Читать книгу Schneeflöckchen Weißröckchen - K. Spitschka - Страница 25

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Dreiundzwanzig

„Mona!!!“ Ich schlug der Frau ins Gesicht und schüttelte sie. Jack rief endlich einen Krankenwagen. Mona atmete ganz normal, aber sie machte die Augen nicht auf.

„Sag‘ mal spinnst du jetzt komplett oder was? Wieso wartest du auf mich, bevor du einen Krankenwagen rufst? Bin ich neuerdings Ärztin? Schau‘ dir die mal an! Was hast du mit ihr gemacht? Verdammte Scheiße!“

Es klingelte. Die Sanitäter kümmerten sich um Mona und wollten gleichzeitig wissen was mit ihr geschehen ist. Das würde ich auch gerne mal erfahren! Zwischen Blutdruckmessen, Augenchecking und Kochsalzinfusion sagte Jack, sie hätten nur Prosecco getrunken, dann wäre Mona umgefallen. HA!

WER’S GLAUBT!

Sie packten Mona ein und nahmen sie mit. Wieso das Mädel nur Unterwäsche trug, hat keinen interessiert. Aber mich! Wir saßen uns gegenüber und schlürften heißen Kakao.

„Ich war mit Irmi im ‚Hell’s‘. Sie schläft heute Nacht bei Robert und Mona wollte mit zu mir“.

„Nach Bremen? Mitten in der Nacht? Musst du morgen nicht arbeiten?“

„Halt die Klappe! Wir haben in ihrem Auto Gras geraucht. Hast du schon mal Gras geraucht? Geil! Das ging ab sag ich dir. Das war ganz anders als das Dope von Robert!“

„Kennst dich aus, wa?“ (In Kürze knall ich dir eine!)

„Willst du’s jetzt wissen oder was? Mona hat eine affengeile Kiste! (HÄ?) Passat Kombi! (Ach so!) Sie hat die Sitzbank ausgebaut und eine Matratze reingelegt. Sie pennt manchmal im Auto, wenn’s mal spät wird.“

„Oder wenn sie keinen Plan mehr hat!“

„In der Disco war nix los, da haben wir’s uns auf dem Parkplatz vorm ‚Hell’s‘ gemütlich gemacht und uns hinten im Auto auf die Matratze geknallt. Mona kann schneller eine Tüte bauen wie du HEPP sagen kannst!“

„Toll!“

„Wir haben geraucht und Sterne geguckt. Durchs Schiebedach. Nach einer Weile hat sie an mir rumgemacht. Geile Erfahrung! Die ging so ran, dass ich es sofort mit ihr gemacht hätte. Und diese Titten! Sei mir nicht böse, aber da kannst du einpacken! Dann haben irgendwelche Spinner an die Scheiben geklopft und wollten mitmachen. Willst du wissen wo ich da gerade meine Finger hatte?“ Sie schlürfte ihren Kakao und grinste mich an. „Ich habe gesagt, dass wir zu mir fahren und genau da weitermachen könnten wo wir jetzt aufgehört haben“.

Sie stellte ihre Tasse ab und kaute an ihren Fingernägeln.

„Findest du das eigentlich okay was du in letzter Zeit so treibst? Du wirst mir immer suspekter! Ich dachte du liebst Mezri und willst mit ihm leben? Klär mich auf! Wieso fährst du plötzlich dauernd ins ‚Hell’s‘? Früher gingst du prinzipiell nirgendwo zweimal hin. Noch dazu mit Irmi! Was ist los? Spuck’s aus sonst hau ich dir eine rein!“

Sie stand auf und legte sich ausgetreckt auf den Boden!

„Bist du in einer Therapie? Hat dir das jemand geraten? Fräulein Susanne, wenn’s ihnen nicht gut geht, legen sie sich bitte sofort auf den Fußboden? Oder sind die Möbel aus Schweden tatsächlich so unbequem?“

„Ich bin mir nicht mehr sicher! Mit Mezri meine ich! Stell‘ dir mal vor ich geh‘ mit meiner Habe da rüber und es gefällt mir nicht? Will ich wirklich in Tunesien leben? Mein Leben lang Französisch oder Englisch sprechen? Ich hab’s mit Fremdsprachen nicht so. (HÄ?) Mezri will auf keinen Fall nach Deutschland. Verstehe ich! Nach der Begegnung mit meinen Eltern hätte ich da auch keinen Bock drauf. Er hat sich nicht wohlgefühlt. Er war irgendwie schüchtern und gehemmt. Bremen gefiel ihm irgendwie auch nicht!“

„Seid ihr überhaupt mal aus dem Bett gestiegen? Hast du ihm denn Bremen gezeigt?“

Sie streckte mir den Fuckfinger entgegen. „Sei’s wie’s sei! Ich glaube, ich hab’s mir anders überlegt. Ich fliege da nochmal rüber und erklär‘s ihm!“ flüsterte sie.

NA ENDLICH!

Wie ich’s mir seit langem dachte: VIEL LÄRM UM NICHTS!

„Gut! Nachdem wir alle schon gebucht haben, fliegen wir mit Halu nach Monastir und du beendest die Sache. Bis die Tragödie ihren Lauf nimmt versuchst du dich zu entspannen, okay? Bevor unsere Reise losgeht, müssen wir nämlich noch auf eine Hochzeit! Und jetzt sollten wir ins Krankenhaus fahren und nach Mona sehen, was meinst du?“

In null Komma nix war die Frau angezogen. In ihrem Gesicht las ich Erleichterung.

Jack war wieder an Bord!

Inzwischen war es fast 1Uhr morgens. Wir saßen vor Monas Zimmer, durften aber nicht hinein. Bisher hatten wir nichts über Monas Zustand erfahren und machten uns große Sorgen. Ein Arzt kam heraus. Auf seinem Namensschild stand Dr. Scheurich.

Ich machte mich bemerkbar und stellte mich als Monas Freundin vor. Der Mann sah mich an als würde er mich killen wollen. „Hören sie, wenn sie nicht augenblicklich verschwinden hole ich die Polizei!“

„Wie bitte?“ Ich bekam den Mund nicht mehr zu.

„Das war ihr Dad!“ sagte Jack.

„Das war ihr Dad?“

Jackson hakte sich bei mir unter und führte mich zum Ausgang. „Ihr Dad ist Internist und Kardiologe. Er hat zu Hause eine Praxis und arbeitet hier am Krankenhaus“.

„Wieso führt sich der Arsch denn so auf?“

Jackson antwortete nicht. Erst als ich sie vor ihrer Haustür absetzte fragte sie: „Willst du noch einen Absacker?“

„Nö! Wirklich nicht! Ich will nur noch in mein Bett!“

Um 11Uhr stand ich müde aber pünktlich vor Bens Haus. „Hallo ihr drei! Bitte einsteigen!“

Als die Kinder festgezurrt in ihren Sitzen saßen, küssten wir beide uns erst mal ausgiebig. Ben sagte, er hätte die Nacht kaum geschlafen. Er hatte Angst dass einer der Jungs aus dem Bett fallen könnte. Er müsste sich da was einfallen lassen.

Verschmitzt zeigt er auf Daniel. „Was sagst du meine Schöne? Daniel trägt Jeans und Thomas Cordhosen, damit du die beiden auseinander halten kannst“. Wir lehnten uns an den Mini und umarmten und küssten uns immer wieder, während Daniel mit Spucke das Fenster einsaute.

„Wir sollten jetzt losfahren. Hast du für die beiden was zu essen und zu trinken eingepackt?“ wollte ich wissen.

Ein Kuss. „Yes!“ Ein Kuss.

„Hast du die Wickeltasche dabei?“ fragte ich.

Ein Kuss. „Yes!“ Ein Kuss.

„Ich liebe dich!“

Ein Kuss. „Yes! Ich liebe dich auch!“ Ein Kuss.

DAS LEBEN KANN SO SCHÖN SEIN!

Im Zoo angekommen, wickelte ich Thomas auf einem Frotteetuch hinten im Kofferraum. Der Kleine hielt sich ganz still und beobachtete mit skeptischem Blick ob ich alles richtig machte. Mein Gott war der Junge niedlich! Danach setzten wir die beiden in den Zwillingsbuggy und fuhren durch den Park. Die Kinder quietschten begeistert und deuteten mit ihren kleinen Fingerchen auf die Tiere.

Als wir zu einem Kinderspielplatz kamen, machten wir eine Pause. Auf einem mitgebrachten Teller drückten wir den Inhalt eines Gläschens mit Früchtebrei mit einer Banane zusammen. Die Jungs wollten beide auf Papas Schenkel sitzen und von Tante Lisa gefüttert werden.

Andere Familien, die ebenfalls ihre Kids versorgten beobachteten uns. Komisches Gefühl! Die dachten sicher alle, ich wäre die Mama. Das gab mir einen Stich ins Herz und plötzlich war meine gute Laune weg!

Ben hockte die beiden nach dem Essen in den Sandkasten. Er legte den Arm um mich und sah mich an. „Nicht einfach für dich, hm?“ Ich konnte nicht antworten, ohne was Blödes zu sagen. Also hielt ich die Klappe.

Ich kuschelte mich an seine Schulter, sah eine Weile den Kleinen zu und wechselte das Thema. „Gestern Abend war Mona bei Jackson. Jack rief mich völlig hysterisch an und bat mich sofort zu kommen. Mona ging’s schlecht. Wir mussten den Notarzt rufen. Im Krankenhaus haben wir Monas Vater getroffen. Der ist dort Arzt. Er hat mich angeschrien ‚Wenn sie nicht sofort verschwinden rufe ich die Polizei!‘, als hätte ich Mona was getan! Was ist eigentlich mit der Frau los? Du kennst sie doch oder nicht?“

Er stand von der Bank auf und sah mich an. UNWIDERSTEHLICH!

„Ich besorge uns da drüben einen Kaffee, dann erzähl‘ ich dir was ich über Mona weiß, meine Schöne!“

Bis Ben zurück war spielte ich mit den Jungs, die sich inzwischen von anderen Kindern Sandspielzeug geborgt hatten. Als sie begannen mit Sand zu werfen, fing ich an zu schimpfen. Beide hörten sofort auf damit, sahen mich an, runzelten die Stirn und fingen volle Pulle an zu heulen!

MANN! MANN! MANN! Ich fing an zu schwitzen!

Da packte ich die beiden auf meinen Schoß und spielte mit ihnen ‚Hoppe Hoppe Reiter‘. Es hat sofort funktioniert! Die beiden konnten unmittelbar von heulen auf lachen umschalten!

„Stehen dir gut!“

Da war er wieder, der Mann meiner Träume und hatte zwei Latte Macchiato in den Händen. Ich setzte die Zwillinge zurück in den Sandkasten und nahm ihm einen Kaffee ab.

„Mona ist voll auf Droge! Sie klaut ihrem Vater aus der Praxis alles was turnt oder vercheckt werden kann! Früher waren Cheesly und Paul meine besten Freunde. Wir haben ab und zu mal gekifft. Vorwiegend wenn wir auf ein Konzert gingen. Aber seit die beiden Mona kennengelernt haben, nehmen sie jeden Scheiß! Sie denken sie führen ein Traumleben! In einer Disco arbeiten, den ganzen Tag pennen und Party machen. Mehr haben die Idioten anscheinend nicht mehr drauf!

Dabei haben beide eine abgeschlossene Berufsausbildung! Cheesly ist gelernter Schlosser und Kfz-Mechaniker und Paul ist Bäcker und Konditor! Er hätte den Laden seiner Eltern übernehmen sollen. Aber Paul liebt nun mal das Nachtleben! Sein Vater hat ihn vor einiger Zeit rausgeschmissen!

Mona und Christine sind zwei total verzogene Gören. Sie bezahlen zusammen die Miete der WG, weil sie alle beide von ihren Eltern gesponsert werden. Mona wohnt nicht mal da! Die wohnt zu Hause! Da ist sie näher am Arzneischrank ihres Vaters! Die Bude ist im Grunde nur zum Party machen gemietet worden. Jeder der ein Zimmer hat, muss an die zwei Weiber monatlich 100 oder 150 Euro abdrücken. Ich glaube, dass Monas Vater über seine diebische Tochter Bescheid weiß. Der muss doch Buch führen über den Medikamentenkram oder nicht? Dabei bräuchte die Tussi diesen regen Handel gar nicht betreiben. Ihre Mutter bläst ihr so viel Kohle in den Arsch, dass sie’s nicht ausgeben kann. Und im horizontalen Gewerbe verdient sie ja auch nicht schlecht!“

„Was?“ rief ich entsetzt.

“Mona und Christine prostituieren sich manchmal aus Spaß! Mona fährt eine Karre die inzwischen alle kennen, denn da drin poppen die beiden mit jedem dahergelaufenen Affen aus der Disco und nehmen dafür Geld.

Holger, das ist der Geschäftsführer vom ‚Hell’s‘ weiß das ganz genau, aber er hat anscheinend nicht das geringste Problem damit. Vielleicht darf er ab und zu mal umsonst ran. Keine Ahnung!“

DAS IST JA UNGLAUBLICH!

Wir räumten unser Zeug auf und schoben die Kindern weiter durch die Anlage. „Dieser Robert gefällt mir auch nicht! Irmi ist diesem Kerl total ausgeliefert. Die kommt von dem nicht mehr weg! Sie ist aggressiv, traurig, hilflos, verschlossen, streitsüchtig, weißt du? Es ist schwierig mit ihr zurecht zu kommen und schließlich müssen wir zusammenarbeiten!“

Ben blieb stehen und sah mich an. „Robert hat mindestens drei Mädels am Start. Wo’s ihm guttut, da lässt er sich nieder. Aber er geht wenigstens arbeiten“.

„Echt? Ich dachte er würde nur als Barkeeper im ‚Hell’s‘ arbeiten?“

„Nö! Sein Vater hat eine große Spedition. Robert ist Speditionskaufmann und wird von Papa ziemlich rangenommen. Der tut nur so planlos! Ich mag‘ ihn irgendwie!“

ICH NICHT!

Wir lieferten die Buben am späten Nachmittag bei Claudia ab. Um die Situation zu entspannen erzählte ich, wie begeistert Thomas und Daniel von den Tieren waren und wie mich die zwei ins Schwitzen brachten, als sie mit Sand warfen und ich sie schimpfen musste. Claudia verzog keine Miene. Bens Gesicht war auch gefrostet, denn als die Jungs Markus sahen, wollten beide sofort zu ihm und ihr Papa war Geschichte.

Wir fuhren still davon. „Bleib‘ heute Nacht bei mir“ sagte ich. „Ich habe was zu essen im Kühlschrank. Wir könnten das Wochenende kuschelig auf dem Sofa ausklingen lassen“.

Er zog mich an sich und sah mich an. „Dachtest du, ich will nur mein Auto holen? Ich wollte gerade Sushi oder Pizza zum Mitnehmen vorschlagen. Und als Nachtisch hätte ich einen nackten Ben anzubieten!“ grinste er.

Das Angebot hätte auch von Mick sein können!

MÄNNER!

Schneeflöckchen Weißröckchen

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