Читать книгу Schneeflöckchen Weißröckchen - K. Spitschka - Страница 4
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„Hi, Baby! Wo kracht’s heute noch ganz gewaltig?“ Jackson.
„Nirgendwo, Schatz! Mick hat nicht frei und ich bleibe zu Hause. Vielleicht nehme ich mir die Schränke vor. Weiß nicht. Ich habe so viel Zeug, aber nicht wirklich was anzuziehen. Heute kommt einiges in die Kiste, dass kannst du mir glauben.“
„Wohl irre wa? So wie du aussiehst, kannst du überall in Lumpen aufschlagen. Jetzt sei nicht so unentspannt und geh‘ mit mir gefälligst auf die Piste!“
„In Lumpen?“
„Warum denn nicht?“ lachte Jack.
„Okay. Dann komm‘ um 22Uhr zu mir. Wir machen eine Überlandtour.“
„Supi! Ich liebe dich!“ Jackson hatte mal wieder gewonnen.
„Ich liebe dich auch!“ sagte ich und legte auf. Sie war meine beste Freundin! Raspel kurze Haare. Im Moment blau-schwarz gefärbt. Zierlich, schlank, sehr hübsch, sehr tätowiert. Eine Vorliebe für große Ohrringe und große Titten.
Mick. Mein Freund. Soldat. Will später Karriere bei der Polizei machen. Groß, sportlich, gutaussehend, modebewusst! Er trägt mich auf Händen! Es gibt kein Weibchen in meinem Dunstkreis, das ihn nicht haben möchte. Kaum denke ich an ihn, ruft er auch schon an.
„Hallo Schnuffel. Was machst du gerade?“ „Jackson kommt um 22Uhr. Wir machen eine Überlandtour.“
Er lacht. „Oje! Du hast nichts anzuziehen? Arme Maus!“
Ja, er kennt mich gut! „Nicht nur das! Ich habe keinen Bock auf die Stadt und Jack will unbedingt weggehen. So spät soll es auch nicht werden. Ich muss morgen schon um 6Uhr im Büro sein.“ „Baby, wenn du morgen von der Arbeit nach Hause kommst, legst du dich sofort ins Bett. Ich komme mittags mit meiner heißen Brezenstange zu dir, dann kannst du Frühstücken …“ flüsterte er heiser. Ich lachte. „Du bist so ein Ferkel!“ „Bis morgen Mittag Schnuffel. Grüße an Jack!“ Er schickte einen lauten Schmatz durch die Leitung und legte auf. Ich räumte die Schränke trotzdem aus und hatte zuletzt zwei Säcke voll Klamotten für die nächste Sammlung parat. Pünktlich um 22Uhr stand Jackson in der Tür. Eine ihrer perfekten Augenbrauen zeigte steil nach oben.
„Und? Wie seh‘ ich aus?“
„Heiß, Baby!“
Ihr Makeup war DRAMA! Ihre großen Augen hatte sie mit Kajal, schwarzem Lidschatten und falschen Wimpern gepuscht. Sensationell! Dunkles Rouge unterstrich ihre hohen Wangenknochen. An den Ohrläppchen baumelten lange silberne Stäbchen. Die Lippen waren mit farblosem Gloss geschminkt. „Super! Siehs‘t Hammer aus! Ein Aufschrei wird durch die Landbevölkerung gehen!“ quietschte ich. Sie trug ein hellgrünes Trägertop und einen bodenlangen orientalischen Rock. Ungewöhnlich, jedoch nicht für Jack! Schwarzer Nagellack. Zehensandalen. Fußkettchen. Etwa fünfzig silberne Armreifen klimperten an ihrem Handgelenk, während sie schwungvoll in mein Wohnzimmer rauschte.
„Hallo erst Maaal! Ich rauch‘ jetzt eine und gönn‘ mir ein schnelles Pils aus deinem Kühlschrank. Dabei erklärst du mir, wieso du dieses alte weiße T-Shirt und die total abgefuckte Levis anhast. Willst du doch zu Hause bleiben?“ Sie bohrte ihren Zeigefinger in mein Hemdchen.
„Also echt! Wir machen eine Überlandtour! Muss ich mich da so aufbrezeln? Schon vergessen? Wir wollten in einer vermutlich langweiligen Disco was Langweiliges trinken. Ich habe heute keinen Bock Jungs anzumachen und dann durch die Hintertür zu verschwinden.“ (Jacks Lieblingsbeschäftigung!) Ihre Augenbrauen tanzten Hip Hop. „Dann zieh‘ wenigstens den BH aus. Komm‘ mal her.“ Sie schob ihre Hände unter mein Shirt und öffnete die Häkchen. Natürlich fing sie sofort an meine Brüste zu streicheln. „Oh, Baby! Genau solche hätte mir der liebe Gott schenken sollen!“
Ich drückte sie lachend von mir weg und warf den BH auf einen Sessel. „Alberne Kuh! Dein Busen ist wunderschön! Komm‘ jetzt! Abfahrt!“
Es hieß, in Ottersberg gäbe es eine Disco namens „Hell’s Kitchen“, in der hauptsächlich Rockklassiker gespielt wurden. Das machte mich neugierig. 17km außerhalb Bremens waren wir am Ziel.
Irre Optik! Eine Disco, auf deren Vordach eine Harley Davidson stand!
Jackson pfiff durch die Finger. „Dem Internet sei Dank für diesen Tipp Honey!“ Auf dem Parkplatz standen noch mehr fette Amerikanische Motorräder und ein Pickup! Vielleicht diente der Laden sonst als Filmkulisse? „Würde mich nicht wundern, wenn hier nackte Weiber um ein paar Stangen tanzen!“ sagte ich.
„Willst du Mopeds gucken oder gehen wir auch rein?“ Jackson sah mich fragend an. Als Antwort stelzte ich mit hohen Hacken voraus und bezahlte 14Euro Eintritt für uns beide.
Der Schuppen gefiel uns auf Anhieb! Keine nackten Weiber aber Billardtische, kleine Bar, große Bar, viel Tanzfläche und Alice Cooper gab den DJ! Dort oben auf der Kanzel stand tatsächlich eine Zweitausgabe! Lange schwarze Haare, scharf geschnittenes Gesicht, schwarze Lederjacke, schwarz geschminkte Augen! Herrlich!
„Ist der echt?“ fragte Jack. „Doch! Siehst du! Er hat sich eben bewegt!“ kreischte ich.
Wir bestellten Bier und tanzten auf Musik von Lynyrd Skynyrd, Deep Purple, Rainbow, Whitesnake, Black Sabbath, ZZ Top und viele andere. Hier konnte man absolut die Zeit vergessen! Einfach genial! Ich ging ab, bis die Klamotten auf meiner Haut klebten!
Jack lernte das Barmädchen Mona kennen, die uns später Prosecco spendierte. Der DJ erfüllte meinen Musikwunsch und stellte sich mir als Alice vor. Ich lachte und sagte „schon klar, dass du dich Alice nennst!“ Daraufhin erklärte mir der Typ todernst, dass ‚Alice‘ sein richtiger Name sei. Jack und ich hatten echt Spaß und bedauerten zutiefst, dass es plötzlich so spät war und wir nach Hause mussten. Wir versprachen Mona wiederzukommen. So was war bei einer ‚Überlandfahrt‘ noch nie passiert. Unsere Devise lautete bis hier hin: Wir gehen niemals zweimal in den gleichen Laden!
Wir verabschiedeten uns und hielten auf den Ausgang zu. Ein Moment, der mein Leben veränderte …