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Sechzehn

Allmählich wurde mir das zu doof! Die Frau brachte keinen vernünftigen Satz zustande. „Hast du das kapiert? Ich borge mir dein Auto. Du musst mit dem Bus zur Arbeit fahren. Jack? Ach leck‘ mich doch am Arsch!“, sagte ich verärgert und fuhr nach Hause.

Im Bett dachte ich an Ben. DU BIST JETZT MEINE FRAU! ICH SCHREIE ES JEDEN TAG IN DIE WELT HINAUS! Ich war der glücklichste Mensch auf Erden!

Am Sonntag meldete sich Susanne. „Ich habe Mörder Kohldampf! Treffen wir uns bei Angelo? Und bring‘ mein Wägelchen mit!“ „Nein! Das lass ich zu Hause und geh‘ zu Fuß!“ Was sollte ich sonst mit ihrer Karre machen? Verkaufen?

Wir trafen uns um 18Uhr30. Meine Freundin sah gut aus. Wie Pink!

„Du siehst wider Erwarten gut aus!“, sagte ich.

„Meine Güte! Sei nicht so giftig! Ich habe mit Robert im Auto zwei Joints geraucht! Was hast du für ein Problem?“

„Dir war nicht nur schlecht! Du warst so gut wie weggetreten! Dieser Robert gefällt mir nicht, sag‘ ich dir!“

„Der ist süß! Ich hätte nur zweimal mit den Wimpern klimpern müssen und er hätte mich gebumst! Wenn das Irmi erfährt, dass ich mit ihrem Typen den Abend verbracht habe. Hi, hi, hi!“

„Das interessiert dich doch gar nicht, wie die darauf reagieren könnte, oder?“

„Mäh!“ Sie zappelte entschieden zu viel herum. „Ich habe Robert von Mezri erzählt. Das der total geil auf Französisch ist“, sagte sie und züngelte über den Tisch.

„Das geht diesen Robert doch nichts an!“

„Mäh!“

„Sag‘ mal, hast du ein Schaf gefressen? Musstest du gleich zwei Joints rauchen? Du tust doch so was sonst nicht! Logisch dass du aus den Latschen gekippt bist!“

„Mäh!“

„Ach! Lass gut sein! Wollen wir bestellen?“ GLEICH HAU ICH DIR AUF DIE FRESSE!

Während wir unsere Nudeln aßen, konnten wir uns einigermaßen beruhigen und plauderten über Klamotten, Stars und Sternchen. „Was habt ihr beiden auf der Decke getrieben?“, fragte Jack aus heiterem Himmel. Ich erzählte, dass ich Dienstag mit Mick Schluss machen werde und das Ben in eine WG ziehen und sich scheiden lassen wird.

Jack bestellte zwei Glas Prosecco, stieß mit mir an und ließ mich für meinen Geschmack zu laut hochleben. Jeder im Restaurant glotzte!

Jack wollte sich nächste Woche in der Volkshochschule anmelden und ihr Englisch perfektionieren. Schließlich würde sie mal an einer Rezeption arbeiten und müsste internationale Gäste zufriedenstellen. Außerdem hatte sie vor, ihren Eltern eine Reise nach Tunesien einzureden und Mezris Familie nach Deutschland einzuladen. Chapeau!

Das machte mir Mut, für alles was ich auf dem Schirm hatte! Wir trennten uns mit den besten Glückwünschen für die kommende Woche und küssten uns ausgiebig vor Angelos Eingangstür. Der schüttelte wie immer den Kopf: „Ihr beiden Frauen werdet nie erwachsen. Madonna!“

Alena war am Montag ohne Blech im Gesicht erschienen! Die Löcher in ihrer Haut sahen aus wie große Poren. Tja, jede Medaille hat zwei Seiten! Beide Mädchen gaben im Laden ihr bestes.

Irmi löste mich Mittag ab. Ich stürzte mich in meinem Büro über die liegengebliebene Arbeit. Wenn mein Telefon klingelte, bekam ich Herzrasen. Aber es waren immer Kunden und nicht Ben.

Nun rief Tina an. „Wir heiraten!“

„Wie meinen?“

„Schlag mich tot! Er hat mir einen Antrag gemacht! Kreisch! Wir heiraten! Hiermit lade ich dich und Mick zu unserer Hochzeit im September ein. Einladung auf schönem Papier folgt! Ich flippe aus vor Freude! Deswegen klingel ich jetzt schon durch! Bevor alle die Karten kriegen! Süße! Was sagst du? Du sagst ja gar nichts! Ist ein bisschen viel für dich? Wa? Gleich auf zwei Hochzeiten zu tanzen dieses Jahr! Du musst unbedingt mit mir das Brautkleid kaufen gehen. Und die Klamotten für das Standesamt musst du auch mit mir aussuchen. Bitteeeeeschöööööön! Ich dachte zuerst Jack macht ein Späßchen! Die hat bis heute ihren Freund vor mir versteckt! Muss man den kennen? Also, fürs Standesamt möchte ich ein rotes knallenges Kostüm und einen Hut wie die Alexis aus Dallas!“

„Denver“.

„Genau! Und als Brautkleid möchte ich was Sissi mäßiges, verstehst du? Hallo? Wieso sprichst du nicht mit mir?“

„Atme mal ein und wieder aus und wieder ein und wieder aus. Du lässt mich ja nicht zu Wort kommen. Gratuliere! Wie kam’s so schnell?“, lachte ich.

„Wir waren eine Woche am Gardasee und eines Abends warf sich Peter in Limone auf die Promenade und flehte mich an seine Frau zu werden!“

„Er hat dich angefleht?“

„Naja, gebeten!“

„Gut! Freut mich wirklich. Ich geh‘ mit dir Klamotten kaufen! Wann passt es dir denn?“

„Nächsten Montag nach der Arbeit?“

„Geht klar! Wir telefonieren vorher nochmal. Vielleicht könnten wir uns schon Mittag treffen, den Überstunden sei Dank. Okay?“

„Okay! Aber du brauchst nicht glauben, dass du dich jetzt verpissen kannst. Ich will die Infos über Jack! Erzähl‘ mir alles!“

WIESO BRACHTE JACK SO EINE STORY IN UMLAUF?

„Sie hat sich im Urlaub verliebt. Ganz ernsthaft. Die beiden wollen anscheinend heiraten. Ende der News!“

„Süß!“, zirpte Tina. „Und woher ist der Typ? Eine Wochenendbeziehung? Ist der Mann aus Bremen?“ „Der Mann lebt in Tunesien und kommt erst mal zu Besuch!“

„Spinnst du?“

„Nein! So ist das Leben!“, sagte ich.

„Also hör‘ mal! Lisa! Bist du bescheuert? Wieso hast du ihn ihr nicht ausgeredet?“

KLAR! JETZT BIN ICH SCHULD!

„Ich glaube nicht, dass man Jack was ausreden kann. Ich habe ihren Freund kennengelernt. Er ist sehr nett. Die machen das schon!“

„Ha! Was sagen ihre Eltern dazu? Dieser Irre von einem Vater? Der faltet Jack zusammen! Ein Ausländer als Schwiegersohn!“

„Jacks Eltern wissen Bescheid und sind dagegen. Aber vielleicht geht Jack nach Tunesien!“

„Die ist total verrückt geworden!“, schrie Tina entsetzt.

„Jetzt hör mir mal zu: Jackson ist unsere Freundin! Wir halten zusammen! Alle! Was sie tut werden wir akzeptieren! Du solltest ihr Mut machen und sie unterstützen! Dein Affentheater hilft ihr sicher nicht!“

„Kannst du knicken. Für mich spinnt die Alte und genauso werde ich ihr das sagen! Um ehrlich zu sein überrascht mich das nicht! Die hat schon immer einen Hau mit ihrer Extravaganz! Immer macht sie genau das Gegenteil von dem was normal ist!“

„Okay! Das ist deine Meinung. Lass‘ sie bitte damit zufrieden. Sie hat’s eh schwer genug mit ihren Eltern! Also, wir sehen uns Montag?“

„Freu‘ mich! Danke dass du mir hilfst! Du hast von uns Weibern modemäßig den besten Durchblick. Bei erfolgreichem Einkauf lade ich dich ins Rosenpalais zum Essen ein. Kennst du diesen neuen Gourmettempel?“

„Die Schlagzeilen über die Eröffnung sind mir nicht entgangen. Tschau. Bis die Tage!“

Als Irmi aus dem Laden zurück war, traf ich mich mit ihr in der Kantine. Schließlich musste ich der Werner um 17Uhr Bericht erstatten.

„Mein Robert hat mit deinem Jackson im Auto einen Joint geraucht!“, keifte sie mich an. „Ich will sofort wissen wo du eigentlich warst?“

„Bei dir piept‘s wohl! Ich bin doch nicht der Anstandswauwau von den beiden! Ich hatte mich die ganze Zeit mit Ben unterhalten und gar nicht mitgekriegt dass die zusammen in ein Auto gestiegen sind. Erst als Jackson eine neue Steuerung brauchte, ist Robert gekommen und hat‘s gemeldet!“

Ich trank meinen Kaffee und hatte für heute die Schnauze voll von Jack.

„Eine solche Gemeinheit! Krallt sich die meinen Kerl! Mit ihrer penetranten Art!“, schrie sie dass die Kollegen gafften.

„Ich war gestern mit Jack bei Angelo. Sie hat Robert von ihrem Freund erzählt und dabei haben sie einen Joint geraucht. Dann ist ihr schlecht geworden und hat Robert gebeten, mich zu holen. Ich habe sie nach Hause gefahren. Also, was hast du für ein Problem?“ Ich stand auf und ging. „Sag‘ mir Bescheid, wenn du dich wegen der Mädchen unterhalten willst!“

„Halt! Lisa! Jackson hat einen Freund? Setz dich hin! Ich hole uns noch zwei Käffchen!“

Sie stellte mir die Tasse vor die Nase mitsamt einem Nougathörnchen.

„Heißt das, sie lässt endlich die Pfoten von unseren Jungs?“ fragte sie in einem viel freundlicheren Ton.

„Wieso?“

„Hallo? Erinnere dich an Peter. Weißt du das nicht mehr? Bei Angelo? Da hat sie ihm vor Tinas Augen den Vorschlag gemacht, mit ihr zusammen nach Mexico zu fliegen und Urlaub zu machen, weil er immer schon nach Mexico wollte aber Tina nicht!“

„Ich glaube da waren wir wohl alle besoffen!“, sagte ich genervt.

„Und was ist mit Tom? Marion war fix und foxi, weil Jack ständig SMS’n an ihn geschrieben hat! Und an meinem Geburtstag habe ich deinen Mick mit Jack in meiner Küche erwischt. Sie wollte ihm gerade an den Hosenstall! Das habe ich dir damals sofort erzählt und du warst keineswegs begeistert. Habe ich Recht?“

„Stimmt! Aber das sind die News: Tina und Peter heiraten im September, Jackson ist so verliebt und glücklich, dass sie auch an Hochzeit denkt, Marion hat mit einem Kollegen was Neues laufen und ich trenne mich morgen von Mick!“

Sie saß da in ihrer hässlichen türkisfarbenen Bluse und bekam den Mund nicht mehr zu. „Du trennst dich von Mick? Dem allerschönsten Mann auf der Welt? Dem lustigsten Kerl aller Zeiten? Unserem besten Kumpel? Der Typ der dich auf Händen trägt und dich total liebt? Du bist mit Abstand die allerdümmste Kuh die mir je begegnet ist!“, flüsterte sie und hatte dabei einen Blick wie eine Wahnsinnige!

„Es tut mir leid, dass dich das so schockiert. Dürfte ich jetzt endlich mal erfahren wie’s meinen Mädels ergangen ist?“

„Tina und Peter heiraten? Ich kann nicht glauben, dass sie das zuerst dir erzählt! Sie ist schon viel länger meine Freundin als deine!“

WER IST HIER PENETRANT?

„Sie hat mich heute Mittag angerufen und gebeten ihr beim Kleiderkauf zu helfen. Sie wollte anschließend mit dir telefonieren. Und jetzt gib dir das: Jack hat sie die Neuigkeiten schon vor uns beiden verklickert!“

Sie räusperte sich und berichtete dass die AZUBIS ihre Sache sehr gut gemacht hätten. Alena wäre eine Zicke und konnte keine Kritik vertragen. Irmi wollte nicht ins Detail gehen, ließ aber durchklingen, dass ihr Alena eine freche Antwort gegeben hatte.

Wir räumten unser Zeug auf und gingen wortlos den Flur entlang.

Ich öffnete die Tür meines Büros und verabschiedete mich von ihr.

„Robert würde mich auch heiraten, da bin ich sicher!“ schrie sie mich an.

MEINE FRESSE!

Um 17Uhr traf ich mich mit Frau Werner. Wir besprachen dieses und jenes und waren uns einig, dass wir mit Alena und Claudia zwei gute neue Kolleginnen bekommen hatten.

Zuhause sah ich enttäuscht, dass der AB nicht blinkte. Ben hatte nicht angerufen.

Um 20Uhr klingelte meine Ex Schwiegermutter durch. „Du hattest wohl keine Zeit für einen Rückruf? Ich plane Michaels Geburtstagsparty. Was meinst du? Wir könnten zu dem Griechen gehen, bei uns um die Ecke. Gute Küche! Wir laden die Tanten und Omas ein. Stefan möchte uns bei der Gelegenheit seine neue Freundin vorstellen. Hallo? Lisa? Kannst du mal die laute Musik im Hintergrund abstellen? Da versteht man ja sein eigenes Wort nicht! Du müsstest deinen Eltern Bescheid sagen, oder soll ich das machen? Oder Michael? Wir bezahlen selbstverständlich alles! Wir könnten das Nebenzimmer buchen, dann wären wir ungestört. Ein Gabentisch wäre schön! Danach könnt‘ ihr bei uns übernachten. Michaels Bruder wird bei der Freundin schlafen. Was meinst du? Redest du bitte mit meinem Sohn? Sag‘ ihm er soll sich nicht immer so anstellen! Es ist doch immer sehr nett, wenn wir an unseren Geburtstagen alle zusammen feiern. Wieso sagst du nichts?“ Die Frau konnte einem mit ihrer Art überrollen! Wenn die loslegte, gab es kein Halten mehr!

„Helga, es ist so: Mick mag diese Zusammenkünfte nur, wenn jemand anders aus der Familie feiert, zum Beispiel eine der Tanten. Er will lieber mit Freunden Party machen. Er fühlt sich zu jung für den alten Popanz. Wieso lässt du ihn das nicht selbst entscheiden? Ich glaube er ist alt genug! Du solltest dich da nicht so einmischen! Außerdem werde ich mich von Mick trennen. Ich bin also nicht der richtige Ansprechpartner! Ich habe mich in einen anderen Mann verliebt. Es tut mir sehr leid, Mick wird wahrscheinlich in nächster Zeit nicht gut drauf sein. Meine Eltern sind von mir enttäuscht und ihr werdet sicher auch enttäuscht sein, aber ich kann es nun mal nicht ändern. Ich möchte nicht mehr mit Michael zusammen sein! Eine Trennung hat sich schon länger angebahnt und nun ist dieser Mann in mein Leben getreten. Was soll ich sagen? Es tut mir sehr, sehr leid!“

„Gut! …Das kann man nicht ändern! Meinen Sohn wird das sehr treffen. Er liebt dich. Er will dich heiraten. Gut. …Aber wenn es so ist, …. Manfred und ich müssen das erst mal verdauen. Gut. Dann wird unser Sohn morgen nach Hause kommen. Wir werden für ihn da sein. Lisa, wenn Gras über die Sache gewachsen ist, wäre es schön wenn du uns mal besuchen kommst. Wir mögen dich alle sehr!“ Aufgelegt!

Okay!

Nun ist es raus!

Sie werden den Familienrat einberufen; Manfred mein Ex Schwiegervater, Stefan mein Ex Schwager und Helga meine Ex Schwiegermutter… Mick würde nicht alleine sein!

Am Dienstag frühstückte ich mit Frau Werner um danach wie eine Irre in meinen Computer zu kloppen! Ich war sehr angespannt! Haunschild kam herein und wuchtete seinen Hintern auf meinen Schreibtisch. Er wollte mir unbedingt von Juttas Hochzeit erzählen, also lehnte ich mich zurück und hörte zu.

Die Trauung war vergangenen Samstag. Haunschild und Frau Werner waren eingeladen.

Meine Gruppenleiterin hatte mir beim Frühstück schon ein paar Takte darüber erzählt. Zum Beispiel, wie überrascht sie war, weil Haunschild seine Frau nicht dabei hatte.

Die Braut in Rot soll super ausgesehen haben. Der Bräutigam traf optisch nicht den Geschmack von Frau Werner. „Aber er trug eine rote Krawatte und einen sehr schicken Anzug!“, sagte sie. Ansonsten war’s langweilig wie bei jeder Hochzeit. Wegen dem Rauchverbot, standen die Gäste meistens vor dem Restaurant. Darum waren die Nichtraucher traurig, weil ihnen das Gespräch fehlte. Und der Wirt war es auch, denn getrunken wurde nicht viel.

Haunschild lästerte über Juttas Mann. Figur unsportlich, Outfit Kacke, das Gesicht teigig, keine Haare auf dem Kopf und ein blöder Sack, weil er keinen Spaß verstand.

„Wie das?“, fragte ich neugierig.

Er hätte mit Jutta eng getanzt und da sei der Blödmann dazwischen gegangen. „War deine Frau auch dabei?“ wollte ich wissen. „Migräne!“ sagte er schnell und verzog sich.

Mick stieg zusammen mit einem Kameraden aus dem Zug. Der Typ filmte mich ungeniert von oben bis unten und warf meinem Ex einen anerkennenden Blick zu.

„Lisa, mein Hase! Darf ich vorstellen, das ist Tobias. Tobias, das ist Lisa, meine Braut!“ Der mir völlig fremde Mensch sagte „Hallo Traumfrau!“ zu mir und „wo ist der Lackmantel?“ zu Mick. Das war wieder mal typisch Mick! Weiß der Teufel was der den Jungs auf der Stube alles für einen Quark erzählte. Ich könnte ihm in den Sack treten aber ich lächelte nur und sagte, der Mantel wäre mir zu warm gewesen.

„Kostüm ist auch nicht schlecht, wenn sie drunter nichts an hat!“, lachte Mick und zwinkerte seinem Kumpel zu.

GLEICH HABT IHR MEINE HIGHHEELS IN EUEREN EIERN!

Als wir bei meinem Mini ankamen, hatte dieser Tobias so viel anrüchiges Zeug von Mick gehört, dass er sich zu Hause bestimmt erst mal entspannen musste. Wie konnte ich Mick nur so lange ertragen? Ich setzte mich auf den Fahrersitz, er warf seine Tasche in den Kofferraum und stellte verblüfft fest, dass ich fahren werde und nicht er.

„Schnuffel! Lass mich fahren! Du weißt doch das ich das mag, wenn du dich während der Fahrt an mich kuschelst und Schweinkram mit mir machst!“ Er fasste mir unter den Rock! „Oh! Du hast ja ein Höschen an!“ Ich hasste diesen Gesichtsausdruck!

„Jetzt pass mal auf! Wir fahren heim, essen was und reden!“ maulte ich.

Mick war richtig erschrocken. „Wieso reden? Ist was passiert?“

Ich hatte eine Kleinigkeit zu essen vorbereitet. Nachdem Mick geduscht hatte – ohne mich – setzte er sich beleidigt an den Tisch und wartete darauf dass ich was sage.

Irgendwie ging es mir ganz leicht von den Lippen!

Zuerst dachte er, dass sei ein Witz und versuchte mich in den Arm zu nehmen. Aber allmählich kapierte er doch, dass ich gerade unsere Beziehung beendet hatte.

Er legte sich aufs Sofa und heulte! Dann stand er auf, sah mir in die Augen und versprach mir alles Mögliche. Sogar, das er mich mit seinem albernen Sexkram in Ruhe ließe. Er wüsste, wie sehr mich das nervte!

Wie nett!

Dann fluchte er und beschimpfte mich! Er versprach in Zukunft alles zu ficken was nicht bei Drei auf dem Baum war! Am Ende fuhr ich ihn nach Hause, er schlug die Wagentür zu und ging in sein Elternhaus. Helga öffnete ihm und winkte mir zu.

Zuhause räumte ich die Essensreste weg und fühlte mich elend. Warum rief Ben nicht an? VERDAMMTE SCHEISSE!

Er wusste doch, dass ich heute einen schwierigen Tag haben werde.

Als es klingelte, stand meine Mutter vor der Tür. „Na?“ Sie nahm mich in den Arm. „War’s schwer?“ Ich erzählte ihr bei einer Flasche Wein, wie ich meine erste Trennung erlebt habe. Ich konnte nicht fassen, dass sie plötzlich losjammerte. „Hoffentlich hast du da nichts falsch gemacht. Mick war ein wirklich lieber netter junger Mann. Ich mochte ihn sehr! Hilfsbereit und sympathisch! So einen findest du nicht mehr so einfach. Hast du dir das auch ganz genau überlegt? Du könntest es noch rückgängig machen!“

„Stopp! Kannst du bitte akzeptieren, dass ich eine Entscheidung getroffen habe? Es wäre mir lieb wenn du jetzt gehen würdest!“ Meine Mutter stand beleidigt auf und rauschte zur Tür hinaus. Dabei stieß sie beinahe mit Jack zusammen.

Ihre Haare waren blau! Sie trug einen blauen Rolli ohne Ärmel und eine total zerfetzte Jeans. „Ach! Susanne! Ich glaube, dass meine Tochter einen Fehler gemacht hat. Vielleicht können sie nochmal mit ihr reden? Auf ihre Mutter hört sie jedenfalls nicht!“

„Werd’s versuchen!“ brummte Jack und schlich an ihr vorbei zu mir herein.

„Deine Haare müssen ganz schön was aushalten!“, sagte ich.

„Und alles überstanden?“ fragte sie und deutete auf die leere Weinflasche. „Lass mal die Luft raus! Wenn ich bei dir pennen kann, kannst du noch eine köpfen. Hab‘ ne‘ Tüte dabei!“

Sie hielt einen Joint hoch!

„Nein! Danke! In meiner Wohnung wird nicht gekifft! Was ist denn mit dir los? Du machst das doch sonst nicht?“

Sie warf sich aufs Sofa und streifte ihre Stiefel ab. Nackte Füße in schweren Bikerboots. Schwarze Fußnägel. Schwarze Lederbänder an beiden Fußgelenken.

„Mann! Hab dich nicht so! Harmloser Zeitvertreib! Ist doch nur Spaß! Den hat mir Robert gegeben und Ben lässt dich außerdem schön grüßen!“

„Wieso?“

„Der kam gerade als ich ging. Heiß sah er aus, wirklich ne Schnitte! Da kannst du Mick tatsächlich in die Tonne treten! Ich konnte ganz kurz seine trainierte Brust sehen! Heute hatte er die Haare zusammengebunden! Und dieses Gesicht! Purer Sex! Mein Höschen ist jetzt noch ganz feucht! Er hat mich gefragt ob ich dich sehen würde. Als ich sagte, ich würde in Kürze bei dir aufschlagen, meinte er ich soll dich grüßen!“

Ich setzte mich in einen Sessel. Woher wusste Jack wo Robert wohnt?

Als hätte sie meine Gedanken gelesen! „Guck nicht so blöd! Robert hat mir seine Nummer gegeben! Neulich! Für alle Fälle! Ich hab‘ ihn angerufen und gefragt ob er Getränke zuhause hätte! Er meinte, ich soll vorbeikommen“.

„Getränke?“

Sie zog die Augenbraue hoch. „Hätte ich ihn am Telefon fragen sollen, ob er eventuell einen Joint für mich rollen könnte, da ich dieser Kunst nicht mächtig bin?“

„Ich verstehe überhaupt nicht wieso du das getan hast. Dieser Robert ist doch nicht astrein, oder? Du hast doch früher keine Joints geraucht!“

Sie zündete sich eine Zigarette an und inhalierte lang. „Ich dachte, heute würde dir das guttun. Wenn du mit Mick Schluss gemacht hast, wirst du ziemlich neben der Spur sein und dann kann es vielleicht nicht schaden, zu dir zu kommen, den Abend mit dir zu verbringen, was zwitschern und ein bisschen high zu sein. Jetzt mach‘ nicht so einen Wirbel. Vergiss die Scheiß Tüte. Wir knallen uns mit Rotwein zu!“

Zwischen uns war eine merkwürdige Stimmung. Jackson war mir plötzlich fremd. Wir tranken den Wein draußen auf der Terrasse und rauchten fast eine ganze Schachtel Zigaretten. Jackson ließ Sprüche ab wie „es gibt nichts Gutes außer man tut es!“ und andere Weisheiten.

Langsam entspannten wir uns wieder. Nach dem dritten Glas wurde meine Freundin theatralisch. Mezri hier, Mezri da! Der neue Job in einem fernen Land, bla, bla. Noch drei Wochen bis zum Countdown…

Da wurde das Mädel von meinem Telefon unterbrochen. „Ben?“, rief ich.

„Lisa? Hier ist Helga. Michael hatte einen Unfall!“

Schneeflöckchen Weißröckchen

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