Tagen das letzte Mal miteinander geschlafen!“ Er nahm mich in den Arm und fummelte an mir herum. Um Ärger zu vermeiden schlief ich mit Mick. Danach suchte ich im Ankleidezimmer nach Klamotten. Eine Jeans und ein Batikhemdchen. Irgendwie war ich in Hippie-Laune …

Als ich mit dem Hemd in der Hand ins Schlafzimmer kam, lag Mick nackt auf dem Bett. „Leg‘ dich nochmal zu mir Süße. Stößchen …“ Dazu bewegte er geil seine Hüften. „Geht’s dir eigentlich nur um Sex? Wieso machen wir nicht was andere Pärchen tun? Wir liegen ständig im Bett! Schon mal aufgefallen? Wir essen im Bett. Wir ficken im Bett. Wir sehen fern im Bett.“ Er grinste mich an. „Willst du mal woanders ficken?“ Ich zeigte ihm den Fuckfinger und verließ das Schlafzimmer.

Mit beleidigtem Gesichtsausdruck kam er in die Küche. Wenigstens hatte er sich angezogen. „Schnuffel! Andere Pärchen sehen sich viel öfter als wir. Manchmal bin ich zwei oder drei Wochen weg. Ist doch logisch, dass ich dann am liebsten mit dir alleine sein will. Ich brauche das! Ich denke von morgens bis abends an dich. An manchen Tagen bekomme ich schon eine Latte, wenn mich nur der Wind anbläst. Ich möchte am liebsten ständig mit dir zusammen sein. Jeden Tag. Jede Nacht. Ich liebe dich eben! Ich gehe gerne mal mit dir weg. Bummeln, shoppen oder ins Kino. Aber unsere gemeinsame Zeit ist äußerst begrenzt und wenn ich in die Polizeischule gehe, wird’s erst mal nicht besser. „Sollten wir nicht einfach wieder zusammenziehen?“

„Ganz bestimmt nicht!“, antwortete ich zu laut. „Wie jetzt? Du meinst niemals mehr?“ Schon wieder dieses trotzige Gesicht! „Mick! Kannst du mal aufhören? Wir hatten Sex und jetzt möchte ich mir mit dir ein sonniges Plätzchen suchen, eventuell einen Happen essen, Prosecco trinken, Leute treffen, all so was, klar? Du musst hier kein Drama veranstalten! Außerdem war ich die Putze, die Wäscherin und die Nutte, als wir uns diese Wohnung teilten. Du hast dich bedienen lassen und obendrein nichts zum Haushalt dazugezahlt!“

„Oh, jetzt kommt DIE alte Leier! Ich habe dich oft zu Essen eingeladen!“ Wir standen uns inzwischen wie zwei Kampfhähne gegenüber. „Ich will nicht mehr darüber reden, klar? Gehen wir?“, sagte ich leise, drehte ihm den Rücken zu, nahm meine Tasche und die Sonnenbrille und verließ das Haus. Mick lief wie ein Hündchen hinterher.

Als wir zusammenlebten hatten wir Streit ohne Ende. Ich tat die ganze Arbeit. Mick machte keinen Finger krumm. Aber das schien niemanden wirklich zu erschüttern! Bei einem Fläschchen Rotwein hatte ich mal ziemlich angeschickert meinen Freundinnen geklagt, dass Mick Freitag seine schmutzige Wäsche brachte und sie selbstverständlich Sonntags sauber und gebügelt wieder in seinen Rucksack packen wollte. Außerdem kritisiere er meine Kochkünste, zahlte nichts zum Haushalt dazu, warf überall sein Zeug hin und war beleidigt, wenn ich am Wochenende meine Tage hatte. Die lieben Mädels nannten mich ZICKE! „Wenn es möglich wäre, dir dieses Rassepferd auszuspannen, würde ich auf der Stelle einen Kochkurs belegen und meinen Zyklus auf die Wochentage verschieben!“, meinte Tina ernst. „Genauso sehe ich das auch! Prösterchen!“, lachte Marion und hob das Glas.

Ich hatte Mick gebeten, wieder bei seinen Eltern einzuziehen. Seitdem war alles prima! In der Familie und im Freundeskreis konnte man das Aufatmen förmlich hören. Micks Mutter kaufte leidenschaftlich gerne Zeug für unsere Aussteuer. Unsere Väter waren Freunde, gingen zum Fußball, trafen sich auf ein Bierchen. Mick hatte klare Pläne. Wenn die Ausbildung bei der Polizei abgeschlossen war und er in irgendeinem Präsidium seinen Dienst tun würde, sollte ich seine Frau werden. Sogar der Bauplan für unser gemeinsames Nest war bereits von der Stadt Bremen genehmigt!

Wir fuhren ohne Worte mit dem Mini in die Stadt und schlenderten durch die fabelhafte, lukullische Einkaufsmeile. Ich kaufte Antipasti, Weißbrot und Argentinischen Rotwein. Nach einem ausgiebigen zweiten Frühstück auf der Sonnenterrasse des ‚Alex‘, rief Mick einen Freund aus seinem Sportclub an, der sich spontan mit seiner Freundin zu uns gesellte. Der Nachmittag verlief noch richtig nett. Abends wollten wir auf meiner Dachterrasse essen. Mick deckte mit großem Getöse den Tisch um seine neuen guten Vorsätze zu präsentieren. Dann schaltete er den CD Player ein ohne vorher zu checken, welche Scheibe in dem Kasten lag. „Gefällt dir neuerdings alte Leute Mucke?“, spöttelte er. „Du hörst dir doch auch gerne Neil Young an, oder nicht?“, blitzte ich zurück. „Das ist politisch!“, sagte er und sah mich dabei an als würde er das ernst meinen. „Okay! Keinen Stress mehr heute!“, sagte ich. Ich stellte die Antipasti Platte auf den Tisch und schnitt Brot auf. Mick schenkte den Wein ein und warf seine Stirn in Falten. „Aber wieso hast du Depeche Mode verlassen?“ Er konnte nicht aufhören! „Ich habe die CD von Led Zeppelin seit ich mit Jackson in Ottersberg war. Led Zeppelin haben mir schon immer gefallen! In Ottersberg gibt’s so eine Art Retro Disco. Total der Hammer! Wie in dem Film ‚From dusk till down‘. Der Laden heißt Hell’s Kitchen. Ein Alice Cooper Verschnitt legt die Scheiben auf; sehr alte Scheiben! Irre! Einfach irre!“

Sehnsucht begann in mir hochzukriechen …

Mick fing an mit gebeugtem Rücken und verdrehten Augen über die Terrasse zu tanzen. „Huh, huh. Grusel! Gruuuuusel!“ Ich war genervt! „Weißt du, vielleicht kann ich mich nicht richtig ausdrücken. Lassen wir’s einfach!“

„Und was ist jetzt mit Depeche Moden?“, äffte er.

„Wann geht morgen dein Zug?“

Endlich gab er sich geschlagen. „Okay! Okay! Wieder lieb!“ Nach dem Essen, Rotwein und Bier, gingen wir ins Bett und schliefen in Löffelchenstellung ein.

Schneeflöckchen Weißröckchen

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